Für das Maximalszenario von 10 Windkraftanlagen am Weißen Stein und 11 auf dem Lammerskopf, für welches wir zahlreiche Visualisierungen berechnet haben (inzwischen auch für das Steinachtal und Neckargemünd), hat Wolfgang Schlez, Direktor der Beratungsfirma ProPlanEn und Mitglied von Scientist for Future Heidelberg eine Schallsimulation erstellt.
Auch diese arbeitet mit konservativen Annahmen, d.h. Anlagen mit 105dB auf Nabenhöhe, schallhartem Untergrund (in Wirklichkeit wird der Wald die Ausbreitung stark dämpfen) und Verzicht auf die Simulation von Geländereflektion.
Trotz all dieser Maximal-Annahmen zeigt sich, dass die höchsten Schallpegel, die im Süden von Wilhelmsfeld sowie Altneudorf, Schönau und Ziegelhausen erreicht werden, nicht höher als 37 dBA sein werden (d.h. etwa so laut wie Blätterrascheln) bzw. 39 dBA (leises Gespräch) in Peterstal. In allen anderen Gemeinden sind maximal 32 dBA (Flüstern) zu erwarten.
Der Grenzwert der Technischen Anleitung Lärm für reine Wohngebiete Nachts beträgt 35 dBA. Der Tages-Grenzwert beträgt dagegen 50 dBA (leise Radiomusik), diese Werte werden nur in unmittelbarer Nähe (bis ca. 300m) der Anlagen erreicht.
Da die Einhaltung dieser Grenzwerte Vorraussetzung für die Genehmigung ist, kann man davon ausgehen, dass sie bei der Standortwahl berücksichtigt werden (dies haben wir für unsere Simulation nicht getan!), darüber hinaus können Leistungsregelungen nachts für eine weiter verminderte Lautstärke sorgen.
Die Rede von Clara Brombacher auf der Podiumsdiskussion am 22.11.2024
Ich bin Clara Brombacher und heute stellvertretend hier für Fridays For Future Heidelberg. Sie kennen uns wahrscheinlich von unseren Klimastreiks, die wir übrigens nach wie vor regelmäßig organisieren. Die Ortsgruppe in Heidelberg engagiert sich aber seit einigen Jahren auch für den Ausbau der Windkraft in der Region. Denn es ist für unser Hauptziel, Deutschlands baldigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, natürlich von essenzieller Bedeutung, den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben.
Insgesamt erreichten uns 143 Einzelfragen (oft mehrere pro Karte), die meisten zum Themenkomplex „Ertrag“ (25 Fragen), dicht gefolgt mit 24 Fragen der Themenbereich „Wald“. Das Thema „Optik“ spielte demgegenüber mit 5 Fragen eine verhältnismäßig kleine Rolle.
Wie an dem Abend versprochen, werden wir alle Fragen nach und nach veröffentlichen und beantworten.
Eigentlich ist es keine Meldung wert, manchmal aber verselbstständigen sich Informationen und es wird möglich, dass auch unspektakuläre Inhalte eine gesteigerte Aufmerksamkeit erhalten.
So geschehen in der journalistischen Bewertung unserer Podiumsdiskussion „Windkraft am Weißen Stein“ durch den an dem Abend anwesenden Journalisten K. Groß (MM), sowie im letzten Mitteilungsblatt in einem Artikel von Christiane Haase (CDU). Während der MM den Umstand, dass Bürgermeister Oeldorf nicht auf dem Podium saß, als “pikant“ bewertete, gab es von der CDU, C. Haase einen Tadel: „schlechter Stil“. Bedauerlich hieran ist, dass weder Christiane Haase noch sonst jemand von der CDU an dem Abend überhaupt anwesend und auch offensichtlich nicht über die Hintergründe informiert war. Das haben wir aber in einem persönlichen Gespräch nachgeholt.
Warum nun saß Bürgermeister Oeldorf am 22.11. nicht auf dem Podium?
