Wie bei der Podiumsdiskussion besprochen, werden wir hier nach und nach alle eingegangenen Fragen beantworten

Inhaltsverzeichnis

Bürgerbeteiligung

Projektbeirat.

Was spricht für bzw. gegen einen Bürgerbeirat zur Begleitung der Detailplanung des Projektierers (wie in Heidelberg)?

2 Mal gefragt

Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg:

Aus dieser Erfahrung haben wir gesagt: Also wenn es dann was wird mit Lammerskopf, versuchen wir mal was anderes: Jenseits von behördlichen Auflagen oder von Verpflichtungen die Betroffenen zu Beteiligten machen. Wir nehmen mal die rein, die an der Stelle betroffen sein könnten, also die Achse Steinachtal, dann zwei BIs, BUND, NABU, natürlich auch die Energiegenossenschaften, die Stadt Heidelberg, also noch ein paar Kommunen und Parents for Future, und einen neutralen Moderator und natürlich auch die ganze Planerschiene. Von der Struktur her einen geschützten Raum mit allen Leuten, die dazu was zu sagen haben; Ich kann eigentlich nur empfehlen, das woanders auch zu etablieren. Man muss sich natürlich nochmal genau überlegen, wer dann mit dabei sitzen soll.

Und man darf auch nicht erwarten, dass sich am Schluss alle in den Armen liegen. Aber bei der Entwicklung von so einem Großprojekt wird das mit Sicherheit helfen, dass weniger Dynamik, weniger Streit, weniger unsachliche Auseinandersetzungen passieren. Und ich glaube, da ist schon eine Menge gewonnen und die Qualität steigt auch, weil die Leute, die sich vor Ort auskennen mit in die Planung eingebunden werden und auch ihr Know-how mit einbringen können, ihr Fachwissen vor Ort.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Der bisherige Weg, wie wir als Dossenheim und Schriesheim wie wir mit der Thematik umgegangen sind, zuletzt jetzt dann auch mit dem Dialogforum, ist ein Erfolg, meine ich. Weil genau das, was Sie sagen, Herr Jost, wir haben wirklich mit allen gesprochen, ob das Windkraftbefürworter, ob das Windkraftgegner waren.

Wir haben die Bürger und Bürgerinnen intensiv eingebunden und von daher – und auch das war schon Gegenstand der Diskussion in der Dialoggruppe – hätte auch ein projektbegleitendes Format einen großen, großen Mehrwert. Und da könnte man dann die Probleme die Sie angesprochen haben zu einem frühen Zeitpunkt negieren und sagen, wie es tatsächlich ist; Und man hätte auch die Leute am weiteren Projekt beteiligt. Also ich glaube, ist durchaus etwas, das wir auf dem weiteren Weg bedenken oder mitnehmen sollten.

Bürgerentscheid.

Wird es einen Bürgerentscheid geben?

4 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße:

Das Thema Windkraft ist sehr komplex. Durch die Einrichtung der Dialoggruppe hatten Vertreter beider Gemeinderäte fast ein Jahr lang Gelegenheit, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und Experten zu hören, und diese intensive Beschäftigung ist auch notwendig. Zusätzlich wurden durch die Bürgerdialoge Anfang 2024 und die Anhörung der Bürgerinitiativen „Energiewende Bergstraße“, „Gegenwind Bergstraße“ und „Ökostromer Dossenheim“ im Herbst 2024 auch Bürger eingebunden. Der Kriterienkatalog spiegelt die Vielzahl der Anregungen, Bedenken und Überlegungen wieder, die im Laufe des Verfahrens gesammelt wurden. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, einen Projektbeirat einzurichten, an dem auch Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände teilnehmen. Stand heute ist daher davon auszugehen, dass die Mehrheit beider Gemeinderäte dem von der Dialoggruppe erarbeiteten Kriterienkatalog zustimmt und keinen Bürgerentscheid beschließen wird, für welchen zwei Drittel der Stimmen aller Mitglieder des jeweiligen Gemeinderates notwendig sind.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Ich bin der Meinung, ein Bürgerentscheid muss -sollte er von der Bevölkerung gewollt sein- zwingend auch durch diese initiiert werden. Einen durch den Gemeinderat veranlassten Entscheid erachte ich als schlichtes Wegducken.

Ertrag

Windhöffigkeit, Windmessungen, warum nicht in der Ebene.

Warum planen Sie Windkraftanlagen auf dem Weißen Stein, wenn dort noch gar keine Windmessungen durchgeführt worden sind?

Der Windatlas beruht ja nur auf einem Computermodell / Extrapolationen. Möglicherweise ist der Unterschied zum Offenland gar nicht so groß, wie angenommen.

8 Mal gefragt

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Ich kann Ihnen sagen, die Zahlen werden sicherlich nicht gewürfelt, sondern da sind Fachleute, da sind Experten, die setzen sich mit diesem Thema der Windhöffigkeit auseinander. Sehr wohl wird ein möglicher Projektierer da nochmals intensiver drauf schauen und ein Projektierer wird auch nirgends aktiv werden, wenn dort kein Wind weht. Und dann gibt es ja auch noch das Beispiel vom Greiner Eck, wo eben durchaus schon der Nachweis erbracht ist, dass Wind weht.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Wir haben jetzt in Baden-Württemberg seit mehreren Jahren ein Windatlas, den haben wir auch überarbeitet. Und diese Daten, die in diesen Modellrechnungen dargestellt sind für Baden-Württemberg, die basieren auf Windmessungen und vorhandenen – das sind leider noch nicht so viele – Windenergieprojekten, und es kommen jeden Monat neue Windenergieprojekte dazu.

Und das Gute ist… im Großen und Ganzen bestätigen diese Messungen an existierenden Windenergieanlagen ganz grob den Windatlas. Aber es gibt dann auch Ausnahmen. Wir dachten, dass im Schwarzwald auf jedem hohen Berg auch der Wind richtig weht. Aber es nützt einem Windrad nichts, wenn sich die Windrichtung regelmäßig und unplanmäßig ändert, da kommt es nicht im Ertrag raus. Und das Entscheidende ist das, der Ertrag, nicht wie stark der Wind weht sondern der Ertrag pro Quadratmeter. Und deswegen raten wir als Ministerium, die verantwortlich sind für den Windatlas, auch möglichst konkrete Messungen zu machen.

Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg:

Die Stadt Heidelberg misst aktuell in der Ebene und auch am Lammerskopf. Die Messungen in der Ebene sind sogar fast abgeschlossen und die werden dann irgendwann auch mal kommuniziert. Aber es deutet sich wohl an, dass es genauso ist wie der Windatlas es schon vorhergesehen hat. Also dieser Wunsch, die Windräder in die Ebene zu stellen, da werden wir immer wieder darauf angesprochen, und zwar mit dem Verweis, da drüben geht es doch auch – also der Blick in die Pfalz. Die Physik ist aber leider gegen die Region hier, weil die Anströmung von Südwest kommt und der Wind will über den Odenwald und ungefähr da, wo der Rhein ist, geht er schon hoch und der Odenwald ist wie eine Mauer und vorne dran werden sie keinen Spaß haben mit einem Windrad.

Und wenn es dann soweit kommen sollte, dass hier auch Windräder hinkommen, muss jeder Projektierer mindestens zwei Standorte messen, allein schon deshalb, weil die Banken das vorschreiben. Also Windmessungen gehören zum Grundkonstrukt, zur Grundausrüstung für jede Projektierung.

Energiewende Bergstraße:

Wir haben uns dem Thema in zwei Artikeln gewidmet:

Kleinwindanlagen

Wie groß müsste ein Windrad auf einem Dach sein um eine vierköpfige Familie mit Strom zu versorgen?

1 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße:

Das ist die Standard-Industrieformel für die Leistung einer Windkraftanlage. ρ ist die Dichte des Windes, üblicherweise 1,225 kg/m3 und cp ist der sogenannte Betzsche Leistungsbeiwert, der physikalisch bedingt nicht größer als 60% sein kann. Die Fläche A ist bei einer kreisförmigen Rotorfläche π · r2. Lösen wir das nach dem Radius r auf und setzen die typische Windgeschwindigkeit für 10 Meter Höhe ein, in der üblicherweise Kleinwindanlagen stehen, nämlich 3 Meter pro Sekunde (das ist fast überall in Deutschland so, außer in der norddeutschen Tiefebene), so erhalten wir folgende Formel:

Eine vierköpfige Familie benötigt im Jahr ca. 3000 Kilowattstunden. Nimmt man an, dass der Wind das ganze Jahr über konstant weht, braucht man also eine Leistung von 0,34 Kilowatt bzw 340 Watt.

Setzen wir das in unsere Formel ein, dann sehen wir, dass wir dafür Flügel von mindestens 3,3 Metern Länge benötigen. Schon das ist zu viel für ein normales Hausdach, da aber der Wind natürlich nicht gleichmäßig weht, sollte die Anlage schon ca. ein Kilowatt liefern, dies bedeutet eine Rotorlänge von 5,66 Metern, bzw. 11 Meter Durchmesser.

Die Leistung steigt aber mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit – und in 200 Meter Höhe über Grund auf den Mittelgebirgshöhen sind 6 oder 7 Meter pro Sekunde keine Seltenheit – dort braucht es für die 1000 Watt nur einen Rotordurchmesser von 3 Metern oder umgekehrt, ein Windrad mit 80 Meter Flügellänge liefert dort über zwei Millionen Watt.

Deswegen baut man Windräder möglichst hoch und möglichst groß.

Pachterträge.

Wie werden die Gemeinden bzw. die Anwohner finanziell profitieren? Wie hoch wird die Pacht ausfallen?

3 Mal gefragt

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Ich bekomme von vielen Bürgermeistern mitgeteilt, dass es am Ende genauso ist, wenn es auf den eigenen Flächen der Kommunen, der Stadt realisiert wird [dass die Einnahmen bei den Gemeinden gut angelegt sind]. Und bei guten Standorten können dann Pachteinnahmen pro Windrad – hier ist das dann [noch] der Aushandlungsprozess – von über 100.000 Euro pro Windenergieanlage und Jahr sein, über 20 Jahre gesichert.

Wir versuchen als Land die Kommunen so gut wie möglich auch zu finanzieren, aber mit dem Geld kann ich dann planen. Und bei vier bis sieben Anlagen kann man in einer Gemeinde dann schon etwas anfangen.

Und ein Freund von mir, ein früherer Mitarbeiter, der jetzt Bürgermeister ist, der hat in einem kommunalen Wald zwölf Windenergieanlagen, das Geld ist gut angelegt in Kindergärten, in der Gemeindebücherei, im Schwimmbad und es kommt dann eben den Menschen vor Ort zugute, dass man darüber nicht lange diskutieren muss, denn die Finanzierung ist gesichert.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Also wo wir schon bei finanziellen Aspekten sind, dann sollte man das auch durchaus ansprechen. Sie haben es auch mitbekommen, dass die Aufstellung des Haushaltes in Dossenheim für das kommende Jahr uns doch vor erhebliche Probleme gestellt hat. Wir sind mit Minusbeträgen im Ergebnishaushalt gestartet, das war sogar noch nie da.

Dass die finanzielle Situation in der Stadt Schriesheim jetzt auch nicht unbedingt besser aussieht, auch das dürfte bekannt sein. Und darum sollte man auch dieses Thema ansprechen, dass wir dort oben Windpotenzialflächen haben, wo wir als Stadt Schriesheim, wo wir als Gemeinde Dossenheim auch Pachterträge erwirtschaften. Und es ist auch jetzt nichts, wo man nicht drüber sprechen sollte.

Jedes Jahr zahlen wir als Gemeinde Dossenheim plus dann noch die Dinge, die wir zum Kreis geben, für die RNV 850.000 Euro. Da beißen jetzt die Stadträte von Schriesheim in den Tisch, weil die noch mal ein bisschen mehr bezahlen müssen, aber das sind allesamt Beträge. Wir haben Kinderbetreuungskosten in Dossenheim, die sind von einem aufs andere Jahr um 1,3 bis 1,4 Millionen Euro gestiegen.

Wir haben ein Hallenbad, das schlägt mit einer halben Million Defizit zu Buche und dann muss es doch auch erlaubt sein, dass die Gemeinde Dossenheim, die Stadt Schriesheim mit dem Gemeinderat und mit der Bürgerschaft auch darüber nachdenkt, was mit Potenzialflächen die wir haben passiert.

Bürgergenossenschaften und Stromtarife.

Wie können die Bürger von Schriesheim und Dossenheim finanziell beteiligt werden? Wird es Genossenschaften geben oder verbilligte Stromtarife?

4 Mal gefragt

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Auch das ist Gegenstand des Kriterienkatalogs, dass wir möglichen Projektierern mitgeben, dass es Bürgerenergiegenossenschaften gibt, dass es vielleicht Möglichkeiten gibt, dann vergünstigten Strom zu beziehen, und wird dementsprechend auch beachtet. Aber da müssen wir jetzt abwarten, was in den Ausschreibungen an Angeboten zurückkommt.

Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg:

Also wenn ich jetzt auf unsere Erfahrungen zurückblicke beginnend ab 2011, hat sich im Gegensatz zu vielen Gerüchten niemand bereut, der sich bei uns beteiligt hat. Also Windräder sind jetzt keine Gelddruckmaschinen, das ist ein solides Invest, da kann man drei, vier, fünf Prozent an Dividende beziehungsweise an Zinserträgen bekommen für seine Beteiligung. Wir machen das immer so, dass es ertragsabhängig ist, weil wir sagen, gutes Windjahr gibt es mehr Zinsen und schlechtes Windjahr gibt es weniger. Also der Zinssatz atmet und als Genossenschaft sind wir ja grundsätzlich eher so ein bisschen konservativ unterwegs, also lieber weniger versprechen und dann mehr halten. Aber es ist ja auch so, dass sie langfristig in etwas investieren, wo sie drauf gucken können. Es gibt viele, die bei uns einfach sagen, ich wohne in dem Ort, ich gucke da immer hin, ich will das Gefühl haben, dass ein Teil davon auch bei mir ankommt.

Die Frage die dann immer wieder entsteht ist, kriegen wir dann günstigen Strom und dann müssen wir sagen, es kommt darauf an. Diese Forderung, den Windstrom dann auch gleich in die Steckdose zu kriegen, ist nachvollziehbar und irgendwie auch charmant aber in der Konstruktion und in der Ausgestaltung nicht so ganz trivial. Aber wir haben ja auch zusammen einen Energieversorger gegründet, die Bürgerwerke sitzen in Heidelberg, wir sind da Gründungsmitglied, die basteln im Moment sehr intensiv an genau solchen punktgenauen Regionalstrommodellen. Also wir sind auch in so einem evolutorischen Prozess und ich denke, das wird man künftig anbieten können.

Wald

Anzahl Windräder.

Wissen Sie denn ungefähr, wie viele Windräder maximal um den Weißen Stein gebaut werden? Auf Heidelberger Gemarkung bzw. auf Schriesheimer und Dossenheimer Gemarkung? Gibt es da eine Obergrenze oder eine Abschätzung?

2 Mal gefragt

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Also so weit sind wir in der konkreten Planung noch nicht. Es ist natürlich eine Frage, die die Menschen umtreibt darum will ich sie bestmöglich beantworten.

Wir haben schon im Vorfeld immer mal wieder von Projektierern verschiedene Pläne bekommen. Für Dossenheim und Schriesheim gehe ich nochmals – bitte nicht festlegen – von einer Zahl aus, die dürfte zwischen vier und sieben Windrädern sein. Also diese Zahl die dann mitunter kolportiert wird, dass 20 Windräder entstehen ich wüsste nicht, wo wir sie hinbauen, außer wir machen sie dann übereinander.

Und dann ist auch noch das Thema, dass Heidelberg noch dazu kommt, auch da war mal ein Projektierer da und dessen Annahme war für den Bereich Schriesheim, Dossenheim und Heidelberg (wobei ich jetzt für Heidelberg natürlich nicht sprechen kann) aber da waren es um die zwölf Windräder. Also diese 20, ich wüsste nicht wohin, aber nochmals der Planungsprozess und auch die Projektierung, das ist etwas, wo jetzt dann die nächsten Schritte sind.

Raoul Schmidt-Lamontaine, Klimabürgermeister Heidelberg

Heidelberg möchte keineswegs acht Anlagen auf Heidelberger Gemarkung bauen. Wir haben bisher auch noch keine eigenen Planungen, stehen aber in engem Austausch mit den Verwaltungen in Dossenheim und Schriesheim.

Es gibt verschiedene Anfragen von Entwicklern, welche die ungefähre Stückzahl von acht Anlagen für das gesamte Gebiet von Heidelberg bis Schriesheim sehen. Wo dann wie viele Anlagen positioniert werden können, hängt noch von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Windparklayout allgemein aber auch dem Umgang der Metropolregion im Regionalplan mit den Belangen des Vogelschutzgebiets und der Flugsicherung Mannheim.

Ausgleichsmaßnahmen.

Nach meiner Kenntnis hat jede Gemeinde/Kommune ein Ökokonto, also Ersatzflächen für anfallende Ausgleichsmaßnahmen ganz allgemein.
Ist in diesem Ökokonto überhaupt noch genug Platz, um Ersatzflächen für Windkraftanlagen bereitstellen zu können? Wo sind diese und wie groß würden sie ausfallen?

2 Mal gefragt

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Die Waldausgleichsmaßnahmen müssen nach dem Waldgesetz erfolgen und da ist die Forstdirektion im Regierungspräsidium Freiburg zuständig und die müssen hier in der Raumschaft erfolgen. Sie müssen jetzt nicht unbedingt in Dossenheim sein, aber in der Umgebung, weil unsere Heimat nun mal waldarm ist, und deswegen gibt es an anderer Stelle Aufforstungsmaßnahmen. Das sind dann die forstrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen.

Bei den naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen gibt es auch wieder zwei Typen, da gibt es Maßnahmen, die durch die FFH-Richtlinie oder die Vogelschutzrichtlinie zu erfolgen haben, da gibt es Minderungsmaßnahmen und es kommt darauf an, welche Ziele man erreichen will, dass es den Fledermäusen und den Vogelarten auch weiterhin gut geht. Und wenn Lebensräume zerstört werden könnte dann tatsächlich ein Öko-Konto zum Tragen kommen und dann ist es so, dass da die Öko-Konto-Verordnung des Landes Baden-Württemberg greift.

Obwohl es genauso heißt, ist das aber nicht dasselbe Öko-Konto, das die Gemeinde Dossenheim hat, denn das Dossenheimer ist ein bauplanungsrechtliches Öko-Konto und das andere ist ein naturschutzrechtliches Öko-Konto, für das ich als Staatssekretär im Umweltministerium verantwortlich bin; es heißt zwar genauso, aber es sind rein rechtlich zwei Paar Stiefel.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Du sagst zwar jetzt, es wäre möglich, aber wir wären ja blöd wenn wir die Ausgleichsmaßnahmen dann nicht bestmöglich auch dort vorsehen, wo wir in die Natur eingreifen. Ziel muss es schon sein und sollte es sein, dass wir die Ausgleichsmaßnahmen auch tatsächlich dort durchführen, wo wir dann auch davon partizipieren.

