Aufruf zur „dringenden Unterstützung“ der ehrenamtlichen Fahrdienste ließ aufhorchen – Bürgermeisterin äußert sich aber sehr zufrieden

Rückenwind für Klimaschutz!
In seiner Sitzung am 26.2.2025 hat der Regionalverand Rhein-Neckar die bisherigen Einschätzungen und Gutachten zu den Windvorranggebieten sowie nachgemeldete Flächen bekannt gegeben.
Das Vorranggebiet Weißer Stein ist gelb (wegen der Flugsicherung und der Nähe zum Vogelschutzgebiet) und grün; der Lammerskopf rot (die vom FFH-Gutachten ausgeschlossenen Flächen) und gelb. Außerdem haben Dossenheim und Neckargemünd weitere Flächen nachgemeldet (violett).
Die Karten für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis für die Sachstände und die neu gemeldeten Flächen finden Sie hier.
Weiterer Zeitplan: Bis Anfang Mai 2025 müssen fehlende Gutachten eingereicht werden, die Gutachten werden bis spätestens 22. August 2025 bewertet und in die Beschlussvorlage eingearbeitet. Am 26. September 2025 wird die zweite Offenlage beschlossen. Die Festlegung der Vorranggebiete kann dann zum Jahreswechsel 2025/26 erfolgen.
Den zugehörigen Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung finden Sie hier
Das Gutachten der IUS zum Lammerskopf finden Sie hier.
Die Stellungname des BUND zum Gutachten finden Sie hier.
Werner Fischer (ehemaliger GVV Geschführer): Bericht: Gutachten des Konsortiums liegt vor („Windprojekt möglich!“), alle anderen Stellungnahmen (RP, Obere Naturschutzbehörde, Freiburger Inst für angw. Tierökologie, …) sehen ein Projekt dort kritisch. „Zustimmung wäre daher nicht nachvollziehbar!“. Er bedankt sich beim Konsortium, dass sie im Steinachtal das Gutachten auch bereits in Vorabversionen bekommen hatten.
Vortrag Jochen Schwarz, Edith Spielmann (BUND Steinachtal): Jochen Schwarz betont, sie seien pro Windenergie, Windenergie ist nötig. Aber nicht im FFH Gebiet. „Respekt für FFH Gebiete ist in BW weniger ausgeprägt als anderswo“. Es habe da für BW bereits Strafzahlungen gegeben.
Jochen Schwarz und Edith Spielmann kritisieren das Gutachten als unvollständig, fehlerhaft, nicht ergebnisoffen und daher als rechtlich angreifbar. Sie würden sich wüschen das Projekt wird insgesamt abgelehnt und der Lammerskopf würde stattdessen eine Landesartenhilfsprogram-Fläche. Es gebe zu viele Konflikte mit den Stellen wo Fledermäuse wohnen (Habitat) oder jagen (Kollision). Gutachten habe die Flächen, wo Fledermäuse nachgewiesen wurden, zu kleinräumig angelegt. Aber der Aktionsradius der Tiere sei halt größer als das Gutachten annehme.
Es wird die Frage in den Raum gestellt, ob denn die Windmessungen der Stadt Heidelberg durch ihre Lärmemissionen Fledermäuse erst vertrieben hätten, die man dann bei den Zählungen entsprechend auch nicht gefunden habe …
Jochen Schwarz beschreibt den „Geist“ der FFH-Regelungen: Es sei durchaus nicht jeder menschliche Eingriff verboten. Aber bei menschlichen Eingriffen hatte man an kleinere Eingriffe als das Errichten von 150-200m hohen WKA gedacht, das passe nicht zusammen.
Stimmung ruhig, kein Gepöbel, ca 150 Besucher. Vereinzelte pro-Energiewende Stellungnahmen aus dem Publikum. Fischer und Steinachtalbürgermeister kommunizieren ruhig, aber schon eindeutig mit der Richtung, man müsse halt jetzt schauen, wie man das Lammerskopf-Projekt noch verhindert bekommt.
Fischer verwahrt sich gegen den Vorwurf, man betreibe Sankt Florians Politik. Man stehe zur Notwendigkeit der Energiewende und jeder müsse seinen Beitrag leisten. „Unser Beitrag hier ist halt, dass wir dieses Gebiet schützen! Dazu stehen wir!“
Anschließend Wortmeldungen aus dem Publikum: „Versiegelung“, „Versteppung“, „Infraschall“, „WKA drehen sich ja oft gar nicht“, … Das volle Programm. Als Dangel (Bürgermeister Wilhelmsfeld) fragt woher denn die Gelder für die Gutachten kämen, ergreife ich das Wort und verteidige die Tatsache, dass am Lammerskopf regionale BEGs (und eben nicht ferne Konzerne) aktiv sind, deren Mitglieder da jetzt in der Tat ein stückweit ins Risiko gehen.