Im April hatten wir eine „Save-the-date“-Email-Einladung an beide Bürgermeister geschickt; Diese erhielt Herr Oeldorf allerdings aus verschiedenen Gründen erst Wochen später. Bürgermeister Faulhaber meldete sich jedoch bald und bot an, entweder im Publikum zu sitzen oder gemeinsam mit Herrn Oeldorf aufs Podium zu gehen. Als sich Bürgermeister Oeldorf dann schließlich meldete, war das Setting schon besprochen und die Werbung öffentlich. In den darauffolgenden Wochen tauschten wir uns daraufhin nochmals mit beiden Bürgermeistern aus, ob das Setting so bleiben sollte; man einigte sich darauf, dass Herr Oeldorf für Fragen in der ersten Reihe sitzen und spontan aufs Podium kommt, wenn es notwendig ist, und Herr Faulhaber den Stand der Planung mit der Dialoggruppe verkündet, wie wir es auch bereits im Pressegespräch der RNZ vom 20.11. angekündigt hatten.
Am Ende der Veranstaltung führte Herr Hörnle von der RNZ ein Interview mit Herrn Oeldorf, in der dieser äußerte, dass sein „Kollege Faulhaber nichts gesagt hat, was ich nicht auch gesagt hätte“ und sich insgesamt zufrieden mit dem Format und der Veranstaltung zeigte; Sie können dies im Bericht der RNZ nachlesen. Auch uns gegenüber äußerte sich Herr Oeldorf ausschließlich positiv. Mittlerweile hat er sich auch offiziell dazu geäußert.
Jetzt wird oft argumentiert, dass man ja die Windräder in die Ebene bauen könne, dadurch hätte man sowohl die Erzeugung der 15 Tonnen durch den Wald als auch die Vermeidung durch die Windräder. Allerdings erzeugt ein Windrad im Wald 4.000.000 kWh mehr Strom pro Jahr, vermeidet daher gegenüber der Ebene auch 3.800 Tonnen CO2 zusätzlich und spart daher auch 2.763 Tonnen Sauerstoff mehr als in der Ebene. Sprich: Wenn man es im Wald baut, spart ein Windrad 184 mal so viel Sauerstoff, wie dieser Wald erzeugen kann. Dass in der Ebene um Heidelberg sowieso keine oder nur sehr wenige Windräder gebaut werden können, lassen wir bei dieser Betrachtung mal außen vor.
Der Bau von Windrädern ist umkämpft. Das Beispiel der geplanten Windkraftanlagen an der Bergstraße zeigt, wie Windkraftgegner vorgehen und wie Befürworter dagegenhalten.
Der Neubau von Windrädern wird auch in der Region von Gegnern bekämpft. Dennoch entscheiden sich viele Städte und Gemeinden dafür. Gründe dafür gibt es mehrere.
Unter folgendem Link finden Sie eine Karte der Windvorranggebiete. Wir haben entlang der Höhenrücken 10 bzw. 11 Windenergieanlagen von jeweils 300 m Gesamthöhe platziert und die Ansicht von verschiedenen Standorten berechnen lassen. Beachten Sie, dass die genauen Standorte noch nicht feststehen, da diese insbesondere nach Umweltgesichtspunkten gewählt werden. Auch Anzahl und Höhe sind von uns als Maximalwerte gewählt worden, in der Realität werden es wahrscheinlich weniger und niedrigere Anlagen. Auf diese Weise können Sie sich aber ein Bild vom „schlimmstmöglichen“ Fall machen.
Klicken Sie auf einen grünen Marker in der Karte, um ein realisitisches Bild im Vergleich zu den Fotomontagen von Gegnern der Projekte wie „Gegenwind Schriesheim“, „ProWaldProWind“ und „NOW Ziegelhausen“ vom jeweils identischen Standort aus zu sehen. Die gelben Marker zeigen Ihnen die Ansichten der Anlagen von weiteren Standorten aus. Die Ansichten werden jeweils links oben (auf dem PC) bzw. unten (auf dem Handy) als Vorschau angezeigt, klicken Sie auf das jeweilige Vorschaubild um es als Vollbild anzuzeigen.
Windkraft ist die Energieerzeugungsform mit dem geringsten Flächenbedarf. Dies wird besonders augenfällig, wenn man den Flächenbedarf für neun Windkraftanlagen im Windvorranggebiet weißer Stein vergleicht mit dem jährlichen Holzeinschlag im Windvorranggebiet und im gesamten Waldgebiet der drei Gemeinden Schriesheim, Dossenheim und Heidelberg.
Von dieser 564 Hektar großen Vorrangfläche werden wiederum nur knapp 2% für die tatsächliche Errichtung von neun Windkraftanlagen benötigt (nämlich 1 Hektar pro Anlage); der jährliche Holzeinschlag im Windvorranggebiet ist mit sechs Hektar fast genauso groß – im gesamten Waldgebiet ist der jährliche Holzeinschlag mit ca 41 Hektar sogar fast fünf mal so groß wie der Platzbedarf für die Windkraftanlagen.