Und dass wir das tun, auch das möchte ich an einem Beispiel ganz konkret mitteilen. Wir haben ein Regenrückhaltebecken unterhalb der Schauenburg Dossenheim, das wird momentan ertüchtigt und da gab es intensive Gespräche. Mitunter hat mir die Kollegin aus dem Bauamt leid getan, da waren viele, viele Experten.

Da haben wir Pilzkulturen im Regenrückhaltebecken gesucht. Wir greifen in dieses Bauwerk ein, weil das vom Volumen nicht mehr reicht, gerade im Hinblick auf Starkregenereignisse. Also wir müssen dort etwas tun. Auch diese Eingriffe werden ausgeglichen, nämlich indem Teile des Steinbruchs weiter aufgeforstet werden oder in Waldfläche umgewandelt werden.

Ziel sollte es natürlich sein – aber so konkret sind wir in dem ganzen Planungsverlauf noch nicht – dass die Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe dann natürlich auch bei uns stattfinden.

Rodungen vor Festlegung der Standorte.

Warum wird zurzeit um den weißen Stein schon so viel Wald gerodet? Werden dort schon Tatsachen geschaffen, bevor es eine offizielle Entscheidung gibt? Nach dem Motto: Wenn es dort keinen Wald mehr gibt, gibt es auch keine gefährdeten Tierarten, die das Projekt verhindern können?

2 Mal gefragt

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Dass da jetzt schon Vorbereitungsmaßnahmen durchgeführt werden ist schlicht Nonsens. Wir wissen ja noch gar nicht, wo überhaupt mögliche Windräder hinkommen, also wäre das zum einen Lotteriespiel und zweitens entspricht das nicht der Wahrheit.

Aber ich kann mir auch durchaus vorstellen, wann dieses Gerücht, oder diese Wahrnehmung zustande gekommen ist, dass nachts Holztransporte durch den den Hauptweg vom Weißen Stein runterfahren. Wir hatten nämlich tatsächlich – und das ist auch polizeilich nachgewiesen – einen größeren Holzdiebstahl in Dossenheim, der zur Nachtzeit stattfand. Ob das jetzt der Auslöser dieser Behauptung, oder dieser Frage, oder dieser Mär ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber tatsächlich finden da keinerlei Vorbereitungsmaßnahmen statt.

Artenschutz bei normalen Hiebsmaßnahmen.

Werden bei regulären Abholzungen, die die normale Nutzung betreffen, auch artenschutzrechtliche Prüfungen durchgeführt? Da wird ja der BUND nicht einbezogen, wie wird das denn da geregelt?

1 Mal gefragt

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Da gibt es eine wunderbare Regelung in Baden-Württemberg, da war ich noch NABU-Landesvorsitzender, da wurde die eingerichtet.

Also eigentlich muss bei jeder Hiebsmaßnahme im Forst der Förster mit Genickstarre durch den Wald laufen und gucken, ob da Specht- oder Fledermaushöhlen sind. Oder ob da seltene, streng geschützte Käferarten vorkommen, die nach der FFH- Richtlinie streng geschützt sind.

Das ist nicht immer praktikabel. Und deswegen haben wir in Baden-Württemberg ein sogenanntes Alt- und Totholz-Konzept entwickelt, dass schon lange vor einer Hiebsmaßnahme Alt- und Totholz in den Wäldern angereichert wird, dass sie schon im Vorfeld, also Jahre vorher die Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden, dass die Käferarten zunehmen, dass der Förster dann eben nicht mit der Genickstarre rumschaut. Nach Spechthöhlen und Fledermäisen muss er trotzdem gucken, wenn es Hinweise gibt.

Also da wird drauf geachtet, damit die Tierwelt der Wälder auch erhalten wird. Ansonsten wäre das dann tatsächlich ein Verstoß gegen das strenge Artenschutzrecht, für das ich als Staatssekretär wieder verantwortlich wäre.

Umfang normaler Hiebsmaßnahmen.

Ist der Wald nicht hierzulande zu einem erheblichen Teil Wirtschaftswald? Das Fällen von Bäumen ist doch Normalität

1 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.

Das ist korrekt. Der jährliche Holzeinschlag im Waldgebiet zwischen Heidelberg und Schriesheims Nordgrenze ist ca. vier mal so groß wie der Platzbedarf für 10 Windkraftanlagen.

Fundamente.

Wie groß ist das Betonfundament und die Fläche um den Turm? Wird das Fundament irgendwann wieder entfernt?

5 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.

Das Betonfundament, also die wirklich versiegelte Fläche, hat einen Durchmesser von 20 bis 30 Metern, also eine Fläche von 0,03 bis 0,07 Hektar und eine Tiefe von zwei bis vier Metern. Für die Bauphase muss circa ein Hektar Wald gerodet werden, wovon circa ein halber Hektar wieder aufgeforstet werden kann.

Der geschotterte und verdichtete Kranplatz verbleibt für Reparaturen und Wartungen. Insgesamt werden inklusive verbreiteter Zuwegung 0,7 bis 0,8 Hektar dauerhaft gerodeter Fläche angesetzt. Durch Einsatz von Turmdrehkränen und Kletterkränen kann diese Fläche weiter minimiert werden.

Der Betonsockel bei Flachgründungen wird vollständig zurückgebaut. Die Demontage geschieht mit Hydraulikhammern oder bei Anlagen ab etwa 250 m³ auch durch Sprengung. Der Abbruchbeton aus Fundament und Turm wird üblicherweise in Bauschuttaufbereitungsanlagen zerkleinert und zu Gesteinskörnungen verarbeitet.

Für Anlagen, die vor 2004 genehmigt wurden, ist ein Rückbau nur bis zu einer Tiefe von 1,5 m vorgeschrieben, in diesem Jahr wurden die Vorgaben geändert. Pfahlgründungen, in Deutschland ca. 14% der Anlagen, müssen nicht vollständig, sondern nur bis in einige Meter Tiefe entfernt werden.

Raumbedarf vs. Klimawandel.

Sterben nicht viel mehr Tierarten durch den erhöhten Raumbedarf des Menschen aus als durch die Veränderungen im Rahmen des Klimawandels?

1 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.

Umweltschäden durch erhöhten Raumbedarf des Menschen gibt es schon seit Jahrhunderten, auch im großen Stil. Einige davon sind jedoch umkehrbar; man sehe sich die Bilder vom vollständig entwaldeten Königstuhl im siebzehnten Jahrhundert an.

Die Klimaerwärmung tritt verzögert auf, hat dann aber unumkehrbare und weltweite Folgen. Sie wächst durch Rückkopplungseffekte ähnlich einer Exponentialfunktion, das heißt, jährlich steigt sie steiler an, sodass die von ihr erzeugten Schäden die des Raumbedarfs des Menschen in absehbarer Zeit übertreffen werden. Da beide Ursachen in Wechselwirkung stehen, müssen auch beide bekämpft werden. Exakt zu beziffern wann welcher Effekt dominieren wird oder seit wann er schon dominiert, ist schwer bis gar nicht möglich.

