Wir bieten hier die Informationsbroschüren der Gemeinden zum Download, darunter kommentieren wir die Argumente, die in den Broschüren gegen die Windkraft vorgebracht werden.
Inhaltsverzeichnis
Schriesheim
Die Zitate aus der Broschüre sind jeweils grau hinterlegt, direkt danach jeweils unser Kommentar.
Freie Wähler
Unsere Wälder sind mehr als nur Baumflächen – sie sind hochkomplexe Ökosysteme, in denen seltene Tiere und Pflanzen leben. Durch den Bau von Windrädern müssten Zufahrtsstraßen, Fundamente und Kranstellflächen geschaffen werden – dies bedeutet Rodung, Bodenversiegelung und eine massive Störung des ökologischen Gleichgewichts.
Der Verlust von Lebensraum für Wildtiere wie Greifvögel, Fledermäuse und Insekten ist nicht zu unterschätzen – gerade dort, wo sie ohnehin durch andere Faktoren wie Klimawandel oder Landwirtschaft bedroht sind.
In der Tat sind Wälder hochkomplexe Ökosysteme. Als solche haben sie auch eine gewissen Elastizität gegenüber äußeren Einflüssen. Diese Elastizität hat aber natürlich Grenzen und an einem gewissen Punkt besteht die Gefahr, dass das gesamte System zusammenbricht. Dies ist aktuell z.B. beim Amazonas-Regenwald der Fall, der insgesamt ca. 10% seiner Fläche verloren hat, in Brasilien bereits 30-40%.

Demgegenüber steht ein Flächenverlust von 0,2% für den Wald auf Schriesheimer und Dossenheimer Gemarkung – das gesamte Waldgebiet ist noch um einiges größer, insbesondere Richtung Heidelberg. Daher sind negative Effekte auf das Gesamtsystem nicht zu erwarten, das zeigt auch die praktische Erfahrung aus existierenden Projekten – im Gegenteil, die Naturschutzauflagen und die Einkünfte für die Gemeinden würden durch ökologische Aufwertungsprojekte zu konkreten Verbesserungen für den Wald führen; und diese sind auch dringend notwendig angesichts der Schäden, die die klimwandel-bedingte Hitze und Trockenheit auch in unserem Wald anrichtet.
Wälder sind natürliche CO2-Speicher und damit ein aktiver Klimaschützer. Wenn wir zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen wollen, müssen wir nicht nur erneuerbare Energien fördern, sondern auch bestehende CO2-Speicher wie den Wald erhalten und stärken.
Waldzerstörung zur Errichtung von Windrädern konterkariert diese Klimaschutzziele.
Die CO2-Speicher-Kapazität von Wäldern wird häufig überschätzt. Als obere Grenze werden 6 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr angenommen. Auf der anderen Seite sparen Windräder (die eine Fläche von einem Hektar Wald in Anspruch nehmen) durch die Vermeidung von Kohlestrom enorme Mengen CO2 ein, und zwar beim angenommenen Ertrag (per Wind-Messung auf dem Lammerskopf durch den Fachgutachter) von 20.470.000 kWh pro Jahr mal 0,000949 Tonnen CO2 pro kWh Steinkohlestrom = 19.426 Tonnen pro Jahr – also mehr als das 3000-fache.

Windkraftanlagen in Waldgebieten greifen massiv in das gewachsene Landschaftsbild ein, was besonders in naturnahen Regionen auf Widerstand stößt. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch den Eingriff in ihre gewohnte Umgebung in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt – etwa durch Lärm, Schattenwurf oder den visuellen Eindruck.
Selbstverständlich sind Windkraftanlagen nicht unsichtbar. Aber von den allermeisten Stellen aus werden Sie die Windräder nicht sehen können. Sie müssen dafür hinaus Richtung Rheinebene gehen oder auf die andere Seite des Kanzelbachtals. Wenn Sie im Wald spazieren gehen, werden Ihnen die Windräder ebenfalls meistens nicht auffallen – es ist erstaunlich, wie nah man herangehen muss, um sie durch die Bäume zu sehen – erst wenn man fast darunter steht kann man sie sehen oder hören. Probieren Sie das gerne z.B. beim Greiner Eck aus (am 25.10. bieten die Ökostromer Dossenheim noch eine Fahrt zu einem Windpark an). Natürlich liegt die Schönheit im Auge des Betrachters – viel hängt davon ab, mit welcher inneren Einstellung Sie die Windräder betrachten. Wenn Sie sich bewusst machen, dass sie ein Zeichen unserer gemeinsamen Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Kinder sind und welche enormen Mengen Energie sie mit einer einzigen Umdrehung produzieren, werden Sie sie nicht mit Ablehnung, sondern mit Stolz betrachten.
CDU

