Rückenwind für Klimaschutz!

Kategorie: Windkraft (Seite 1 von 8)

Fridays for Future Heidelberg zur Windkraft im Odenwald

Die Rede von Clara Brombacher auf der Podiumsdiskussion am 22.11.2024

Teil 1
Teil 2

Ich bin Clara Brombacher und heute stellvertretend hier für Fridays For Future Heidelberg. Sie kennen uns wahrscheinlich von unseren Klimastreiks, die wir übrigens nach wie vor regelmäßig organisieren. Die Ortsgruppe in Heidelberg engagiert sich aber seit einigen Jahren auch für den Ausbau der Windkraft in der Region. Denn es ist für unser Hauptziel, Deutschlands baldigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, natürlich von essenzieller Bedeutung, den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Ich selbst bin Studentin an der Uni Heidelberg, aktuell studiere ich Geographie im 3. Bachelorsemester. Aufgewachsen bin ich in der Nähe von München, dort gab es vor ein paar Jahren einen Bürgerentscheid zu Windrädern im Wald. In den Wochen vor dem Entscheid flammten in der Bevölkerung heftige Diskussionen auf und es fanden sich dort schnell Bürger:innen zu Pro-Windkraft-Initiativen zusammen. Der Bürgerentscheid fiel zugunsten der Windräder aus – allerdings trotz aller Bemühungen nur knapp. Letzten Herbst bin ich dann hierher gezogen, in die selbsternannte „Umwelt- und Nachhaltigkeitshauptstadt“ Heidelberg. Hier muss es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien doch bestimmt besser laufen als im konservativen Bayern, oder? Naja. Stehen tun sie nicht, aber zumindest sind die Projekte auf dem Lammerskopf und auch hier, auf dem weißen Stein, schon in der Planungsphase. Aber auch in Heidelberg driften die Meinungen in der Bevölkerung auseinander. Dabei ist es für eine schnelle und sozial gerechte Energiewende essenziell, dass umwelt- und klimabewusste Bürger:innen, sich aktiv für den Ausbau der Windenergie in der Region engagieren. Damit das möglich ist, müssen wir jedoch zunächst auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Für uns von FFF steht fest, dass die Abkehr von fossilen Energieträgern und teuren Risikotechnologien wie Atomkraft oberste Priorität hat. Schauen wir uns an, wie der größte Teil unserer Energie bisher gewonnen wird. Nämlich mit Kohle, Öl, Gas, und bis vor kurzem auch noch mit Atomkraft. Von der Lausitz über Garzweiler bis nach Leipzig: durch ganz Deutschland zieht sich eine Spur der Zerstörung, ausgelöst durch den Raubbau von Kohlekonzernen. Jetzt wird über Gasbohrungen im Borkum und am Ammersee diskutiert. Wurden die Menschen in Lützerath zu Podiumsdiskussionen über den Tagebau eingeladen? Wird beim Tagebau in Welzow-Süd auf Artenschutz und Umweltverträglichkeit geachtet? Werden die Bürger:innen am Ammersee von den Gasbohrungen eines kanadischen Konzerns profitieren können? Die Menschen, die in Deutschland für fossile Großprojekte zwangsumgesiedelt werden müssen, die sich mit einer dürftigen Entschädigung abfinden müssen, die sich vor dem Umzug überlegen müssen, ob sie ihre verstorbenen Verwandten ausgraben und mitnehmen wollen – das sind unsere Mitbürger:innen. Wir von Fridays for Future waren dort, in Lützerath, vor dem 2020 in Betrieb genommenen Kohlekraftwerk Datteln 4, in Borkum, und an vielen anderen Orten. Zusammen mit anderen Organisationen haben wir gefordert, das Wohl der eigenen Bürger:innen über die Profite von RWE und anderen Energiekonzernen zu stellen – und mussten dabei zusehen, wie unsere bundesweite Solidarität von Entscheidungsträger:innen gekonnt ignoriert wurde. Das Großkraftwerk Mannheim ist das Steinkohlekraftwerk mit den zweithöchsten CO2-Emissionen in Deutschland. Es ist eines von 106 Kohlekraftwerken, die derzeit in Betrieb sind. Hinzu kommt: Um diese Kraftwerke zu betreiben, reicht die deutsche Kohle bei weitem nicht aus. Einen großen Teil der massiven Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen, die beim Kohleabbau entstehen, lagern wir also in andere Länder aus. Ganz abgesehen von den hohen CO2-Emissionen der Fossilindustrie sollte Politiker:innen doch klar sein, dass von diesem Geschäft nicht die Bürger:innen, sondern nur fossile Großkonzerne profitieren können.