Tiere

Erwartete Tierarten, Artenschutzprüfung.

Welche windkraftsensiblen Arten sind am Weißen Stein dokumentiert bzw. erwartbar und welche Auswirkungen haben diese hinsichtlich des Konfliktpotentials?

Wird eine Prüfung des Gebiets vorgenommen und wer bezahlt das?

4 Mal gefragt

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU

Der Weiße Stein ist eine Kategorie B-Fläche. Das sind Flächen, bei denen wir potenziell erstmal sehr schnell Bauchschmerzen bekommen, weil Kategorie-B Flächen naturschutzfachlich hochwertige Bereiche für gesetzlich geschützte und windenergie-sensible Arten sind. Jetzt ist die Frage, was kommt da an Arten vor?

Dafür ist natürlich wichtig, dass im Planungsprozess ganz genau hingeschaut wird, untersucht wird, wie können wir die Maßnahmen letztendlich dann wirklich auch punktuell genau auf diese Arten anpassen. Was wir in den Verbänden auf jeden Fall wissen, ist, dass seit 2012 der Wanderfalke im Gebiet brütet, dass dieses Jahr dort der Wespenbussard zumindest ein revier-anzeigendes Verhalten gezeigt hat und das sind beides Arten, die als Windenergie-sensibel, also als kollisionsgefährdete Arten festgeschrieben sind.

Was nicht nach Untersuchung bewiesen, aber des aufgrund des Lebensraums und der umliegenden FFH-Gebiete auf jeden Fall zu vermuten ist, was die Struktur des Lebensraums hergibt, das ist bei Fledermäusen das braune Langohr und die Bechstein-Fledermaus, die auch als windenergie-sensible Arten festgeschrieben sind.

Jetzt ist das aber auch keine Ultima Ratio wenn diese Arten vorkommen. Es gibt Lösungsmöglichkeiten. Wenn man ganz genau weiß, wo eine Art vorkommt und man weiß wo der Horst ist, kann man dann natürlich auch Mindestabstände zu den Ruheplätzen einhalten. Dafür ist natürlich wichtig, dass man vorher auch dezidiert nach artenschutzfachlichen Standards untersucht.

Deshalb wünschen wir uns, dass ganz genau die Orte angeschaut werden im Zuge einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung nach den Hinweisen der LUBW zum Thema Fledermäuse und auch Vögel.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es wird alles noch mal im Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt auf Herz und Nieren geprüft.

Und da kann es sein, dass die Fläche nochmal kleiner wird, dass vielleicht das eine oder andere Windrad rausgeschossen wird. Weil auch in Baden-Württemberg werden alle Gesetze und untergesetzlichen Regelungen eingehalten.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Ja, ich möchte das ganz konkret für Dossenheim und Schriesheim beleuchten.

Als die Gemeinderäte oder der Gemeinderat dann auch in Dossenheim dem Regionalplan zugestimmt hat, war der zweite Satz darin, dass man es für sinnvoll erachtet, das Gebiet so wie es Andre Baumann gesagt hat um 300 Meter zum Vogelschutzgebiet zu reduzieren in dem Wissen, dass es dort ein entsprechendes Konfliktpotenzial gibt.

Es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, ein Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise – und diese ist weiterhin im Kriterienkatalog drin – dass er diese Dinge durchführt.

Die Dinge werden geprüft ganz intensiv mit den entsprechenden Behörden und dann kommt ein Ergebnis bei raus.

Strategische Umweltprüfung vs. spezielle Artenschutzprüfung.

In Zukunft soll es nur noch SUPs (strategische Umweltverträglichkeits-prüfung) geben. Dies bedeutet Prüfung nur auf Basis der vorhandenen Datenlage. Für das Gebiet Weißer Stein fehlen für viele Tierarten die Daten. Wie gehen Sie damit um?

1 Mal gefragt

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg wurde für die Windvorranggebiete vorher geschaut was die Daten hergeben, welche Arten haben wir da, wie können wir diese Räume klassifizieren, aber es wurde in einem sehr groben Raster über die Gebiete geschaut und festgelegt. Bevor die Vorranggebiete kamen war es in der Umweltverträglichkeitsprüfung Standard, dass wirklich jeder Standort ganz genau angeschaut wurde.

In den Verbänden sehen wir die Gefahr, wenn jetzt nur dieses grobe Raster angewandt wird und nur pauschal abgegolten wird, dass wir dann dort Artenschutzkonflikte haben, die nicht berücksichtigt werden.

Heinrich Petri, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg:

Ist es nicht so, dass die Regionalverbände schon die UVP durchführen im Rahmen der Flächensuche?

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es wird eine UVP durchgeführt aber wichtig ist auch, dass wir effizient vorgehen, dass wir nicht dasselbe zweimal machen, weil wenn du zweimal vermisst und kartierst, wird die Natur auch nicht besser geschützt. Wichtig ist, dass man mindestens einmal die artenschutzrechtliche Prüfung im Genehmigungsverfahren durchführt, dass die besonders genau ist, aber es wird dann eben auch eine UVP durchgeführt um dann eben auch eine gute Basis zu haben.

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Meines Erachtens ist es nicht so, dass im Zuge der Ausweisung der Vorranggebiete eine Umweltverträglichkeitsprüfung wirklich per se erfolgt, in dem das ganze auf Herz und Nieren geprüft wird, wo hier die windenergiesensible Art angeschaut wird, sondern dass da strategisch drüber geschaut worden ist, d.h. was gibt es für Arten. Also bei einer UVP muss extra kartiert werden, es muss sich extra jede Art, die betroffen sein kann, angeschaut werden.

Wir reden hier von einem sehr sensiblen Gebiet und bei der Auswahl der Vorranggebiete ist geschaut worden, was gibt es an Daten, was liegt bei der LUBW vor und das ist ein grober Kataster. Letztendlich hat sich dann dieses Bild entwickelt mit den Kategorie A und Kategorie B Flächen, wo jetzt aber nicht wirklich bekannt ist welche Art wirklich an welchem Ort ist.