Der Aufwand für Erschließung, Wartung und Betrieb der Windkraftanlagen steht in keinem angemessenen Verhältnis zum zu erwartenden Ertrag.
Es bleibt unklar, welcher Aufwand bzw. Ertrag hier gemeint ist. Finanziell wird sich die Errichtung auf jeden Fall lohnen – sowohl für den Betreiber, der ja Millionenbeträge investiert (ca. 10 Millionen pro Anlage) als auch für die Gemeinde, für die ja überhaupt keine Kosten entstehen, sondern nur Einnahmen.
Notwendige Eingriffe im Rahmen von Infrastrukturmaßnahmen und ihre negativen Auswirkungen auf den Wald als Naherholungsgebiet gewichten wir höher als die durch die Nutzung von Windkraft erzielbaren Erträge für Schriesheim als Stadt, die Bürgerinnen und Bürger aber auch die Region.
Das ist eine sehr persönliche und damit nicht nachprüfbare Beurteilung. Ausschlaggebend ist hier die Gewichtung der befürchteten Beeinträchtungen als Naherholungsgebiet. Diese ist höchst subjektiv. Tatsächlich, wie man z.B. am Greiner Eck sehen kann, wird die Naherholung kaum bis gar nicht beeinträchtigt, zum Einen durch die geringe Flächenanspruchnahme, zum Anderen auch durch die Anlagen selbst, die durch den Wald kaum zu sehen oder zu hören sind bzw. sein werden. Im Gegenteil können sie ein Ausflugsziel werden. Im Grunde müsste man nach dieser Logik auch den Weißen Stein, zumindest den Fernsehturm als “Beeinträchtigung der Naherholung” klassifizieren.
[Der Schriesheimer Forst] ist ein bewirtschafteter Forst mit ökologischer und ökonomischer Relevanz und ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Diese Qualitäten würden durch die für die Nutzung notwendigen Eingriffe erheblich beeinträchtigt.
Das ist eine mutige Behauptung, die durch die Flächeninanspruchnahme von 0,2% nicht gedeckt ist. Ab wie viel Prozent ist für die CDU “erheblich”? Eine schöne und tatsächlich von der Größenordnung her vergleichbare Analogie ist ein Garten von 100 qm, in den man vier Trittsteine legt. Wird dadurch die Qualität des Gartens ebenfalls erheblich beeinträchtigt?
[Wir stehen für den] Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Der Erhalt und Schutz des Schriesheimer Waldes ist für uns ein klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, regionaler Identität und Lebensqualität.
uch der Schriesheimer Wald leidet unter dem Klimawandel, gleichzeitig hat die Stadt kein Geld für Ausgleichs- oder Anpassungsmaßnahmen. Durch eine Artenschutzprüfung und folgende Ausgleichsmaßnahmen wird dem Wald dagegen direkt geholfen.
Bürgergemeinschaft Schriesheim
Wir sehen darin keinen Sinn, dieses Naherholungsgebiet durch Windkrafträder zu zerstören.
Begriffe wie “Zerstörung” sind angesichts der geringen Flächen vollkommen unangemessen. Siehe unsere vorigen Kommentare.
Initiative Schriesheimer Bürger

Nicht alle Vorstände der ISB sind gegen Windkraft am Weißen Stein. Bei der Bürgerinformationsveranstaltung hat sich der Vorstand Hilmar Frey daher explizit enthalten und diese Position der ISB ist mittlerweile auch in der RNZ veröffentlicht worden.
Vielmehr sind es unsere Wälder, die uns zur Seite stehen, dabei Kohlendioxid speichern.
Siehe unseren vorigen Kommentar im Abschnitt zu den Freien Wählern. Ein Windrad spart pro Jahr mehr CO2 ein, als der gesamte Schriesheimer und Dossenheimer Wald pro Jahr aufnehmen kann. Daher ist das Argument des CO2 – Speichers nicht stichhaltig.
[Vielmehr sind es unsere Wälder], die Schutzräume für Fauna und Flora und uns Menschen Erholung bieten.
Siehe unseren vorigen Kommentare zu den entsprechenden Argumenten bei FW und CDU.
FDP


Innerhalb der FDP ist vor allem Gemeinderatsmitglied Wolfgang Renkenberger gegen die Windkraft. Er hat das Statement der Fraktion in der Infobroschüre alleine erstellt.
Pachteinnahmen, die Steuergelder sind, weil sie nicht erwirtschaftet werden, sondern Subventionen sind, sind kein Argument für die Zerstörung intakten Waldes. Auf der anderen Seite des Rheingrabens, in Rheinland-Pfalz, nutzt man erfolgreich Windkraft in der Ebene.

Gegenwind Bergstraße
Auf die Argumente von Gegenwind Bergstraße im Anhang der Infobroschüre sind wir an anderer Stelle bereits eingegangen:


Dossenheim
FDP
Der SWR erläutert in der Sendung SWR Aktuell Baden-Württemberg (05.08.2025, 19.30 Uhr), dass der wirtschaftliche Ausbau der Windkraft in Süddeutschland für Standorte mit wenig Wind nur mit Zahlungen (Nachteilsausgleich für windschwächere Regionen) möglich ist und stellt zugleich die Frage, ob das Ende des Ausbaus drohe. Wird das Referenzertragsmodell angepasst und reduzieren sich diese Zahlungen, wird das Betreiben von Windkraftanlagen in windschwächeren Regionen unwirtschaftlich. Damit können prognostizierte Einnahmen entfallen oder deutlich geringer ausfallen als von den Projektierern bisher avisiert.
Die FDP Schriesheim hatte zu dieser Frage eine Veranstaltung organisiert, Sie finden den zugehörigen Bericht aus der RNZ hier.
Bei den Standorten auf dem Weißen Stein wird ein Referenzertrag von ca. 79% erwartet (ggü. nur 48% in der Ebene) – dies ist vergleichbar mit Standorten in der Norddeutschen Tiefebene. Der Ausgleich durch das Referenzertragsmodell ist nicht explizit für Süddeutschland oder Waldstandorte sinnvoll und notwendig. Im übrigen sind die Ausgleichszahlungen bzw Subventionen für Windkraft an Land verschwindend gering im Verhältnis zu anderen Energie-Subventionen.

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