Rückenwind für Klimaschutz!

Schlagwort: Leserbriefe

Erwiderung zum Artikel von Gegenwind Schriesheim im Mitteilungsblatt 2024/29

Im letzten Artikel von Gegenwind Schriesheim wird unser Artikel im Mitteilungsblatt 2024/28 kritisiert. Es werden von Gegenwind Schriesheim allerdings im Wesentlichen die lang widerlegten Falschbehauptungen des Klimawandelleugners Fritz Vahrenholt wiederholt. Die im letzten Teil verlinkte Studie stammt nicht von „ausgewiesenen Fachleuten“, sondern vom ehemaligen AfD-Kreisrat Andreas Geisenheiner sowie Klaus K. Maier, zu dem sich im Internet so gut wie nichts findet. Die in besagter Studie verwendeten Quellen umfassen das rechte Blog „Achse des Guten“, das rechtspopulistische Online-Magazin „Tichys Einblick“ sowie die von Vahrenholt gegründete Klimawandel-Leugnungsfirma „relook climate“.

Stellungnahme des Regionalverbands zu Behauptungen des Stadtteilvereins Tiefburg Handschuhsheim

Der Stadtteilverhein Heidelberg-Handschuhsheim behauptet auf seiner Internetseite zu Windkraft im Wald, dass die Angaben in einem Artikel der RNZ insbesondere zu den von der Stadt gemeldeten Flächen in der Ebene falsch seien. Der Regionalverband nimmt zu diesen Aussagen auf Nachfrage wie folgt Stellung:

Auf die wahrscheinlich folgende Einwendung, dass die gekappte Windleistungsdichte aus dem Windatlas ja wohl falsch sei (Hauptargument von Dieter Teufel) sei hingewiesen, dass durch eine höhere Kappungsgrenze höhere Leistungen folgen, sowohl im Wald wie auch in der Ebene (siehe dazu auch die Originalarbeit von Herrn Teufel). Wenn dieser Wert in der Ebene also zu niedrig ist, ist er mit einer reduzierten Kappungsgrenze noch niedriger.

Übertriebene Fotomontagen durch Windkraftgegner an der Bergstrasse

Die Anzahl und Größe von Windkraftanlagen zu übertreiben, um Angst zu schüren und Ablehnung in der Bevölkerung hervorzurufen ist ein beliebtes Mittel von Bürgerinitiativen gegen Windkraft. Auch entlang der Bergstraße werden entsprechende Fotomontagen verbreitet. Im direkten Vergleich wird deutlich, wie sehr diese von der Realität abweichen.

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Das obere Bild zeigt eine realistische Darstellung der möglichen Windkraftanlagen am weißen Stein über Dossenheim und Schriesheim. Sie wurde mit Höhendaten der NASA mit Hilfe der Software OSM2World erstellt. Es wurden fünf Anlagen mit 200m Nabenhöhe an geeigneten Standorten gerendert.

Das zweite Bild zeigt eine Fotomontage von Dieter Teufel aus Heidelberg von ungefähr denselben Standort. Deutlich wird, dass entgegen dem Potentialflächen- und Regionalplan Anlagen direkt an die Kante der Höhenrücken eingefügt wurden, darüberhinaus sind die Größenverhältnisse stark überzeichnet, selbst bei Anlagen mit 180m Nabenhöhe. Weiterhin wurde die Absenkung hinter den Horizont und die Verkleinerung mit der Entfernung nur unzureichend berücksichtigt und natürlich wurden die Lichtverhältnisse ignoriert, um die Anlagen mit maximalem Kontrast darzustellen.

Das dritte Bild ist von Handschuhsheim aus aufgenommen, auch hier wurden die Größenverhältnisse übertrieben sowie Absenkung, Verkleinerung und Kontrast nicht korrekt wiedergegeben.

Nicht zuende gedacht

Stellungnahme zur Haltung der Steinachtal-Gemeinden zum Windpark Lammerskopf

Was mich bei den Argumenten derjenigen, die keine Windkraftanlagen im Wald möchten ärgert, ist dass sie nicht zuende gedacht sind und sich sogar widersprechen. Der Vorschlag, die Anlagen doch besser entlang der Autobahn in der Rheinebene zu errichten (konkret als Alternative für den Lammerskopf dann also an der A5 zwischen Eppelheim und Wieblingen und der A656 zwischen Heidelberg und Edingen) bedeutet konkret, dass der Windertrag pro Anlage ein Drittel geringer ausfällt: 