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Also es ist so, dass sich das die Regionalverbände auf der Basis verschiedener Stellungnahmen die eingeholt werden, auch der höheren Naturschutzbehörde, dann in der Regionalversammlung genau anschauen. Und dann wird entschieden. Und es werden Stellungnahmen eingeholt. Und egal, wie die Stellungnahmen auch ausfallen, es wird im eigentlichen Genehmigungsverfahren, im emissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren, die in Baden-Württemberg von den unteren Verwaltungsbehörden, hier vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis gemacht wird, wird nochmal alles auf Herz und Nieren geprüft.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Und es wird konkret so aussehen, dass wenn wir zu dem Ergebnis kommen, einen Projektierer zu finden, dann bekommt dieser zunächst mal einen Gestattungsvertrag, dass er eben die ganzen Genehmigungsläufe mit der besonderen oder speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung beispielsweise, und das ist weiterhin im Kriterienkatalog drin, dass er diese Dinge durchführt.

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Dann begrüße ich es sehr, wenn es im Kriterienkatalog aufgenommen worden ist, dass diese spezielle artenschutzrechtliche Prüfung gemacht wird mit den LUBW-Hinweisen. Das ist wunderbar und da fühlen wir uns als Verbände dann auch gut mitgenommen mit dem Prozess.

Bodenwild.

Die Wildkatze soll wieder im Stadtwald angesiedelt werden. Wird durch die verbreiterten und geschotterten Wege Bodenwild in seiner Ausbreitung gehindert?

1 Mal gefragt

Julius Schmidt, Dialogforum Energiewende und Artenschutz BUND & NABU:

Beim Bau kann es natürlich sein, dass wir Störungen für Bodenwild, für die Wildkatze haben. Und da ist es dann wichtig, dass wir gewisse Baubegleitmaßnahmen umsetzen, zum Beispiel Bauzeitbeschränkungen, wenn bestimmte Tiere aktiv sind, bestimmte Jahreszeiten, dass sie dort dann vom Bau nicht gestört werden.

Es ist eher weniger so, dass von den bestehenden Anlagen wirklich Bodenwild tangiert wird oder die Wege meidet. Dazu gibt es keine Erkenntnisse. Letztendlich ist vor allem wichtig, dass wir beim Bau und dem Betrieb der sich drehenden Anlage auf die windkraftsensiblen Arten Vögel und Fledermäuse schauen.

Vibrationen.

Werden Tiere nicht durch die Vibration der Windkraft-Anlagen gestört? In Norwegen kam es wegen Vibrationen angeblich zu Missbildungen bei Rentier-Kälbern und der Windpark muss abgebaut werden.

3 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.

Eine der wenigen wissenschaftlichen Studien, die überhaupt zur Störung von Tieren durch Windkraftanlagen bedingte Bodenvibrationen auffindbar ist, beschäftigt sich mit Regenwürmern, die in der unmittelbaren Nähe der Windkraftanlagen weniger zahlreich gefunden wurden. Weniger zahlreich hieß hier jedoch auch nur, dass direkt am Fuß der Windkraftanlage etwa die Hälfte der Regenwurmdichte herrscht wie in komplett unbeeinträchtigten Bereichen.

Darüber hinaus zeigt die Studie auch, wie steil die Stärke der Vibrationen mit steigender Distanz zur Windkraftanlage abnimmt. In 250 Metern Entfernung vom Fuß der Windkraftanlage ist die Amplitude der Vibrationen um 20 Dezibel geringer als direkt am Fuß.

Von Fehlbildungen bei Rentierkälbern ist auch nichts bekannt, lediglich meiden die Rentiere die Windparks weiträumig.

Das veranlasste die im Gebiet ansässigen Rentierzüchter, gegen die Errichtung des größten Onshore-Windparks Europas mit 277 Turbinen in einem ihrer wichtigsten Winterweidegebiete zu klagen. Daraufhin wurden aufgrund der Verletzung traditioneller Weiderechte Teile des Windparks für illegal erklärt.

Infolge des Urteils haben die Betreibergesellschaften der Windparks Rohan und Storhaia sowie die betroffenen Stämme an einem Mediationsverfahren teilgenommen, welches den Züchtern eine Entschädigung von 7 Millionen norwegischen Kronen jährlich sowie alternative Weideflächen zugesteht und den Weiterbetrieb des Windparks während der nächsten 25 Jahre erlaubt.

Insektenschlag.

Werden nicht auch Insekten durch Windräder erschlagen?

1 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.

Von einer Modellrechnung des DLR-Instituts für technische Thermodynamik kursiert die Zahl von 1200 Tonnen Insekten pro Jahr in Deutschland. 1200 Tonnen Insekten, das klingt unglaublich viel. In Anbetracht der Tatsache, dass nur durch Waldvögel pro Jahr in Deutschland 450.000 Tonnen Insekten gefressen werden, sind 1200 Tonnen allerdings verschwindend gering, das sind gerade mal 0,27 Prozent.

Trotzdem tauchen selbst Vögel auf der Liste der Gründe für den dramatischen Insektenschwund den wir verzeichnen, schlimmstenfalls unter 6,3 Prozent Sonstiges auf. Nachweislicher Hauptgrund mit 46 Prozent ist nämlich intensive Landwirtschaft mit Pessizideinsatz.

Auch kann die Zahl 1200 Tonnen aus der DLR-Studie nicht als gesichert gelten, denn sie basiert auf Modellrechnungen zur Insektendichte in der betreffenden Höhe.

Eine erste empirische Studie mit tatsächlichen Zählungen an Mastfuß und Kanzel bestätigt allerdings, dass nur an windstillen Tagen signifikante Mengen von Insekten in Höhe der Kanzel fliegen. Dann aber kommen an den Rotorblättern keine Insekten zu Schaden.

Planung

Strompreise, Merit Order, Netzentgelte, Redispatch.

Deutschland hat den höchsten Strompreis der Welt – wie soll der beim Ausbau der erneuerbaren Energien sinken, wo doch Netzkosten, Backup-Kraftwerke und Redispatch den Preis in die Höhe treiben?

3 Mal gefragt

Energiewende Bergstraße e.V.:

Die Analyse von Strompreisen ist sehr komplex. Betrachtet man die Strompreise der Grundversorger, so sind sie in Deutschland tatsächlich am höchsten in Europa. Bezieht man allerdings auch die jeweilige Kaufkraft mit ein, so ist Deutschland zwar immer noch vorne mit dabei, aber die EU-Länder mit den höchsten Strompreisen gemessen am Einkommen sind dann Rumänien, Zypern und die Niederlande. Wenn man außerdem noch berücksichtigt, dass 2024 nicht nur Tarife mit 40 ct/kWh, sondern auch Strompreise von unter 30 ct/kWh angeboten wurden, relativiert sich die Aussage weiter.