Vor diesem Hintergrund ist die Angst vor einer Zerstörung des Waldes oder einem Verlust seiner vielfältigen Funktionen vollkommen unbegründet. Im Gegenteil, durch die vorgeschriebenen bzw. von den Gemeinden gewünschten Umweltverträglichkeitsprüfungen und Ausgleichsmaßnahmen profitiert der Wald und der Artenreichtum des Waldes sehr viel mehr als er durch die Errichtung der Windräder leidet.
P.S.: Die Zahlen für den Holzeinschlag haben wir wie folgt berechnet: Laut Waldhaushaltsbericht 2023 für Dossenheim sollen im Dossenheimer Wald 4000 Festmeter Holz geschlagen werden. Auf einem Hektar befinden sich ca. 600 Festmeter (bei völliger Rodung; je nach Baumart sind das zwischen 100 und 400 Bäume), dies entspricht somit sieben Hektar. Für die Gemeinden Schriesheim und Heidelberg liegt kein entsprechender Bericht vor, wir haben daher die Zahlen für Dossenheim auf die Waldflächen von Schriesheim und Heidelberg hochgerechnet.
Es ist erstaunlich, wie gut die Windräder am Greiner Eck in der Natur verborgen sind – man nimmt sie erst wahr, wenn man fast direkt davor steht. Die Natur ringsum ist dicht, an den Wegrändern fliegen Schmetterlinge und man hört die Anlagen erst aus nächster Nähe. Von Einschränkungen für die Erhohlung kann keine Rede sein. Ich habe das Greiner Eck letzten Samstag besucht und zahlreiche Fotos und kurze Filme gemacht – überzeugen Sie sich also selbst, wie gut Windkraft und Natur vereinbar sind. Es ist offensichtlich, das Windenergie die naturverträglichste Art der Energieerzeugung ist. Außerdem kann man anhand der Bilder sehr gut sehen, dass die Wiederaufforstungen durchaus nicht zugrunde gehen, wie oft behauptet wird.
Der Regionalplan weist in der Region um Heidelberg nur die beiden Gebiete um den weißen Stein und den Lammerskopf als Wind-Vorranggebiete aus. Oft wird aber gefordert, dass doch Gebiete in der Rheinebene besser seien. Dass Windräder bei uns im Wald und nicht in der Ebene gebaut werden sollen, hat folgende Gründe:
Deutlich mehr Ertrag auf den Höhenzügen
Schaut man in den Windatlas Baden-Württemberg, so sieht man, dass statt ca. 13-15 Millionen kWh/a um den weißen Stein, in der Ebene nur ca. 9-11 Millionen kWh/a erreicht werden. Dies ist ein durchschnittlicher Minderertrag von über 30%. Dieser kann auch durch das EEG finanziell nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass die Anlagen in der Ebene höchstwahrscheinlich nicht wirtschaftlich wären. Details hierzu können Sie hier nachlesen.
Windscherung in der Rheinebene
Die Rheinebene um Heidelberg hat eine Besonderheit bei den Windverhältnissen. Während großräumig der Wind vornehmlich aus Richtung West-Südwest weht, haben Windmessungen in Mannheim ergeben, dass er bodennah durch die Rheinebene nach Norden umgelenkt wird.
Dies führt dazu, dass es insbesondere im Raum Heidelberg zwei unterschiedliche Windrichtungen gibt: Am Boden von Süd nach Nord, in der Höhe von West nach Ost. Moderne Windräder mit 160 m – 200 m Nabenhöhe überstreichen mit ihrem Rotor aber beide Bereiche – dies führt zu weniger Ertrag und im schlimmsten Fall zu Schäden an der Anlage bis zum Totalschaden (Vortrag von Dr. Wolfgang Schlez von Scientists for Future am 25.5.2024 in der Stadtbücherei HD).
Dieses Risiko wollen Betreiber nicht tragen, weswegen es zwar mehrere Anfragen von potentiellen Betreibern für den weißen Stein, aber keine für die Rheinebene um Heidelberg gibt (Aussage Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain bei einer Podiumsdiskussion am 21.6.2024 im DAI in Heidelberg). Die Stadt Heidelberg hat daher Windmessungen in Auftrag gegeben, um diesen Effekt genauer zu untersuchen und experimentell zu bestätigen oder zu widerlegen.