Der Streit um das FFH-Gutachten zum Lammerskopf bewegt sich auf einem sehr detaillierten Niveau, so dass eine fundierte Einschätzung selbst für Experten nur mit großem Zeitaufwand möglich ist, für Laien ist sie unmöglich. Sowohl der ausführende Gutachter Ness von IUS als auch Edith Spielmann und Jochen Schwarz vom BUND sind anerkannte Biologen und Naturschutz-Experten. Klar ist, dass die Untersuchungen zum Lammerskopf über alles hinausgehen, was üblicherweise in einem so frühen Projektstadium erfolgt. Es wurden z.B. weit mehr Fledermaus-Horchboxen installiert als gesetzlich gefordert (20 statt 3).
Die Kritik des BUND ist insoweit gerechtfertigt, als dass das Gutachten einen ausführlichen Methodenteil vermissen lässt, welcher für eine wissenschaftliche Studie notwendig wäre. Aus diesem Grund sind manche Schlüsse des Gutachtens nicht klar nachvollziehbar. Das veröffentlichte Gutachten umfasst 199 Seiten, eine vollständige wissenschaftliche Arbeit mit allen Details und Rohdaten wäre wahrscheinlich 1000 Seiten lang.
Umgekehrt genügt allerdings auch die Stellungnahme des BUND nicht diesen umfassenden Ansprüchen. Z.B. wird bei der Abschätzung des tolerierbaren Flächenverlusts von 1600 m2 auf einen Bericht eines FuE Projektes im Auftrag des BfN von Lambrecht und Trautner (2007) zurückgegriffen, der seinerseits diesen Wert von 1600 m2 nirgends begründet. Auch in der Stellungnahme werden die angegebenen eigenen Beobachtungen nicht hergeleitet sondern sind nur auf Karten eingetragen.
Dem Vorwurf des BUND, dass das Gutachten pauschal 15° Hangneigung fordert um so die flacheren Gipfel für Windräder freizuhalten, hat der Gutachter Ness in einem Artikel der RNZ inzwischen widersprochen.
Der Vorwurf des BUND, dass die Zuwegungen nicht berücksichtigt wurden ist insofern nicht gerechtfertigt, da diese erst im zweiten Schritt bei der konkreten Planung der Standorte einfließen. Dann ist auch vorgeschrieben, weitere Untersuchungen über die der erfolgten FFH-Verträglichkeitsprüfung hinaus durchzuführen (spezielle Artenschutzprüfung).
Das im Artikel genannte Gegengutachten des Freiburger Instituts für angewandte Tierökologie liegt aktuell nicht öffentlich vor, daher können wir dazu nicht Stellung nehmen.
Sowohl Gutachten der IUS als auch Stellungnahme des BUND und Gegengutachten des Freibuger Instituts werden nun bis September von den Experten der Naturschutzbehörde geprüft und dann dem Regionalverband zur Entscheidung vorgelegt. Dieser Prüfung sollte aufgrund der dargelegten Komplexität des Sachverhalts nicht vorgegriffen werden und daher enthalten wir uns einer Beurteilung, ob das Gebiet Lammerskopf für Windkraftanlagen geeignet ist oder nicht. In jedem Fall wünschen wir uns, dass die berechtigten Anliegen des Naturschutzes mit denen des Klimaschutzes in Einklang gebracht werden.
Für das Maximalszenario von 10 Windkraftanlagen am Weißen Stein und 11 auf dem Lammerskopf, für welches wir zahlreiche Visualisierungen berechnet haben (inzwischen auch für das Steinachtal und Neckargemünd), hat Wolfgang Schlez, Direktor der Beratungsfirma ProPlanEn und Mitglied von Scientist for Future Heidelberg eine Schallsimulation erstellt.
Auch diese arbeitet mit konservativen Annahmen, d.h. Anlagen mit 105dB auf Nabenhöhe, schallhartem Untergrund (in Wirklichkeit wird der Wald die Ausbreitung stark dämpfen) und Verzicht auf die Simulation von Geländereflektion.
Trotz all dieser Maximal-Annahmen zeigt sich, dass die höchsten Schallpegel, die im Süden von Wilhelmsfeld sowie Altneudorf, Schönau und Ziegelhausen erreicht werden, nicht höher als 37 dBA sein werden (d.h. etwa so laut wie Blätterrascheln) bzw. 39 dBA (leises Gespräch) in Peterstal. In allen anderen Gemeinden sind maximal 32 dBA (Flüstern) zu erwarten.
Der Grenzwert der Technischen Anleitung Lärm für reine Wohngebiete Nachts beträgt 35 dBA. Der Tages-Grenzwert beträgt dagegen 50 dBA (leise Radiomusik), diese Werte werden nur in unmittelbarer Nähe (bis ca. 300m) der Anlagen erreicht.
Da die Einhaltung dieser Grenzwerte Vorraussetzung für die Genehmigung ist, kann man davon ausgehen, dass sie bei der Standortwahl berücksichtigt werden (dies haben wir für unsere Simulation nicht getan!), darüber hinaus können Leistungsregelungen nachts für eine weiter verminderte Lautstärke sorgen.
Sie können die Simulation hier auf einer interaktiven Karte anschauen.