Der Strompreis setzt sich aus Steuern und Abgaben, Netzentgelten und Beschaffungskosten zusammen. Der größte Anteil daran sind die Beschaffungskosten, und die sind wegen des Merit-Order-Prinzips und der deutschen Abhängigkeit von fossilen Importen besonders hoch.

Heinrich Petri, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg:

Die Stromproduzenten die Erzeuger müssen ihren Strom an der Börse verkaufen. Und das machen sie, indem sie bestimmte Preise anbieten, also zu welchem Strompreis sie ihren Strom verkaufen können.

Und da ist es so, dass die erneuerbaren Energien unschlagbar günstig sind, die Grenzkosten sind dabei null, weil wenn da erst mal ein Windrad steht und der Wind ist da, dann kostet die Stromproduktion in dem Moment eigentlich gar nichts. Und dann kommen nach und nach die anderen Stromerzeuger: Bis vor einem Jahr noch bei uns die Atomenergie, die bei der Produktion relativ günstig ist, dann kommen die Kohle und dann kommen die Gaskraftwerke.

Und der letzte Anbieter, der den höchsten Preis angibt, der legt fest, wie teuer der Strom ist. Das bedeutet, wenn wir die Erneuerbaren ausbauen und die teuren Kraftwerke nach und nach abschalten können und ersetzen können durch bessere Methoden, wird der Strompreis auf mittelfristige und lange Sicht günstiger.

Energiewende Bergstraße e.V.:

Die Frage bezieht sich aber vor allem auf die Netzentgelte, aus denen die für die Energiewende notwendigen Netzausbaukosten bezahlt werden. Tatsächlich steigen die durchschnittlichen Netzentgelte seit Jahren an, und insbesondere jetzt, wo die jahrzehntelangen Versäumnisse beim Netzausbau schnellstmöglichst aufgeholt werden müssen. Sie variieren in Deutschland aber stark, am höchsten sind sie in Nord- und Ostdeutschland wegen der notwendigen Investitionen in die Netze zur Einspeisung von Wind- und Solaranlagen. Diese Situation soll sich aber ändern: Die Bundesnetzagentur hat eine neue EE-Netzkostenverteilung festgelegt, die dafür sorgt, dass gerade in Flächenländern mit viel Wind und/oder Solarenergie die Netzentgelte 2025 sinken werden, in Regionen mit mangelhaften Ausbau (z.B. in Baden-Württemberg) steigen die Netzentgelte oder bleiben gleich.

Damit werden gleichzeitig Anreize geschaffen, die erneuerbaren Energien und Speichertechnologien überall in Deutschland auszubauen, und somit auch die Redispatchkosten zu senken, also die Notwendigkeit, im Süden teure fossile Kraftwerke ans Netz zu bringen oder Strom zu importieren, obwohl eigentlich genug Wind weht, was im besser ausgebauten Norden zu Stromüberschüssen führt, die gemäß der Merit Order den Strompreis senken, wodurch wiederum eine Finanzierungslücke für die fossilen Kraftwerke im Süden entsteht, die durch die Netzentgelte ausgeglichen werden muss.

Backup-Kraftwerke, Netzausbau und Speicher.

Wir hatten ja jetzt im November die berühmte Dunkelflaute, also weder Sonne noch Wind. Und die Frage ist, wo kommt dann der grüne Strom her? Brauchen wir Backup-Kraftwerke, die auch wieder fossil sind und dadurch dann ja gar nicht der CO2-Ausstoß reduziert wird? Und wie entwickelt sich das mit den Speichern die man da ja braucht an der Stelle? Ist die Versorgungssicherheit gewährleistet?

Und würde sich ein Batteriespeicher in Schriesheim oder Dossenheim lohnen?

5 Mal gefragt

Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es ist wichtig, dass wir kraftvoll voranschreiten beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Parallel dazu brauchen wir einen massiven Ausbau, einen schnellen Ausbau der Stromautobahnen, der Gleichstromübertragungsnetze. Also hier in der Region verläuft zum Beispiel Ultranet und endet bei Philipsburg, beim früheren Atomkraftwerk, dort entsteht der Konverter.

Gleichzeitig müssen wir die Verteilnetze im Mittelstrombereich ausbauen. Das gehört auch zur Wahrheit.

Und was diese Dunkelflaute angeht, also wenn die Sonne wenig scheint, – das ist halt im Winter so – und auch mal der Wind nicht weht, dann brauchen wir eine Backup-Kapazität, die anspringt. Im Moment sind das Reservekraftwerke beispielsweise, auch die alten Blöcke von Mannheim, die können dann noch im Bedarfsfall angefahren werden. Das wollen wir aber nicht, denn das ist Kohlestrom. Deswegen gibt es einen sogenannten Fuel Switch. Das sind gasbetriebene Kraftwerke, die werden wasserstoffready gebaut. Im ersten Schritt werden die noch mit Erdgas betrieben, das gehört zur Wahrheit dazu. Wenn eben nicht der Wind weht und nicht genügend die Sonne scheint, dann können die innerhalb von wenigen Sekunden anspringen und die Leistung erbringen, damit dann die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.

Und wir setzen uns dafür ein, dass wir dann auch genügend grünen Wasserstoff über noch zu bauende Pipelines bekommen. Das Schöne ist, unsere Region ist schon über die süddeutsche Erdgasleitung wunderbar an das Backbone-Wasserstoffnetz angeschlossen, da finden die Baumaßnahmen in Baden-Württemberg in manchen Bauabschnitten statt.

Noch eins zur Versorgungssicherheit. Das wird ja auch regelmäßig gemessen wie viele Ausfälle es gibt. Da gibt es auch einen Index und der ist in Baden-Württemberg und in Deutschland sehr, sehr gut, obwohl wir massiv die Erneuerbaren ausbauen. Da haben wir vor ein paar Jahren Unkenrufe gehört, wenn ihr das weiter ausbaut mit eurem Flatterstrom geht es nicht. Die Versorgungssicherheit ist weiterhin gewährleistet.

Heinrich Petri, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg:

Zum Thema Speicher, da hängen wir gerade noch ein bisschen hinterher, aber vielleicht haben Sie es vor ein, zwei Tagen im Spiegel gelesen, die Netzbetreiber werden gerade überrannt von Genehmigungsanträgen für die Speicher. Also da sehen wir gerade, dass da sehr, sehr viel passiert. Ich habe auch schon von Projektierern gehört, dass sie neue Projekte nur noch mit Speicher planen also da wird jetzt in nächster Zeit sehr viel passieren und natürlich je mehr Speicher wir haben, desto weniger Backup-Kraftwerke werden wir auch brauchen.