In Schriesheim und Dossenheim sieht das nicht anders aus: 2019 wurden von den beiden Gemeinden zusammen ca. 360.000 Megawattstunden fossile Energie verbraucht, aber nur 74.000 Megawattstunden Strom. Daraus folgen zwei Dinge:
wenn wir von fossilen Energieträgern unabhängig werden wollen (und dabei ganz nebenbei ca. 20 Millionen Euro sparen), dann müssen wir dringend und schnellstmöglich die Elektrifizierung der Mobilität und der Heizungen angehen.
wenn wir dies tun, dann steigt der Stromverbrauch als dann einziger Energieträger auf mehr als das Doppelte – neue klimaneutrale Erzeugungsanlagen sind also unbedingt erforderlich.
Das Schöne ist, dass die Alternativen zum Verbrennen von Sachen unglaublich effizient sind. Elektroautos brauchen nur ca. ein Drittel des Primärenergiebedarfs von Verbrennern und Wärmepumpen gewinnen 2/3 ihrer Wärme aus der Umgebung. Alleine die Umstellung der Sektoren Mobilität und Wärme ist also das gigantischste Energiesparprogramm, das es jemals gegeben hat, und deswegen fällt der Primärenergiebedarf durch die Elektrifizierung auf ca. die Hälfte ab. Und jetzt wird es richtig spannend: Schriesheim und Dossenheim haben das Potential, durch die Errichtung von nur 6 Windkraftanlagen der 4MW-Klasse und Ausnutzung des Solarpotentials auf Dächern und Freiflächen bilanziell energieautark und vollständig klimaneutral zu werden – und dabei die Stromkosten noch weiter zu senken: Nicht nur die Gemeinden, sondern jeder einzelne Bürger. Diese Chance sollten wir unbedingt nutzen: Ihr nächstes Auto sollte ein Elektroauto sein und Ihre nächste Heizung eine Wärmepumpe.
Nachdem Deutschlands Energiewendegegner sich schon seit langem ständig darüber beschweren, dass Deutschland angeblich Stromüberschüsse billig ins Ausland verkaufen und Strom teuer aus dem Ausland kaufen müsse, fordern nun auch Frankreichs Rechte eine Abkopplung Frankreichs vom europäischen Stromnetz – interessanterweise mit demselben Argument: Frankreich müsse teuer Strom kaufen und billig verkaufen, das treibe die Kosten in die Höhe. In der Logik von Energiewendegegnern und rechten Populisten ist gehandelter Strom also immer gleichzeitig zu billig und zu teuer. Es stellt sich also die interessante Frage, wer hier eigentlich tatsächlich von wem profitiert und wer darunter leidet.
Die Antwort ist so einfach wie erwartbar: Wie bei jedem Handel profitieren beide Seiten. Während Frankreich vor allem in den Sommermonaten regelmäßig zu viel Atomstrom ins Netz drückt, den Deutschland gerne günstig einkauft, lässt sich Frankreich im Winter gerne von deutschen Windrädern und Kohlekraftwerken beliefern.
Wäre dies nicht möglich, müssten bestenfalls die Erzeuger ihre Kraftwerke abschalten (wodurch sie gar nichts mehr für den Strom bekämen und was gerade bei fossilen Kraftwerken höhere Kosten verursacht als den Strom zu negativen Preisen zu verschenken) und schlimmstenfalls (und gerade in Frankreich mit den trägen Atomkraftwerken wahrscheinlich) würde das jeweilige nationale Netz regelmäßig zusammenbrechen. Der europäische Stromhandel macht also das Netz stabiler und den Strom günstiger, denn: Wenn Strom billig ist (oder sogar negative Preise vorkommen), dann hat das angesichts des verhältnismäßig geringen Anteils des Handels von ca. einem Sechstel an der Gesamterzeugung vornehmlich Auswirkungen auf den nationalen Strommarkt – das heißt es profitieren die Bürger und die Unternehmen.
Der Vortrag „Chancen der Energiewende“ von Bertram Fleck am 20.04.2024 im Zehntkeller in Schriesheim war begeisternd! Bertram Fleck, ehemaliger Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und Initiator der dortigen Energiewende, berichtete, wie er mit einem starken Team bereits vor 35 Jahren in den Veränderungsprozess einstieg und welche Wertschöpfung daraus seit vielen Jahren für die Bevölkerung und Gemeinden entstand.
