Wie bei der Podiumsdiskussion besprochen, werden wir hier nach und nach alle eingegangenen Fragen beantworten
Inhaltsverzeichnis
Ertrag
Windhöffigkeit, Windmessungen, warum nicht in der Ebene
Warum planen Sie Windkraftanlagen auf dem Weißen Stein, wenn dort noch gar keine Windmessungen durchgeführt worden sind?
Der Windatlas beruht ja nur auf einem Computermodell/Extrapolationen.
Möglicherweise ist der Unterschied zum Offenland gar nicht so groß, wie angenommen.
David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:
Ich kann Ihnen sagen, die Zahlen werden sicherlich nicht gewürfelt, sondern da sind Fachleute, da sind Experten, die setzen sich mit diesem Thema der Windhöffigkeit auseinander. Sehr wohl wird ein möglicher Projektierer da nochmals intensiver drauf schauen und ein Projektierer wird auch nirgends aktiv werden, wenn dort kein Wind weht. Und dann gibt es ja auch noch das Beispiel vom Greiner Eck, wo eben durchaus schon der Nachweis erbracht ist, dass Wind weht.
Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg
Wir haben jetzt in Baden-Württemberg seit mehreren Jahren ein Windatlas, den haben wir auch überarbeitet. Und diese Daten, die in diesen Modellrechnungen dargestellt sind für Baden-Württemberg, die basieren auf Windmessungen und vorhandenen – das sind leider noch nicht so viele – Windenergieprojekten, und es kommen jeden Monat neue Windenergieprojekte dazu.
Und das Gute ist… im Großen und Ganzen bestätigen diese Messungen an existierenden Windenergieanlagen ganz grob den Windatlas. Aber es gibt dann auch Ausnahmen. Wir dachten, dass im Schwarzwald auf jedem hohen Berg auch der Wind richtig weht. Aber es nützt einem Windrad nichts, wenn sich die Windrichtung regelmäßig und unplanmäßig ändert, da kommt es nicht im Ertrag raus. Und das Entscheidende ist das, der Ertrag, nicht wie stark der Wind weht sondern der Ertrag pro Quadratmeter. Und deswegen raten wir als Ministerium, die verantwortlich sind für den Windatlas, auch möglichst konkrete Messungen zu machen.
Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg
Die Stadt Heidelberg misst aktuell in der Ebene und auch am Lammerskopf. Die Messungen in der Ebene die sind sogar fast abgeschlossen und die werden dann irgendwann auch mal kommuniziert. Aber es deutet sich wohl an, dass es genauso ist wie der Windatlas es schon vorhergesehen hat. Also dieser Wunsch, die Windräder in die Ebene zu stellen, da werden wir immer wieder darauf angesprochen, und zwar mit dem Verweis, da drüben geht es doch auch – also der Blick in die Pfalz. Die Physik ist leider gegen die Region hier, weil die Anströmung von Südwest kommt und der Wind will über den Odenwald und ungefähr da, wo der Rhein ist, geht er schon hoch und der Odenwald ist wie eine Mauer und vorne dran werden sie keinen Spaß haben mit einem Windrad.
Und wenn es dann soweit kommen sollte, dass hier auch Windräder hinkommen, muss jeder Projektierer mindestens zwei Standorte messen, allein schon deshalb, weil die Banken das vorschreiben. Also Windmessungen gehören zum Grundkonstrukt, zur Grundausrüstung für jede Projektierung.
Energiewende Bergstraße
Wir haben uns dem Thema in zwei Artikeln gewidmet:
Wald
Anzahl Windräder
Wissen Sie denn ungefähr, wie viele Windräder maximal um den Weißen Stein gebaut werden? Auf Heidelberger Gemarkung bzw. auf Schriesheimer und Dossenheimer Gemarkung? Gibt es da eine Obergrenze oder eine Abschätzung?
David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:
Also so weit sind wir in der konkreten Planung noch nicht. Es ist natürlich eine Frage, die die Menschen umtreibt darum will ich sie bestmöglich beantworten.
Wir haben schon im Vorfeld immer mal wieder von Projektierern verschiedene Pläne bekommen. Für Dossenheim und Schriesheim gehe ich nochmals – bitte nicht festlegen – von einer Zahl aus, die dürfte zwischen vier und sieben Windrädern sein. Also diese Zahl die dann mitunter kolportiert wird, dass 20 Windräder entstehen ich wüsste nicht, wo wir sie hinbauen, außer wir machen sie dann übereinander.