Der Windatlas Baden-Württemberg weist auf 200m Höhe für die beste dort angegebene Turbine, die Vestas V-150 mit 4,2 MW Leistung auf dem Lammerskopf einen Jahresertrag von ca. 15 Millionen kWh/Jahr aus, an den Autobahnen nur maximal 10 Millionen kWh/Jahr. Dies bedeutet, man benötigt für den gleichen Ertrag statt z.B. sechs Anlagen neun. Eine Anlage kostet ca. 2,7 Millionen Euro, plus Bau-, Planungs- und Erschließungskosten von ca. 0,9 Millionen Euro. Die Abweichungen für diese Investitions-Nebenkosten betragen ca. 40% nach oben und unten, gehen wir also vom besten Fall aus (an der Autobahn wird es maximal billig, im Wald maximal teuer), so kostet eine Anlage in der Ebene 3,24 Millionen Euro, eine Anlage im Wald 3,96 Millionen. Wenn man nun neun Anlagen in der Ebene baut, so kostet dies knapp 6 Millionen Euro mehr als sechs Anlagen im Wald, ca. 18% der Gesamtkosten. 


Nun kann man natürlich sagen, das ist es uns wert – aber hier tritt der Widerspruch in der Argumentation zutage: Denn dieselben Menschen, die die Anlagen nicht im Wald haben möchten, wettern meist auch gegen die immensen Subventionen, die die Windkraft angeblich benötige. Zahlen die vier Steinachtalgemeinden diese Mehrkosten, also schlappe 1,5 Millionen Euro pro Gemeinde?


Außerdem stellt sich die Frage, wo neun Anlagen entlang der Autobahn überhaupt hinsollen. Durch den vorgeschriebenen Mindestabstand von 700 Metern zur Wohnbebauung (die natürlich entlang der viel lauteren Autobahnen absurd ist, aber der Lärm von Windrädern ist ja vor dem Gesetz viel schlimmer als Straßenlärm) bleiben nicht viele Flächen übrig, nämlich nur ca. zwei Kilometer zwischen Heidelberger Kreuz und Edingen, und das auch nur wenn man die Einzelhöfe ignoriert und Heidelberger Gemarkung verlässt. Hinzu kommt, dass die Flächen alle landwirtschaftlich genutzt und somit in Privatbesitz sind, was es sehr viel schwieriger macht, Verpächter zu finden. Konsequenterweise weist der Potentialflächenplan des Rhein-Neckar-Kreises auch keine einzige Fläche entlang der Autobahnen aus. 


Im Endeffekt bedeutet der Verweis „Not In My Backyard“ also nur eines: Dass überhaupt keine Anlagen gebaut werden sollen, mit allen Konsequenzen fürs Klima. So ehrlich sollte sich die „Ja, aber“-Fraktion schon machen.

Hier der abgedruckte, gekürzte Leserbrief in der RNZ:

Die Blockade lösen

Solaranlage im Landschaftsschutzgebiet?

Vor vier Jahren gab es ein Angebot eines Investors (der sogar aus Schriesheim stammte), eine Freiflächen-Solaranlage entlang der Autobahn zu bauen, und zwar mit Beteiligung der Schriesheimer Bürger. Dies wurde mit Verweis auf den Nachbarschaftsverband, mit falschen Behauptungen zur angeblichen Verunreinigung der angrenzenden Äcker durch Samenflug, mit der Bevorzugung von Dachflächen und schließlich wegen angeblich dringend benötigter Ackerflächen abgelehnt. Bemerkung am Rande: auf 18.000 km2 werden in Deutschland Energiepflanzen angebaut – Photovoltaik hat den 33-fachen Ertrag pro Hektar!

Passiert ist seither nichts, es gibt keine anderen Freiflächen und Photovoltaik auf den Dächern wird noch immer abgelehnt, diesmal mit Verweis auf die Altstadtsatzung. Nun setzt das Landsratsamt der Stadt die Pistole auf die Brust und sagt: „Ihr hattet eure Chancen gehabt, jetzt entscheide ich – und zwar kommt PV an den Hang östlich der B3.“ Und plötzlich ist das Geschrei groß, dass entlang der Autobahn doch viel besser wäre! 

Es wäre schön, wenn der Gemeinderat aus diesen Fehlern lernt und endlich die Energiewende selbst aktiv in Angriff nimmt, anstatt nur jeden Vorstoß zu blockieren, sonst wird es dereinst mit den Windkraftanlagen genauso laufen: Jetzt können Bürger und Gemeinde noch zum Wohle aller gestalten – bei fortgesetzter Komplettblockade wird uns bald die Entscheidung abgenommen: Photovoltaik und Windräder kommen dann dort hin, wo es ein fremder Investor will und ihn reich macht, während Schriesheim weiter in den roten Zahlen steckt und die Bürger den – vielleicht sogar auf ihrem Gemeindegebiet – erzeugten Strom teuer einkaufen müssen, anstatt selbst daran zu verdienen. 

Thomas Rinneberg, Altenbach