Dem Thema Atomkraft möchte ich heute nicht allzuviel Aufmerksamkeit schenken. Nur so viel: Als Übergangstechnologie ist diese alles andere als geeignet. Neben dem inakzeptablen Risiko, das die Energiegewinnung mit Kernkraft mit sich bringt, sind Atomkraftwerke so teuer, dass sie unter reinen Marktbedingungen nicht rentabel sind, und stets subventioniert werden müssen. Würden wir jetzt anfangen, Atomkraftwerke zu bauen, könnten diese außerdem erst in ca. 10 bis 15 Jahren in Betrieb genommen werden, das gilt auch für die sogenannten SMAs – Small Modular Reactors oder neue Technologien wie Kugelhaufenreaktoren (die ein Vielfaches an schwach radioaktivem Müll hinterlassen) oder Thorium-Reaktoren (welche die Reaktorhülle korrodieren). Die Scheindebatte um Atomkraft wird von konservativen Politiker:innen verwendet, um von ihrem Versagen bei der Energiewende abzulenken, und ihren Anhänger:innen zu suggerieren, dass wir einfach so weitermachen können wie bisher.

Was also bleibt? Die erneuerbaren Energien. Hier im Süden ist v.a. das Windpotenzial noch viel zu wenig ausgeschöpft. Die Bevölkerung ist sich größtenteils einig, dass auch die Rhein-Neckar-Region ihren Beitrag zur Energiewende leisten muss, und WEA installiert werden sollten. Fridays For Future Heidelberg vertritt auch zu der Frage, wo die Anlagen gebaut werden sollten, eine klare Position: Wir brauchen Windräder auf den Höhenzügen des Odenwalds! Windräder in der Rheinebene rentieren sich deutlich weniger als Windräder auf dem Weißen Stein oder Lammerskopf. Es wäre mit einem Minderertrag von über 30% zu rechnen. Dem Windatlas BW lässt sich entnehmen, dass nur Windräder auf den Höhen wirtschaftlich wären. Und ja, dafür müssen Bäume gefällt werden, Tiere werden dadurch gestört, es wird in Lebensräume eingegriffen. Aber dafür bekommen wir sauberere Energie. Naturschutz ist ein wichtiges und gerechtfertigtes Anliegen, aber ohne Klimaschutz kein Naturschutz und zum Klimaschutz gehören auch Windräder. Und zwar möglichst schnell und möglichst viele. Den Ausbau der Windenergie in der Region und den Fortschritt von laufenden Projekten zu verzögern, wäre fatal.

2024 ist das erste Jahr in dem die 1,5-Grad-Grenze überschritten wird und wir steuern stramm auf 3,1 Grad zu – auf einen Menschen übertragen bedeutet das dauerhaft 40,1 Grad Fieber! Aktuell tut kein einziger Staat genug, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Wenn wir auf dieses Jahr zurückschauen dann sollte uns klar werden, wie dramatisch die Folgen der Klimakrise schon jetzt und auch bei uns sind. Denken Sie an die Hitzewellen, an die Hochwasser, an all die Menschen, die daran in den letzten Monaten gestorben sind. Und an die unzähligen Naturkatastrophen, die sich schon seit Jahren in Regionen ereignen, die noch viel stärker von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind als wir. Ich möchte den Tod dieser Menschen nicht instrumentalisieren, aber ich möchte auch verhindern, dass sie vergessen oder banalisiert werden. Diese Menschen sind Opfer der Klimakrise geworden und wir diskutieren über 10-20 Windräder, weil wir deutsche Wälder schützen möchten.

