Energiewende versus Artenschutz bestimmt die Debatten in der Region.
Geplante Rotoren am Lammerskopf polarisieren – Neckar-Odenwald-Kreis in Vorreiterrolle
Rückenwind für Klimaschutz!
Energiewende versus Artenschutz bestimmt die Debatten in der Region.
Geplante Rotoren am Lammerskopf polarisieren – Neckar-Odenwald-Kreis in Vorreiterrolle
Stellungnahme zur Haltung der Steinachtal-Gemeinden zum Windpark Lammerskopf
Was mich bei den Argumenten derjenigen, die keine Windkraftanlagen im Wald möchten ärgert, ist dass sie nicht zuende gedacht sind und sich sogar widersprechen. Der Vorschlag, die Anlagen doch besser entlang der Autobahn in der Rheinebene zu errichten (konkret als Alternative für den Lammerskopf dann also an der A5 zwischen Eppelheim und Wieblingen und der A656 zwischen Heidelberg und Edingen) bedeutet konkret, dass der Windertrag pro Anlage ein Drittel geringer ausfällt:
Der Windatlas Baden-Württemberg weist auf 200m Höhe für die beste dort angegebene Turbine, die Vestas V-150 mit 4,2 MW Leistung auf dem Lammerskopf einen Jahresertrag von ca. 15 Millionen kWh/Jahr aus, an den Autobahnen nur maximal 10 Millionen kWh/Jahr. Dies bedeutet, man benötigt für den gleichen Ertrag statt z.B. sechs Anlagen neun. Eine Anlage kostet ca. 2,7 Millionen Euro, plus Bau-, Planungs- und Erschließungskosten von ca. 0,9 Millionen Euro. Die Abweichungen für diese Investitions-Nebenkosten betragen ca. 40% nach oben und unten, gehen wir also vom besten Fall aus (an der Autobahn wird es maximal billig, im Wald maximal teuer), so kostet eine Anlage in der Ebene 3,24 Millionen Euro, eine Anlage im Wald 3,96 Millionen. Wenn man nun neun Anlagen in der Ebene baut, so kostet dies knapp 6 Millionen Euro mehr als sechs Anlagen im Wald, ca. 18% der Gesamtkosten.
Nun kann man natürlich sagen, das ist es uns wert – aber hier tritt der Widerspruch in der Argumentation zutage: Denn dieselben Menschen, die die Anlagen nicht im Wald haben möchten, wettern meist auch gegen die immensen Subventionen, die die Windkraft angeblich benötige. Zahlen die vier Steinachtalgemeinden diese Mehrkosten, also schlappe 1,5 Millionen Euro pro Gemeinde?
Außerdem stellt sich die Frage, wo neun Anlagen entlang der Autobahn überhaupt hinsollen. Durch den vorgeschriebenen Mindestabstand von 700 Metern zur Wohnbebauung (die natürlich entlang der viel lauteren Autobahnen absurd ist, aber der Lärm von Windrädern ist ja vor dem Gesetz viel schlimmer als Straßenlärm) bleiben nicht viele Flächen übrig, nämlich nur ca. zwei Kilometer zwischen Heidelberger Kreuz und Edingen, und das auch nur wenn man die Einzelhöfe ignoriert und Heidelberger Gemarkung verlässt. Hinzu kommt, dass die Flächen alle landwirtschaftlich genutzt und somit in Privatbesitz sind, was es sehr viel schwieriger macht, Verpächter zu finden. Konsequenterweise weist der Potentialflächenplan des Rhein-Neckar-Kreises auch keine einzige Fläche entlang der Autobahnen aus.
Im Endeffekt bedeutet der Verweis „Not In My Backyard“ also nur eines: Dass überhaupt keine Anlagen gebaut werden sollen, mit allen Konsequenzen fürs Klima. So ehrlich sollte sich die „Ja, aber“-Fraktion schon machen.
Hier der abgedruckte, gekürzte Leserbrief in der RNZ:
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