Bertram Fleck
Auch jetzt noch mit 74 Jahren vermittelte er mit bemerkenswerter Begeisterung, Humor und viel Fingerspitzengefühl sein Thema. So gewann er schnell die Hörerschaft im Zehntkeller für sich und in der sich anschließenden Fragerunde meldete sich nur eine moderat kritische Stimme zu Wort, ansonsten waren zustimmende, begeisterte Äußerungen oder nach Informationen oder Rat Fragende zu hören.
Das Publikum
Als entscheidend betonte er die Teamarbeit, Kommunikation, Transparenz und Einbindung der Bevölkerung. In Kürze zusammengefasst sind Bertram Flecks Kernbotschaften folgende: Tragt mit allem, was ihr könnt zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei (er hat sehr einfache und pfiffige Ideen dazu), setzt euch mit vollem Engagement für erneuerbare Energie ein, zieht alle an einem Strang (hier bot er erneut überzeugende Ideen, um Bürger und politisch Entscheidende für die Sache zu gewinnen), wartet nicht, bis alle Hemmnisse beseitigt sind, „es ist kein Geld da“ sei kein Argument (Geld lasse sich immer auftreiben, auch hier berichtet er von erfolgreichen Beispielen). Und ganz entscheidend: Handelt jetzt! Zum einen, weil die Klimaveränderungen ein Zögern, Zagen, Zaudern nicht mehr zulassen – zum anderen, weil laut Gesetzeslage ab 2028 ohne Einbeziehung der Kommunen und Bevölkerung Windradanlagen gebaut werden dürfen. Das heißt, es wird sowieso Windräder geben, wenn diese aber von Großkonzernen gebaut werden, ist zu vermuten, dass die Bevölkerung vor Ort nicht an den finanziellen Gewinnen beteiligt sein wird.
Als Ergebnis der konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien konnte sein Landkreis die regionale Wertschöpfung auf über 40 Millionen Euro jährlich erhöhen. Die einzelnen Gemeinden haben sehr davon profitiert und seitdem genügend Spielraum, um Kindergärten, Schulen, Umweltschutz und das gesamte Angebot an die Bürger hervorragend auszustatten.
Gleichzeitig stimmt Bertram Fleck zu, dass Windräder für manche Menschen nicht schön sind und sie sich dadurch gestört fühlen. Er betont die Wichtigkeit, diese Befürchtungen der Menschenernst zu nehmen und in die Planungshase einzubeziehen. Meist habe er Ängste vor Veränderungen oder negativen Konsequenzen abbauen und mit den positiven Effekten nachhaltig überzeugen können.
Inzwischen erlebten die Ortschaften mit den erneuerbaren Energien einen deutlichen Zuzug. Daran sehe man auch, wie hoch die Akzeptanz von Windrädern und anderen Anlagen für die ökologische Energiegewinnung inzwischen sei.
Auf die gestellte Frage, ob man prinzipiell lieber anstatt im Wald nur in der Ebene Windräder bauen sollte, erwidert Bertram Fleck, dass wir es uns gerade zum langfristigen Schutz unserer Wälder nicht mehr leisten könnten, auf Standorte im Wald zu verzichten. Vielmehr müsse man für den erfolgreichen Klimaschutz an allen Standorten bauen, an denen es möglich sei. Er betont jedoch auch, dass gut geprüft werden müsse, ob ein Standort entsprechend des Arten- und Naturschutzes angemessen ist (auch in seinem Landkreis seien 148 Windräder abgelehnt worden, aber an den anderen Standorten wurden ca. 270 Windräder gebaut, auch nah an Wohngebieten und im Wald). Sein Landkreis nutze zusätzlich viele andere erneuerbare Energien (z.B. Biogasanlagen, Erdwärme, Photovoltaik, Solarthermie, Grünschnittverbrennung). Durch die Grünschnittverbrennung würden zum Beispiel vier Schulen geheizt.
Bertram Fleck präsentierte in seinem Vortrag sein Lebenswerk, betonte aber von Beginn an, dass diese erfolgreiche Energiewende nur im Team gelingen konnte und es auf die Köpfe ankomme, die am Werk seien. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der ihn an dem Abend gehört hat, nicht beeindruckt gewesen sein könnte! Und wer wünschte nicht, in solch einem innovativen, mutigen und menschennahen Team mitzuarbeiten – oder dass die Energiewende auf diese Weise und mit solchen Ergebnissen auch bei uns schon vollzogen wäre!