Doch auch diese sind von den Folgen der Klimakrise massiv bedroht. Das Ergebnis der Bundeswaldinventur 2024 hat mich schockiert: Unsere Wälder stoßen mittlerweile mehr CO2 aus, als sie speichern können. Die Auswirkungen der Klimakrise sind hier bereits deutlich spürbar: Stürme, Dürren und Brände zerstören Vegetation und machen sie anfällig für Borkenkäferbefall, weshalb mittlerweile mehr Bäume absterben, als nachwachsen können. Die Schäden, die in Wäldern durch die Installation von Windenergieanlagen entstehen, sind im Vergleich dazu gering und müssen durch umfassende Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden. Ihr Nutzen für den Klimaschutz ist demgegenüber aber sehr groß: Wenn wir auf dem Odenwald einige rentable Windenergieanlagen installieren, leisten wir unseren Beitrag zur Energiewende, und damit auch zum Klimaschutz.

Klar, für eine Energiewende muss sich etwas ändern und ja, Veränderungen können unangenehm und angsteinflößend sein. Auch für mich. Deshalb engagiere ich mich für Klimagerechtigkeit. Deshalb bin ich bei Fridays for Future. Denn wir haben die Wahl, ob wir Veränderung einfach geschehen lassen oder ob wir sie aktiv mitgestalten. Ich bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass ein weiter-so nicht den Ist-Zustand aufrecht erhalten, sondern die Klimakrise befeuern wird. Wir können uns nicht für oder gegen Veränderung entscheiden. Wir können uns nur für ein bestimmten Zukunftsszenario entscheiden. Wenn wir uns alle gemeinsam, in jeder Kommune und in jeder Region, für den Ausbau der erneuerbaren Energien einsetzen und unsere eigene Energiegewinnung in Energiegenossenschaften und Initiativen aktiv mitgestalten, können wir dem Raubbau von fossilen Konzernen ein Ende bereiten. Um unsere Zukunft gemeinsam gerecht zu gestalten braucht es einen offenen und rationalen Diskurs, Demokratie und Diskussionen wie diese hier heute Abend. Aber wir dürfen uns auch nicht immer wieder in Kleinigkeiten verlieren, denn wie in dieser Rede klar geworden sein sollte, die Zeit drängt.

FAQ Windkraft am Weißen Stein

Wie bei der Podiumsdiskussion besprochen, werden wir hier nach und nach alle eingegangenen Fragen beantworten

Inhaltsverzeichnis

Ertrag

Windhöffigkeit, Windmessungen, warum nicht in der Ebene

Warum planen Sie Windkraftanlagen auf dem Weißen Stein, wenn dort noch gar keine Windmessungen durchgeführt worden sind?

Der Windatlas beruht ja nur auf einem Computermodell/Extrapolationen.

Möglicherweise ist der Unterschied zum Offenland gar nicht so groß, wie angenommen.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Ich kann Ihnen sagen, die Zahlen werden sicherlich nicht gewürfelt, sondern da sind Fachleute, da sind Experten, die setzen sich mit diesem Thema der Windhöffigkeit auseinander. Sehr wohl wird ein möglicher Projektierer da nochmals intensiver drauf schauen und ein Projektierer wird auch nirgends aktiv werden, wenn dort kein Wind weht. Und dann gibt es ja auch noch das Beispiel vom Greiner Eck, wo eben durchaus schon der Nachweis erbracht ist, dass Wind weht.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg

Wir haben jetzt in Baden-Württemberg seit mehreren Jahren ein Windatlas, den haben wir auch überarbeitet. Und diese Daten, die in diesen Modellrechnungen dargestellt sind für Baden-Württemberg, die basieren auf Windmessungen und vorhandenen – das sind leider noch nicht so viele – Windenergieprojekten, und es kommen jeden Monat neue Windenergieprojekte dazu.

Und das Gute ist… im Großen und Ganzen bestätigen diese Messungen an existierenden Windenergieanlagen ganz grob den Windatlas. Aber es gibt dann auch Ausnahmen. Wir dachten, dass im Schwarzwald auf jedem hohen Berg auch der Wind richtig weht. Aber es nützt einem Windrad nichts, wenn sich die Windrichtung regelmäßig und unplanmäßig ändert, da kommt es nicht im Ertrag raus. Und das Entscheidende ist das, der Ertrag, nicht wie stark der Wind weht sondern der Ertrag pro Quadratmeter. Und deswegen raten wir als Ministerium, die verantwortlich sind für den Windatlas, auch möglichst konkrete Messungen zu machen.

Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg

Die Stadt Heidelberg misst aktuell in der Ebene und auch am Lammerskopf. Die Messungen in der Ebene die sind sogar fast abgeschlossen und die werden dann irgendwann auch mal kommuniziert. Aber es deutet sich wohl an, dass es genauso ist wie der Windatlas es schon vorhergesehen hat. Also dieser Wunsch, die Windräder in die Ebene zu stellen, da werden wir immer wieder darauf angesprochen, und zwar mit dem Verweis, da drüben geht es doch auch – also der Blick in die Pfalz. Die Physik ist leider gegen die Region hier, weil die Anströmung von Südwest kommt und der Wind will über den Odenwald und ungefähr da, wo der Rhein ist, geht er schon hoch und der Odenwald ist wie eine Mauer und vorne dran werden sie keinen Spaß haben mit einem Windrad.

Und wenn es dann soweit kommen sollte, dass hier auch Windräder hinkommen, muss jeder Projektierer mindestens zwei Standorte messen, allein schon deshalb, weil die Banken das vorschreiben. Also Windmessungen gehören zum Grundkonstrukt, zur Grundausrüstung für jede Projektierung.

Energiewende Bergstraße

Wir haben uns dem Thema in zwei Artikeln gewidmet:

Wald

Anzahl Windräder

Wissen Sie denn ungefähr, wie viele Windräder maximal um den Weißen Stein gebaut werden? Auf Heidelberger Gemarkung bzw. auf Schriesheimer und Dossenheimer Gemarkung? Gibt es da eine Obergrenze oder eine Abschätzung?

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Also so weit sind wir in der konkreten Planung noch nicht. Es ist natürlich eine Frage, die die Menschen umtreibt darum will ich sie bestmöglich beantworten.

Wir haben schon im Vorfeld immer mal wieder von Projektierern verschiedene Pläne bekommen. Für Dossenheim und Schriesheim gehe ich nochmals – bitte nicht festlegen – von einer Zahl aus, die dürfte zwischen vier und sieben Windrädern sein. Also diese Zahl die dann mitunter kolportiert wird, dass 20 Windräder entstehen ich wüsste nicht, wo wir sie hinbauen, außer wir machen sie dann übereinander.

Und dann ist auch noch das Thema, dass Heidelberg noch dazu kommt, auch da war mal ein Projektierer da und dessen Annahme war für den Bereich Schriesheim, Dossenheim und Heidelberg (wobei ich jetzt für Heidelberg natürlich nicht sprechen kann) aber da waren es um die zwölf Windräder. Also diese 20, ich wüsste nicht wohin, aber nochmals der Planungsprozess und auch die Projektierung, das ist etwas, wo jetzt dann die nächsten Schritte sind.

Raoul Schmidt-Lamontaine, Klimabürgermeister Heidelberg

Heidelberg möchte keineswegs acht Anlagen auf Heidelberger Gemarkung bauen. Wir haben bisher auch noch keine eigenen Planungen, stehen aber in engem Austausch mit den Verwaltungen in Dossenheim und Schriesheim.

Es gibt verschiedene Anfragen von Entwicklern, welche die ungefähre Stückzahl von acht Anlagen für das gesamte Gebiet von Heidelberg bis Schriesheim sehen. Wo dann wie viele Anlagen positioniert werden können, hängt noch von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Windparklayout allgemein aber auch dem Umgang der Metropolregion im Regionalplan mit den Belangen des Vogelschutzgebiets und der Flugsicherung Mannheim.

Tiere

Erwartete Tierarten, Artenschutzprüfung

Welche windkraftsensiblen Arten sind am Weißen Stein dokumentiert bzw. erwartbar und welche Auswirkungen haben diese hinsichtlich des Konfliktpotentials?

Wird eine Prüfung des Gebiets vorgenommen?

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU

Der Weiße Stein ist eine Kategorie B-Fläche. Das sind Flächen, bei denen wir potenziell erstmal sehr schnell Bauchschmerzen bekommen, weil Kategorie-B Flächen naturschutzfachlich hochwertige Bereiche für gesetzlich geschützte und windenergie-sensible Arten sind. Jetzt ist die Frage, was kommt da an Arten vor?

Dafür ist natürlich wichtig, dass im Planungsprozess ganz genau hingeschaut wird, untersucht wird, wie können wir die Maßnahmen letztendlich dann wirklich auch punktuell genau auf diese Arten anpassen. Was wir in den Verbänden auf jeden Fall wissen, ist, dass seit 2012 der Wanderfalke im Gebiet brütet, dass dieses Jahr dort der Wespenbussard zumindest ein revier-anzeigendes Verhalten gezeigt hat und das sind beides Arten, die als Windenergie-sensibel, also als kollisionsgefährdete Arten festgeschrieben sind.