Leserbrief zum Artikel „Wir haben nichts anderes erwartet“ vom 17.12.2024
Von Patrick Schmidt-Kuehnle
Heute mit dabei bei der Informationsfahrt der VHS und der Stadt Schriesheim zum Windpark Greiner Eck. Erkenntnisse:
Bericht in der Sendung SWR Aktuell BW vom 22.6.2024 (ab Minute 19)
Weitere Eindrücke vom Greiner Eck bei Sonnenschein im Sommer sehen Sie hier.
Volkshochschule organisiert am Samstag eine Exkursion zum „Greiner Eck“ – Experte erwartet von den Teilnehmern „Aha-Erlebnisse“
Dossenheimer besichtigten Windräder am Greiner Eck
Von Doris Weber
Dossenheim/Neckarsteinach-Grein. Die von der Volkshochschule (VHS) organisierte Exkursion „Windkraftpark ‚Greiner Eck‘“ ist Teil der Informationspolitik des Rathauses. Die Beteiligung der Bürger hatte Bürgermeister David Faulhaber in öffentlicher Gemeinderatssitzung angekündigt. Damals wurde beschlossen, den Bau von Windkraftanlagen am Hausberg „Weißer Stein“ gemeinsam mit dem Nachbarn Schriesheim zu prüfen. So war die Fahrt zum Greiner Windpark für die Teilnehmer kostenlos. Eine Informationsveranstaltung in Dossenheims Martin-Luther-Haus ist in Vorbereitung.
Faulhaber sowie die Rathausmitarbeiter David Zerweck, Leiter des Fachdiensts „Energie, Umwelt, Mobilität“, und Carolin Vetter, begleiteten ebenso wie VHS-Leiterin Karin Kral-Laier den Ausflug. Sie sowie weitere rund 25 Teilnehmer wurden am Ziel von Jochen Ohl, Geschäftsführer der Planungsgesellschaft „3P Energieplan“, erwartet. Diese Firma plante die Windkraftanlagen am „Greiner Eck“.
Dort wurden fünf Windräder – die Begriffe Anlage und Rad werden synonym verwendet – errichtet. Der Typ „Enercon E115-3,0 MW“ hat einen Rotordurchmesser von 115 und einer Nabenhöhe von 135 Metern. Das letzte Windrad ging 2017 in Betrieb. Obwohl nur wenige Jahre zurückliegend, sind diese Maße bereits Vergangenheit. Heute seien Windräder höher, die Rotorblätter länger. Ohl berichtete von Umweltgutachten und darüber, dass auch nach Inbetriebnahme der Flug der Fledermäuse noch beobachtet wurde. Im Ergebnis stehen die Räder zu den zu erwarteten Flugzeiten still. Weiter sprach er vom notwendigen Zielabweichungsverfahren. Es bestätigte, dass durch Bau und Betrieb der Anlagen im Wald die Erhaltungsziele, wie sie für ein „Fauna-Flora-Habitat“-Schutzgebiet de᠆finiert sind, nicht beeinträchtigt werden.
Ohl erklärte auch die Anlieferung der Bauteile. Die Straßenenge sowie die sonst notwendige Fahrzeuglänge erforderten den Transport der Rotorblätter mit besonders manövrierfähigen Fahrzeugen. Die zweiteiligen Blätter am „Greiner Eck“ wurden außerdem später zusammengeschraubt. Er sprach auch vom notwendigen Fundament, das heute weniger tief, dafür komplett mit Beton verfüllt sei. Die Fundamente sind im Übrigen nach Rückbau der aus Betonringen zusammengesetzten Türme – die Anlage insgesamt hat eine Lebenserwartung von etwas über 20 Jahren – nicht einfach weiterverwendbar. Die technische Überwachung gibt nur für die Gesamtheit der Anlage grünes Licht. So verbleibe der Beton meist im Boden.
Ohl, promovierter Ingenieur der Elektrotechnik, erwies sich als Kenner seines Handwerks. Auch knifflige Fragen, wie der Abweichung von erwarteter und tatsächlicher Nennleistung und von erwarteten und tatsächlichen Windgeschwindigkeiten, beantwortete er. „Ich hoffe, sie konnten ein paar positive Eindrücke gewinnen“, eröffnete er eine Pause, bevor eine Anlage betreten wurde.
Als Fazit festgehalten wurde: Der Bau von Windkraftanlagen lässt sich unter den gegebenen Bedingungen, wie etwa der aktuellen Einspeisevergütung, für Investoren wirtschaftlich darstellen. Auch für die Eigentümer der Fläche fällt etwas ab. Bürgermeister Faulhaber machte im Gemeinderat keinen Hehl daraus, dass die Gemeinde aufgrund der Pachteinnahmen ein finanzielles Interesse haben muss. Die Entscheidung, gerade diesen Standort zu besuchen, hing daher mit der um den Weißen Stein ähnlichen Situation zusammen. Auch er liegt im „Naturpark Neckartal-Odenwald“, . Ganz so „easy“, wie man angesichts des wunderschönen Herbsttags glauben könnte, wird’s wohl trotzdem nicht werden. In jüngster Gemeinderatssitzung erkundigte sich eine Bürgerin nach Bürgerbegehren und -entscheid. Flugblätter einer Schriesheimer Bürgerinitiative sind in Dossenheim bereits im Umlauf.
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