Detlef Ahlborn ist Vizepräsident von Vernunftkraft, dem Dachverband von Anti-Windkraft-Initiativen und ihren Landesverbänden, der sich für die Abschaffung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und den Stopp des Ausbaus von Windkraft und Photovoltaik einsetzt und Verbindungen zu AfD hat. Darüber hinaus hat Ahlborn eine Stellungnahme für den Verein „Gesellschaft für Fortschritt in Freiheit e.V.“ erarbeitet, deren Schirmherr Markus Krall ist, der Initiator der rechtslibertären Atlas-Initiative. Weitere Informationen zu Zielen und Verbindungen von Vernunftkraft zum deutschen Klimawandelleugner-Dachverband EIKE können Sie auch diesem Artikel entnehmen.
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien reiche bei Dunkelflaute nicht aus, so dass die Energiewende nicht funktionieren könne.
Diese Darstellung lässt Speichertechnologien außer Acht, insbesondere Batteriespeicher und Wasserstoff bzw. grünes Methan. Dass die sichere Versorgung aus erneuerbaren Energien auch bei Dunkelflaute möglich ist, habe ich beispielhaft an der Situation im Januar 2023 berechnet, sie wurde aber auch in Studien beispielsweise des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nachgewiesen: Zusammengefasst kann bei vollständigem Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten in den Sommermonaten genug grünes Methan erzeugt werden, um Dunkelflauten in den Wintermonaten zu überbrücken, sogar bei vollständigem Umstieg auf Wärmepumpen und Elektromobilität.
Deutschland sei abhängig von Stromimporten, der Stromhandel weise in den letzten beiden Jahren ein negatives Saldo auf.
Dass Deutschland „Strombettler“ sei, wurde von der BILD-Zeitung bereits 2023 kolportiert und danach widerlegt. Es wird hier der normale europäische Stromhandel zum Problem erklärt, der allerdings nichts anderes macht, als Angebot und Nachfrage auszugleichen. Strom wird nicht gekauft, weil ein Land sich nicht selbst versorgen kann, sondern schlicht, weil der eingekaufte Strom billiger ist als der selbst erzeugte. Von diesem Handel profitieren also beide Seiten. Dieser Handel ist keineswegs ein Beweis für das Versagen der Energiewende. Noch absurder wird das Argument, wenn man den Stromhandelssaldo mit den Importen für fossile Energieträger vergleicht, da diese hundertmal so groß sind.
Die EEG-Umlage sei mit ungefähr 18 Milliarden Euro viel zu hoch.
Allein Gas hat Deutschland 2023 für 24 Milliarden Euro gekauft, hinzu kommen 42 Milliarden für Öl. Die fossilen Subventionen (hauptsächlich Verbrauchersubventionen für Unternehmen und Haushalte durch Energiepreisausnahmen und Verkehrssubventionen) belaufen sich auf 46 Milliarden Euro pro Jahr.
Der Börsenstrompreis schieße bei Dunkelflaute in ungeahnte Höhen, siehe die Extremwerte von über 900 Euro/MWh im Dezember
Die kurzzeitigen Extremwerte im Dezember sind ein singuläres Ereignis und es kamen neben der Dunkelflaute noch weitere Faktoren hinzu, nämlich die Kopplung an den stark gestiegenen Gaspreis durch die Merit-Order sowie Kraftwerksausfälle bis hin zum Verdacht auf Marktmanipulation. Zumindest auf dem Papier standen genug Erzeugungskapazitäten in Deutschland zur Verfügung, die jedoch nicht zum Einsatz kamen. Das Rezept gegen Stromengpässe sind wiederum mehr Speicher und mehr flexible Kraftwerke sowie Nachfragemanagement. An allen drei Lösungen wird derzeit gearbeitet.
Wegen zu viel erneuerbaren Stroms gäbe es immer mehr Tage mit negativen Börsenstrompreisen, wir müssten unseren Strom ins Ausland entsorgen.
Hierbei wird vergessen, dass der größte Teil des produzierten Stroms im Inland verbraucht wird. D.h. in erster Linie profitieren von negativen Strompreisen die deutschen Bürger und die deutschen Unternehmen. Bezahlen müssen die negativen Strompreise die Stromerzeuger, für die es offenbar selbst dann günstiger ist, die (fossilen) Kraftwerke weiterlaufen zu lassen, anstatt sie abzuschalten. Für die erneuerbaren Energien hatte die Bundesregierung geplant, bei negativen Börsenstrompreisen die EEG-Vergütung zu reduzieren, viel wirkungsvoller sind aber auch hier mehr Speicherkapazitäten.
Die Speicherkapazität in Deutschland reiche bei weitem nicht aus, um die Schwankungen der erneuerbaren Energien aufzufangen.
Dieses Argument wurde bereits seit 2014 von Hans-Werner Sinn verbreitet – jedoch mehrfach widerlegt. Vereinfacht gesagt stellt er die benötigte Speicherkapazität um den Faktor 10 zu groß dar und berücksichtigt nur Pumpspeicher, ignoriert also andere Speichertechnologien. Gerade die Anzahl an Batteriespeichern explodiert aber gerade und ihr Preis sinkt massiv. Die Anschlussbegehren summieren sich auf gigantische 161 Gigawatt. Bei einer Speichertiefe von 2 Stunden sind das 322 Gigawattstunden. Hinzu kommen neue Gaskraftwerke, die mit grünem Wasserstoff oder Methan arbeiten. Diese sind genau wie Batteriespeicher schnell regelbar, können also die schwankende Residuallast abdecken.
Wegen des Atomausstiegs müsse Deutschland Strom importieren und er würde teurer.
Dieses Argument hat bereits Fritz Vahrenholt 2023 vorgebracht. Tatsächlich wechselt die Stromhandelsbilanz jedes Jahr im April von Export zu Import, nicht nur im Abschaltjahr 2023. In Wirklichkeit waren die Strompreise durch den Ukrainekrieg angestiegen und haben sich dank der Arbeit des Bundeswirtschaftsministeriums mittlerweile wieder normalisiert.
Der Primärenergiebedarf Deutschlands für die Energiewende sei zu hoch
Dabei wird verschwiegen, dass die Elektrifizierung der Energiewende den Primärenergiebedarf halbiert
Die Kapazität der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) reiche nicht aus, um den Süden mit Strom zu versorgen
Dabei wird ignoriert, dass die Energiewende vor allem eine Ertüchtigung der Nieder- und Mittelspannungsnetze benötigt und die Leitungen sowieso nicht die einzige Energiequelle sein werden
Windkraftanlagen stünden die meiste Zeit still
Dabei wird ignoriert, dass in Zeiten von wenig Wind meist viel Sonne scheint; darüber hinaus wird diese Aussage in seinen eigenen Grafiken widerlegt– die Stillstände werden dort für ca. 10% der Zeit dargestellt
Der deutsche Beitrag zur Energiewende sei irrelevant, so lange China nicht die Energiewende vollziehe
Dabei wird ignoriert, dass in China aktuell die Energiewende mit großem Tempo vorangetrieben wird
Der europäische Stromhandel könne die Leistungsschwankungen der erneuerbaren Energien nicht ausgleichen
Hierbei wird eine irreführende Darstellung zeigt, die die Leistungen der einzelnen Länder addiert, anstatt sie nebeneinander zu stellen – dann sieht man nämlich, dass die Leistungen durchaus nicht überall synchron laufen
Energie-intensive Industrien würden aus Deutschland abwandern bzw. Deutschland würde deindustralisiert
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