Was nicht nach Untersuchung bewiesen, aber des aufgrund des Lebensraums und der umliegenden FFH-Gebiete auf jeden Fall zu vermuten ist, was die Struktur des Lebensraums hergibt, das ist bei Fledermäusen das braune Langohr und die Bechstein-Fledermaus, die auch als windenergie-sensible Arten festgeschrieben sind.

Jetzt ist das aber auch keine Ultima Ratio wenn diese Arten vorkommen. Es gibt Lösungsmöglichkeiten. Wenn man ganz genau weiß, wo eine Art vorkommt und man weiß wo der Horst ist, kann man dann natürlich auch Mindestabstände zu den Ruheplätzen einhalten. Dafür ist natürlich wichtig, dass man vorher auch dezidiert nach artenschutzfachlichen Standards untersucht.

Deshalb wünschen wir uns, dass ganz genau die Orte angeschaut werden im Zuge einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung nach den Hinweisen der LUBW zum Thema Fledermäuse und auch Vögel.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es wird alles noch mal im Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt auf Herz und Nieren geprüft.

Und da kann es sein, dass die Fläche nochmal kleiner wird, dass vielleicht das eine oder andere Windrad rausgeschossen wird. Weil auch in Baden-Württemberg werden alle Gesetze und untergesetzlichen Regelungen eingehalten.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Ja, ich möchte das ganz konkret für Dossenheim und Schriesheim beleuchten.

Als die Gemeinderäte oder der Gemeinderat dann auch in Dossenheim dem Regionalplan zugestimmt hat, war der zweite Satz darin, dass man es für sinnvoll erachtet, das Gebiet so wie es Andre Baumann gesagt hat um 300 Meter zum Vogelschutzgebiet zu reduzieren in dem Wissen, dass es dort ein entsprechendes Konfliktpotenzial gibt.

Es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, ein Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise – und diese ist weiterhin im Kriterienkatalog drin – dass er diese Dinge durchführt.

Die Dinge werden geprüft ganz intensiv mit den entsprechenden Behörden und dann kommt ein Ergebnis bei raus.

Strategische Umweltprüfung vs. spezielle Artenschutzprüfung

In Zukunft soll es nur noch SUPs (strategische Umweltverträglichkeits-prüfung) geben. Dies bedeutet Prüfung nur auf Basis der vorhandenen Datenlage. Für das Gebiet Weißer Stein fehlen für viele Tierarten die Daten. Wie gehen Sie damit um?

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg wurde für die Windvorranggebiete vorher geschaut was die Daten hergeben, welche Arten haben wir da, wie können wir diese Räume klassifizieren, aber es wurde in einem sehr groben Raster über die Gebiete geschaut und festgelegt. Bevor die Vorranggebiete kamen war es in der Umweltverträglichkeitsprüfung Standard, dass wirklich jeder Standort ganz genau angeschaut wurde.

In den Verbänden sehen wir die Gefahr, wenn jetzt nur dieses grobe Raster angewandt wird und nur pauschal abgegolten wird, dass wir dann dort Artenschutzkonflikte haben, die nicht berücksichtigt werden.

Heinrich Petri, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg:

Ist es nicht so, dass die Regionalverbände schon die UVP durchführen im Rahmen der Flächensuche?

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es wird eine UVP durchgeführt aber wichtig ist auch, dass wir effizient vorgehen, dass wir nicht dasselbe zweimal machen, weil wenn du zweimal vermisst und kartierst, wird die Natur auch nicht besser geschützt. Wichtig ist, dass man mindestens einmal die artenschutzrechtliche Prüfung im Genehmigungsverfahren durchführt, dass die besonders genau ist, aber es wird dann eben auch eine UVP durchgeführt um dann eben auch eine gute Basis zu haben.

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Meines Erachtens ist es nicht so, dass im Zuge der Ausweisung der Vorranggebiete eine Umweltverträglichkeitsprüfung wirklich per se erfolgt, in dem das ganze auf Herz und Nieren geprüft wird, wo hier die windenergiesensible Art angeschaut wird, sondern dass da strategisch drüber geschaut worden ist, d.h. was gibt es für Arten. Also bei einer UVP muss extra kartiert werden, es muss sich extra jede Art, die betroffen sein kann, angeschaut werden.