Und dann ist auch noch das Thema, dass Heidelberg noch dazu kommt, auch da war mal ein Projektierer da und dessen Annahme war für den Bereich Schriesheim, Dossenheim und Heidelberg (wobei ich jetzt für Heidelberg natürlich nicht sprechen kann) aber da waren es um die zwölf Windräder. Also diese 20, ich wüsste nicht wohin, aber nochmals der Planungsprozess und auch die Projektierung, das ist etwas, wo jetzt dann die nächsten Schritte sind.
Raoul Schmidt-Lamontaine, Klimabürgermeister Heidelberg
Heidelberg möchte keineswegs acht Anlagen auf Heidelberger Gemarkung bauen. Wir haben bisher auch noch keine eigenen Planungen, stehen aber in engem Austausch mit den Verwaltungen in Dossenheim und Schriesheim.
Es gibt verschiedene Anfragen von Entwicklern, welche die ungefähre Stückzahl von acht Anlagen für das gesamte Gebiet von Heidelberg bis Schriesheim sehen. Wo dann wie viele Anlagen positioniert werden können, hängt noch von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Windparklayout allgemein aber auch dem Umgang der Metropolregion im Regionalplan mit den Belangen des Vogelschutzgebiets und der Flugsicherung Mannheim.
Tiere
Erwartete Tierarten, Artenschutzprüfung
Welche windkraftsensiblen Arten sind am Weißen Stein dokumentiert bzw. erwartbar und welche Auswirkungen haben diese hinsichtlich des Konfliktpotentials?
Wird eine Prüfung des Gebiets vorgenommen?
Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU
Der Weiße Stein ist eine Kategorie B-Fläche. Das sind Flächen, bei denen wir potenziell erstmal sehr schnell Bauchschmerzen bekommen, weil Kategorie-B Flächen naturschutzfachlich hochwertige Bereiche für gesetzlich geschützte und windenergie-sensible Arten sind. Jetzt ist die Frage, was kommt da an Arten vor?
Dafür ist natürlich wichtig, dass im Planungsprozess ganz genau hingeschaut wird, untersucht wird, wie können wir die Maßnahmen letztendlich dann wirklich auch punktuell genau auf diese Arten anpassen. Was wir in den Verbänden auf jeden Fall wissen, ist, dass seit 2012 der Wanderfalke im Gebiet brütet, dass dieses Jahr dort der Wespenbussard zumindest ein revier-anzeigendes Verhalten gezeigt hat und das sind beides Arten, die als Windenergie-sensibel, also als kollisionsgefährdete Arten festgeschrieben sind.
Was nicht nach Untersuchung bewiesen, aber des aufgrund des Lebensraums und der umliegenden FFH-Gebiete auf jeden Fall zu vermuten ist, was die Struktur des Lebensraums hergibt, das ist bei Fledermäusen das braune Langohr und die Bechstein-Fledermaus, die auch als windenergie-sensible Arten festgeschrieben sind.
Jetzt ist das aber auch keine Ultima Ratio wenn diese Arten vorkommen. Es gibt Lösungsmöglichkeiten. Wenn man ganz genau weiß, wo eine Art vorkommt und man weiß wo der Horst ist, kann man dann natürlich auch Mindestabstände zu den Ruheplätzen einhalten. Dafür ist natürlich wichtig, dass man vorher auch dezidiert nach artenschutzfachlichen Standards untersucht.
Deshalb wünschen wir uns, dass ganz genau die Orte angeschaut werden im Zuge einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung nach den Hinweisen der LUBW zum Thema Fledermäuse und auch Vögel.
Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:
Es wird alles noch mal im Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt auf Herz und Nieren geprüft.
Und da kann es sein, dass die Fläche nochmal kleiner wird, dass vielleicht das eine oder andere Windrad rausgeschossen wird. Weil auch in Baden-Württemberg werden alle Gesetze und untergesetzlichen Regelungen eingehalten.
David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:
Ja, ich möchte das ganz konkret für Dossenheim und Schriesheim beleuchten.