Die Anzahl und Größe von Windkraftanlagen zu übertreiben, um Angst zu schüren und Ablehnung in der Bevölkerung hervorzurufen ist ein beliebtes Mittel von Bürgerinitiativen gegen Windkraft. Auch entlang der Bergstraße werden entsprechende Fotomontagen verbreitet. Im direkten Vergleich wird deutlich, wie sehr diese von der Realität abweichen.
Das obere Bild zeigt eine realistische Darstellung der möglichen Windkraftanlagen am weißen Stein über Dossenheim und Schriesheim. Sie wurde mit Höhendaten der NASA mit Hilfe der Software OSM2World erstellt. Es wurden fünf Anlagen mit 200m Nabenhöhe an geeigneten Standorten gerendert.
Das zweite Bild zeigt eine Fotomontage von Dieter Teufel aus Heidelberg von ungefähr denselben Standort. Deutlich wird, dass entgegen dem Potentialflächen- und Regionalplan Anlagen direkt an die Kante der Höhenrücken eingefügt wurden, darüberhinaus sind die Größenverhältnisse stark überzeichnet, selbst bei Anlagen mit 180m Nabenhöhe. Weiterhin wurde die Absenkung hinter den Horizont und die Verkleinerung mit der Entfernung nur unzureichend berücksichtigt und natürlich wurden die Lichtverhältnisse ignoriert, um die Anlagen mit maximalem Kontrast darzustellen.
Das dritte Bild ist von Handschuhsheim aus aufgenommen, auch hier wurden die Größenverhältnisse übertrieben sowie Absenkung, Verkleinerung und Kontrast nicht korrekt wiedergegeben.
Aufgrund der höheren Windgeschwindigkeiten über den Mittelgebirgen in Baden-Württemberg ist dort der zu erwartende Ertrag so viel höher, dass sich im Vergleich dazu Anlagen in der Rheinebene speziell um Heidelberg finanziell nicht lohnen.
Um die Erträge an verschiedenen Standorten anhand des Windatlas zu vergleichen, nutzt man nicht die „gekappte Windleistungsdichte, sondern die Kennzahl „Jahresertrag in kWh/a“, da dort drei Referenzanlagen anhand ihrer luftdichtekorrigierten Leistungskennlinie und somit ihrer tatsächlichen, anlagespezifischen Kappungsgrenze berechnet sind. Auch die höhere Rauigkeit des Waldes ist im Windatlas bereits berücksichtigt. Für die Windkraftanlage Vestas V-150 4,2 MW zeigt sich folgendes Bild:
Man erkennt, dass statt ca. 13-15 Millionen kWh/a (rosa/violetter Bereich) in der Ebene nur ca. 9-11 Millionen kWh/a erreicht werden (oranger bzw. gelber Bereich). Dies ist ein durchschnittlicher Minderertrag von über 30%. Man würde also für je zwei Anlagen, die man in der Ebene statt auf den Höhen errichtet, noch eine zusätzliche Anlage benötigen, um einen vergleichbaren Stromertrag zu erzielen.
Betrachtet man die finanzielle Seite, so ist es korrekt, dass der Bau im Mittelgebirge besondere Herausforderungen stellt (insb. Geländemodellierung und Baumfällungen), aber auch in der Ebene gibt es Herausforderungen: Speziell in der dicht besiedelten Rheinebene können selten viele Anlagen zu einem Windpark zusammengefasst werden, wodurch weit verteilte Anlagen zu unterschiedlichen Netzanschlusspunkten geführt werden müssen, und somit keine Skaleneffekte genutzt werden. Auch gibt es in der Ebene Ortsdurchfahrten, Querungen, Brücken, Schienen, enge Kurven etc, die alle die Kosten in die Höhe treiben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Errichtung von Windkraftanlagen in der Ebene erschwert, sind die Eigentumsverhältnisse nicht nur am geplanten Standort der Anlage sondern auch der Grundstücke, durch die Zufahrten und Kabel verlegt werden müssen. Auch ist die Vergabe der Pachteinnahmen bei Projekten im Mittelgebirge gerechter, gehören die Flächen doch meist den Gemeinden oder dem Land, wogegen im Offenland zumeist einige wenige Privatpersonen stark profitieren und die Allgemeinheit leer ausgeht.