Wir reden hier von einem sehr sensiblen Gebiet und bei der Auswahl der Vorranggebiete ist geschaut worden, was gibt es an Daten, was liegt bei der LUBW vor und das ist ein grober Kataster. Letztendlich hat sich dann dieses Bild entwickelt mit den Kategorie A und Kategorie B Flächen, wo jetzt aber nicht wirklich bekannt ist welche Art wirklich an welchem Ort ist.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Also es ist so, dass sich das die Regionalverbände auf der Basis verschiedener Stellungnahmen die eingeholt werden, auch der höheren Naturschutzbehörde, dann in der Regionalversammlung genau anschauen. Und dann wird entschieden. Und es werden Stellungnahmen eingeholt. Und egal, wie die Stellungnahmen auch ausfallen, es wird im eigentlichen Genehmigungsverfahren, im emissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren, die in Baden-Württemberg von den unteren Verwaltungsbehörden, hier vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis gemacht wird, wird nochmal alles auf Herz und Nieren geprüft.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Und es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, einen Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag, dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise, und das ist weiterhin im Kriterienkatalog drin, dass er diese Dinge durchführt.

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Dann begrüße ich es sehr, wenn es im Kriterienkatalog aufgenommen worden ist, dass diese spezielle artenschutzrechtliche Prüfung gemacht wird mit den LUBW-Hinweisen. Das ist wunderbar und da fühlen wir uns als Verbände dann auch gut mitgenommen mit dem Prozess.

Warum saß Bürgermeister Oeldorf am 22.11. nicht auf dem Podium?

Eigentlich ist es keine Meldung wert, manchmal aber verselbstständigen sich Informationen und es wird möglich, dass auch unspektakuläre Inhalte eine gesteigerte Aufmerksamkeit erhalten.

So geschehen in der journalistischen Bewertung unserer Podiumsdiskussion „Windkraft am Weißen Stein“ durch den an dem Abend anwesenden Journalisten K. Groß (MM), sowie im letzten Mitteilungsblatt in einem Artikel von Christiane Haase (CDU). Während der MM den Umstand, dass Bürgermeister Oeldorf nicht auf dem Podium saß, als “pikant“ bewertete, gab es von der CDU, C. Haase einen Tadel: „schlechter Stil“. Bedauerlich hieran ist, dass weder Christiane Haase noch sonst jemand von der CDU an dem Abend überhaupt anwesend und auch offensichtlich nicht über die Hintergründe informiert war. Das haben wir aber in einem persönlichen Gespräch nachgeholt.

Warum nun saß Bürgermeister Oeldorf am 22.11. nicht auf dem Podium?

Im April hatten wir eine „Save-the-date“-Email-Einladung an beide Bürgermeister geschickt; Diese erhielt Herr Oeldorf allerdings aus verschiedenen Gründen erst Wochen später. Bürgermeister Faulhaber meldete sich jedoch bald und bot an, entweder im Publikum zu sitzen oder gemeinsam mit Herrn Oeldorf aufs Podium zu gehen. Als sich Bürgermeister Oeldorf dann schließlich meldete, war das Setting schon besprochen und die Werbung öffentlich. In den darauffolgenden Wochen tauschten wir uns daraufhin nochmals mit beiden Bürgermeistern aus, ob das Setting so bleiben sollte; man einigte sich darauf, dass Herr Oeldorf für Fragen in der ersten Reihe sitzen und spontan aufs Podium kommt, wenn es notwendig ist, und Herr Faulhaber den Stand der Planung mit der Dialoggruppe verkündet, wie wir es auch bereits im Pressegespräch der RNZ vom 20.11. angekündigt hatten.

Am Ende der Veranstaltung führte Herr Hörnle von der RNZ ein Interview mit Herrn Oeldorf, in der dieser äußerte, dass sein „Kollege Faulhaber nichts gesagt hat, was ich nicht auch gesagt hätte“ und sich insgesamt zufrieden mit dem Format und der Veranstaltung zeigte; Sie können dies im Bericht der RNZ nachlesen. Auch uns gegenüber äußerte sich Herr Oeldorf ausschließlich positiv.

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