Als die Gemeinderäte oder der Gemeinderat dann auch in Dossenheim dem Regionalplan zugestimmt hat, war der zweite Satz darin, dass man es für sinnvoll erachtet, das Gebiet so wie es Andre Baumann gesagt hat um 300 Meter zum Vogelschutzgebiet zu reduzieren in dem Wissen, dass es dort ein entsprechendes Konfliktpotenzial gibt.
Es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, ein Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise – und diese ist weiterhin im Kriterienkatalog drin – dass er diese Dinge durchführt.
Die Dinge werden geprüft ganz intensiv mit den entsprechenden Behörden und dann kommt ein Ergebnis bei raus.
Strategische Umweltprüfung vs. spezielle Artenschutzprüfung
In Zukunft soll es nur noch SUPs (strategische Umweltverträglichkeits-prüfung) geben. Dies bedeutet Prüfung nur auf Basis der vorhandenen Datenlage. Für das Gebiet Weißer Stein fehlen für viele Tierarten die Daten. Wie gehen Sie damit um?
Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:
Von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg wurde für die Windvorranggebiete vorher geschaut was die Daten hergeben, welche Arten haben wir da, wie können wir diese Räume klassifizieren, aber es wurde in einem sehr groben Raster über die Gebiete geschaut und festgelegt. Bevor die Vorranggebiete kamen war es in der Umweltverträglichkeitsprüfung Standard, dass wirklich jeder Standort ganz genau angeschaut wurde.
In den Verbänden sehen wir die Gefahr, wenn jetzt nur dieses grobe Raster angewandt wird und nur pauschal abgegolten wird, dass wir dann dort Artenschutzkonflikte haben, die nicht berücksichtigt werden.
Heinrich Petri, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg:
Ist es nicht so, dass die Regionalverbände schon die UVP durchführen im Rahmen der Flächensuche?
Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:
Es wird eine UVP durchgeführt aber wichtig ist auch, dass wir effizient vorgehen, dass wir nicht dasselbe zweimal machen, weil wenn du zweimal vermisst und kartierst, wird die Natur auch nicht besser geschützt. Wichtig ist, dass man mindestens einmal die artenschutzrechtliche Prüfung im Genehmigungsverfahren durchführt, dass die besonders genau ist, aber es wird dann eben auch eine UVP durchgeführt um dann eben auch eine gute Basis zu haben.
Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:
Meines Erachtens ist es nicht so, dass im Zuge der Ausweisung der Vorranggebiete eine Umweltverträglichkeitsprüfung wirklich per se erfolgt, in dem das ganze auf Herz und Nieren geprüft wird, wo hier die windenergiesensible Art angeschaut wird, sondern dass da strategisch drüber geschaut worden ist, d.h. was gibt es für Arten. Also bei einer UVP muss extra kartiert werden, es muss sich extra jede Art, die betroffen sein kann, angeschaut werden.
Wir reden hier von einem sehr sensiblen Gebiet und bei der Auswahl der Vorranggebiete ist geschaut worden, was gibt es an Daten, was liegt bei der LUBW vor und das ist ein grober Kataster. Letztendlich hat sich dann dieses Bild entwickelt mit den Kategorie A und Kategorie B Flächen, wo jetzt aber nicht wirklich bekannt ist welche Art wirklich an welchem Ort ist.
Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:
Also es ist so, dass sich das die Regionalverbände auf der Basis verschiedener Stellungnahmen die eingeholt werden, auch der höheren Naturschutzbehörde, dann in der Regionalversammlung genau anschauen. Und dann wird entschieden. Und es werden Stellungnahmen eingeholt. Und egal, wie die Stellungnahmen auch ausfallen, es wird im eigentlichen Genehmigungsverfahren, im emissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren, die in Baden-Württemberg von den unteren Verwaltungsbehörden, hier vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis gemacht wird, wird nochmal alles auf Herz und Nieren geprüft.
David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:
Und es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, einen Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag, dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise, und das ist weiterhin im Kriterienkatalog drin, dass er diese Dinge durchführt.
Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:
Dann begrüße ich es sehr, wenn es im Kriterienkatalog aufgenommen worden ist, dass diese spezielle artenschutzrechtliche Prüfung gemacht wird mit den LUBW-Hinweisen. Das ist wunderbar und da fühlen wir uns als Verbände dann auch gut mitgenommen mit dem Prozess.
Schreibe einen Kommentar