Und vielleicht ein Punkt noch zu ergänzen, wir haben natürlich nicht nur den deutschen Strommarkt sondern einen europäischen, da helfen wir uns jetzt schon gegenseitig aus und je mehr Erneuerbare wir europaweit ausbauen, desto mehr können wir auch auf die Erneuerbaren setzen und desto besser können wir auch länderweit miteinander arbeiten und uns gegenseitig helfen.

David Faulhaber, Bürgermeister Dossenheim:

Durchaus vorstellbar, dass sich so ein Batteriespeicher auch für Schriesheim und Dossenheim lohnt. Ich kann Ihnen sagen, in Dossenheim war ein Unternehmen bei uns, das Interesse daran hatte, dort verschiedene Batteriespeicher aufzustellen. Uns hat schlicht die Fläche gefehlt, aber in der Nähe des Umspannwerkes ist es durchaus etwas, wo man auch sicherlich in Zukunft nochmals näher drauf schauen sollte.

Zeitplanung.

Wird ein Genehmigungsverfahren vor der endgültigen Fassung des Teilregionalplans angestrebt oder wird dessen Verabschiedung abgewartet?

2 Mal gefragt

Mitte 2025 entscheiden die Gemeinderäte, ob und ggf. mit welchem Betreiber ein Gestattungsvertrag unterzeichnet wird. Dies bedeutet, dass der Betreiber ins Genehmigungsverfahren gehen kann, und ein Teil dessen ist die spezielle Artenschutzprüfung, die Teil des Kriterienkatalogs ist, den der Betreiber erfüllen muss.

Diese Artenschutzprüfung dauert ein Jahr, so dass frühestens im Sommer 2026 feststeht, wo konkret Anlagen errichtet werden können, um dem Natur- und Artenschutz Rechnung zu tragen. Eigentlich wäre diese Artenschutzprüfung gar nicht erforderlich, denn zusätzlich hierzu haben die Gemeinderäte bereits beschlossen, das Vorranggebiet um einen Pufferbereich zum Vogelschutzgebiet zu verkleinern, so dass die Vorgaben des Regionalverands sogar doppelt erfüllt werden, welcher entweder eine Verkleinerung ODER eine Artenschutzprüfung fordert.

Gleichzeitig klärt der Regionalverband Bedenken des Flughafens Mannheim zum Vorranggebiet zusammen mit den anderen Stellungnahmen zur Offenlage von 2024. Am 26. September 2025 wird dann die zweite Offenlage beschlossen. Die Festlegung der Vorranggebiete kann damit zum Jahreswechsel 2025/26 erfolgen. Der überarbeitete Regionalplan kann daher bei der finalen Planung des Windparks berücksichtigt werden.

Auf dem Lammerskopf wurde die FFH-Verträglichkeitsprüfung abgeschlossen, welche mindestens 10 Windräder für möglich erachtet (welche aber von den Gemeinden und dem BUND im Steinachtal angezweifelt wird). Diese Prüfung wird ebenfalls bei der Beurteilung des Regionalverbands einfließen. Die spezielle Artenschutzprüfung steht noch aus, somit ist auch hier keine Entscheidung für einen Windpark vor Veröffentlichung des überarbeiteten Regionalplans möglich.

Rückbau

Insolvenz der Betreiber.

Es könnte ja sein, dass durch einen Regierungswechsel die ganze EEG-Vergütung gestrichen wird. Dann gehen die Betreiber allesamt pleite und können ihre Windräder nach dem Ende der Betriebszeit nicht zurückbauen. Wie ist das geregelt und sichergestellt, dass sowas nicht passiert?

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Andre Baumann, Staatssekretär Umweltministerium Baden-Württemberg:

Es ist die Hoheit des Deutschen Bundestages über das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu entscheiden, aber am Ende gelten hoffentlich auch für jede neue Bundesregierung und die Regierungsfraktion des Deutschen Bundestages, dass Fakten über die Politik entscheiden.

Und wie eben gesagt von dem Kollegen von der KEA, die Erneuerbaren, Windenergie und Solar, sind einfach unschlagbar günstig und deswegen ist es sinnvoll, das EEG-Gesetz nur maßvoll zu ändern, weil man die günstigsten und sichersten und auch klimafreundlichsten Energien auch weiterhin fördern sollte.

Micha Jost, Vorsitzender Energiegenossenschaft Starkenburg:

Da war noch ein wichtiger Aspekt in der Frage, das Thema Rückbau. Also an der Stelle ist es so, dass der Betreiber die Baugenehmigung erst dann bekommt, wenn er für den Rückbau eine Bankbürgschaft hinterlegt hat. Also bevor der erste Beton fließt, muss schon klar sein, wer den mal nach 20 Jahren oder wann auch immer wieder rausholt bzw. dass das Geld dafür schon da ist.

Alternativen

Solaranlagen

Könnten wir statt Windrädern nicht Solaranlagen z.B. auf den Dächern des Campus im Neuenheimer Feld bauen?

4 Mal gefragt

Die Erzeugungsprofile von Windkraft und Photovoltaik ergänzen sich übers Jahr ideal. Während es im Sommer tendenziell eher windstill und sonnig ist, ist es im Herbst und Winter eher bedeckt und windig. Selbst wenn im Winter die Sonne scheint, liefert sie aufgrund der kürzeren Tagesdauer und des flacheren Einstrahlungswinkels deutlich weniger Ertrag als im Sommer. Gerade dann aber brauchen wir aufgrund der tieferen Temperaturen Energie zu Heizen und daher Windkraftanlagen.

Außerdem wird der Ertrag von Solaranlagen gerne über-, der von Windkraftanlagen gerne unterschätzt. Ein einziges Windrad am Weißen Stein kann ungefähr 14.000.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen und benötigt dafür eine Fläche von ca. einem Hektar. Für diese Menge sind ca. 14 Hektar Photovoltaik erforderlich. Das Campus (ohne Kliniken) umfasst zwar ungefähr 45 Hektar, davon sind aber höchstens ein Drittel Dachflächen. Nach Aussage des Amtsleiters ist für 2025 die Errichtung von 18 neuen Anlagen mit 2,1 Megawatt geplant, bis 2030 sollen alle geeigneten Dachflächen im Campus mit einer Solaranlage versehen werden, diese werden aber nur 12% des gesamtuniversitären Stromverbrauchs decken, trotz des Einsatzes von PV-Leichtmodulen.

Der Ausbau der Photovoltaik auf jedes geeignete Dach ist daher kein Ersatz für Windkraftanlagen, sondern ein weiterer Baustein der Energiewende.