Wenn man trotz allem annimmt, dass für die Anlagen auf den Höhen ggf. bis zu 2 Millionen Euro höhere Investitionskosten anfallen sollten, so sind das je nach Anlage nur ungefähr 10-20% der Gesamtkosten. Selbst unter diesen Annahmen wird ein Projekt mit identischem Ertrag (also 3 Anlagen in der Ebene vs. 2 Anlagen auf der Höhe) daher in der Ebene insgesamt mindestens 25% teurer (eine Anlage in der Ebene koste z.B. 10 Millionen Euro, dann würde dieselbe Anlage auf dem Berg schlimmstenfalls 12 Millionen Euro kosten. Drei Anlagen in der Ebene kosten dann 30 Millionen, zwei Anlagen auf dem Berg 24 Millionen).
Ein weiterer Aspekt bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist die zu erwartende Rendite. Da der Referenzertrag für die Vestas V-150 4,2 MW nicht öffentlich verfügbar ist, habe ich dies für die kleinere Vestas V126-3.3 MW mit 166m Nabenhöhe berechnet. Dem Windatlas entnehmen wir, dass der durchschnittliche Ertrag in der Ebene (türkiser Bereich) im Schnitt 6 – 7 Millionen kWh pro Jahr beträgt, auf dem Berg (gelber – dunkelbrauner Bereich) im Durchschnitt 10 – 11 Millionen kWh.
Dies sind Brutto-Erträge, d.h die tatsächlichen Erträge können je nach Entfernung zum Einspeisepunkt (max. 0,5% auf 10km) und Abschaltungen (2%) auch leicht geringer ausfallen. Ob diese Verluste im Wald grundsätzlich höher sind, ist spekulativ und hängt von den konkreten Standorten ab. Längeren Wirbelschleppen über dem raueren Waldgebiet kann man mit größeren Abständen zwischen den Anlagen begegnen. Da die Ertragsschätzungen sowieso nur grobe Schätzungen sind, rechnen wir mit den jeweiligen Mittelwerten.
Um die folgende Ertragsberechnung zu verstehen, muss man wissen, dass im Rahmen der 2017 eingeführten Ausschreibungen der Betreiber einen Preis pro kWh bieten muss (der sogenannte „Gebotswert“). Alle Gebote, die unter einem jedes Mal neu durch die Bundesnetzagentur festgelegten Höchstgebot bleiben (welches gesetzlich festgesetzt 7,35ct/kWh nicht überschreiten darf), erhalten einen Zuschlag. Um windärmere Standorte nicht zu benachteiligen, wird der Gebotswert nach dem Zuschlag mit einem Korrekturfaktor multipliziert, welcher von der Standortgüte abhängt, die wiederum der erwartete Ertrag am Standort geteilt durch den Referenzertrag der jeweiligen Windkraftanlage ist (welcher für fünf Jahre angegeben wird). Weitere Details finden Sie hier.
Es ist also zu erwarten, dass für den schlechteren Standort in der Ebene höhere Beträge pro kWh gezahlt werden als auf dem Berg, und das ist auch tatsächlich so:
Während eine kWh auf dem Berg mit 8,26 ct vergütet wird, bekommt man für die Anlage in der Ebene für die gleiche kWh 11,20 ct, also fast 3 ct/kWh mehr. Dies bedeutet, 6 Millionen jährlich erzeugte kWh im Tal kosten die Gesellschaft 191.100€ mehr als wenn sie auf dem Berg erzeugt würden.
Und trotz dieses Ausgleichs erzielt die Anlage in der Ebene nur 84% des Umsatzes derselben Anlage auf dem Berg. Angesichts dessen, dass die Kosten für das Windrad selbst den Löwenanteil der Investitionskosten ausmachen ist es gut möglich, dass ein solcher Standort nicht wirtschaftlich ist und also nicht bebaut wird.
Aber ganz abgesehen von diesen Berechnungen: Selbst wenn in der Ebene Anlagen wirtschaftlich sind (Heidelberg führt trotz der Ablehnung durch den Regionalverband Messungen durch) wir können es uns angesichts der galoppierenden Klimakrise nicht leisten, auf ertragreiche Standorte zu verzichten, selbst wenn diese im Wald liegen.