Rückenwind für Klimaschutz!

Schlagwort: Mitteilungsblatt

Sachstand von Lammerskopf und Weißem Stein beim Regionalverband

In seiner Sitzung am 26.2.2025 hat der Regionalverand Rhein-Neckar die bisherigen Einschätzungen und Gutachten zu den Windvorranggebieten sowie nachgemeldete Flächen bekannt gegeben.

grün:
Fläche ist konfliktfrei und kann in die zweite Offenlage übernommen werden
gelb:
Sachverhaltsermittlung noch nicht abgeschlossen, d.h. hier stehen noch Gutachten aus, bzw. müssen Gutachten noch plausibilisiert werden, oder sind noch Sachverhalte durch die Verbandsverwaltung zu klären (z.B. militärische Belange oder die zivile Luftfahrt betreffende Belange).
rot:
Gebiete bzw. Flächenanteile sind nach Auswertung der Offenlage zur Weiterführung in die zweite Offenlage nicht geeignet. Hier stehen sachliche Gründen einer Weiterverfolgung entgegen. Betroffen sind hier zum Teil auch Gebietsverkleinerungen aufgrund der Vergrößerung des Mindestabstandes zur Wohnbebauung in Baden-Württemberg sowie Tauschflächen.
violett:
Neu gemeldete Flächen. Die Verbandsverwaltung befindet sich diesbezüglich noch in der verwaltungsinternen Prüfung und hat hierzu weitere bilaterale Gespräche geführt, bzw. wird diese noch führen müssen.

Das Vorranggebiet Weißer Stein ist gelb (wegen der Flugsicherung und der Nähe zum Vogelschutzgebiet) und grün; der Lammerskopf rot (die vom FFH-Gutachten ausgeschlossenen Flächen) und gelb. Außerdem haben Dossenheim und Neckargemünd weitere Flächen nachgemeldet (violett).

Die Karten für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis für die Sachstände und die neu gemeldeten Flächen finden Sie hier.

Weiterer Zeitplan: Bis Anfang Mai 2025 müssen fehlende Gutachten eingereicht werden, die Gutachten werden bis spätestens 22. August 2025 bewertet und in die Beschlussvorlage eingearbeitet. Am 26. September 2025 wird die zweite Offenlage beschlossen. Die Festlegung der Vorranggebiete kann dann zum Jahreswechsel 2025/26 erfolgen.

Den zugehörigen Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung finden Sie hier

Den Sachstand speziell zum Weißen Stein finden Sie hier

Informationsveranstaltung des GVV Schönau zum Windpark Lammerskopf

Inhaltsverzeichnis

Gutachten

Das Gutachten der IUS zum Lammerskopf finden Sie hier.

Die Stellungname des BUND zum Gutachten finden Sie hier.

Berichte der RNZ

Bericht der Veranstaltung von Stefan Geißler

Werner Fischer (ehemaliger GVV Geschführer): Bericht: Gutachten des Konsortiums liegt vor („Windprojekt möglich!“), alle anderen Stellungnahmen (RP, Obere Naturschutzbehörde, Freiburger Inst für angw. Tierökologie, …) sehen ein Projekt dort kritisch. „Zustimmung wäre daher nicht nachvollziehbar!“. Er bedankt sich beim Konsortium, dass sie im Steinachtal das Gutachten auch bereits in Vorabversionen bekommen hatten.
Vortrag Jochen Schwarz, Edith Spielmann (BUND Steinachtal): Jochen Schwarz betont, sie seien pro Windenergie, Windenergie ist nötig. Aber nicht im FFH Gebiet. „Respekt für FFH Gebiete ist in BW weniger ausgeprägt als anderswo“. Es habe da für BW bereits Strafzahlungen gegeben.
Jochen Schwarz und Edith Spielmann kritisieren das Gutachten als unvollständig, fehlerhaft, nicht ergebnisoffen und daher als rechtlich angreifbar. Sie würden sich wüschen das Projekt wird insgesamt abgelehnt und der Lammerskopf würde stattdessen eine Landesartenhilfsprogram-Fläche. Es gebe zu viele Konflikte mit den Stellen wo Fledermäuse wohnen (Habitat) oder jagen (Kollision). Gutachten habe die Flächen, wo Fledermäuse nachgewiesen wurden, zu kleinräumig angelegt. Aber der Aktionsradius der Tiere sei halt größer als das Gutachten annehme.
Es wird die Frage in den Raum gestellt, ob denn die Windmessungen der Stadt Heidelberg durch ihre Lärmemissionen Fledermäuse erst vertrieben hätten, die man dann bei den Zählungen entsprechend auch nicht gefunden habe …
Jochen Schwarz beschreibt den „Geist“ der FFH-Regelungen: Es sei durchaus nicht jeder menschliche Eingriff verboten. Aber bei menschlichen Eingriffen hatte man an kleinere Eingriffe als das Errichten von 150-200m hohen WKA gedacht, das passe nicht zusammen.
Stimmung ruhig, kein Gepöbel, ca 150 Besucher. Vereinzelte pro-Energiewende Stellungnahmen aus dem Publikum. Fischer und Steinachtalbürgermeister kommunizieren ruhig, aber schon eindeutig mit der Richtung, man müsse halt jetzt schauen, wie man das Lammerskopf-Projekt noch verhindert bekommt.
Fischer verwahrt sich gegen den Vorwurf, man betreibe Sankt Florians Politik. Man stehe zur Notwendigkeit der Energiewende und jeder müsse seinen Beitrag leisten. „Unser Beitrag hier ist halt, dass wir dieses Gebiet schützen! Dazu stehen wir!“
Anschließend Wortmeldungen aus dem Publikum: „Versiegelung“, „Versteppung“, „Infraschall“, „WKA drehen sich ja oft gar nicht“, … Das volle Programm. Als Dangel (Bürgermeister Wilhelmsfeld) fragt woher denn die Gelder für die Gutachten kämen, ergreife ich das Wort und verteidige die Tatsache, dass am Lammerskopf regionale BEGs (und eben nicht ferne Konzerne) aktiv sind, deren Mitglieder da jetzt in der Tat ein stückweit ins Risiko gehen.

Unser Standpunkt zum Lammerskopf

Der Streit um das FFH-Gutachten zum Lammerskopf bewegt sich auf einem sehr detaillierten Niveau, so dass eine fundierte Einschätzung selbst für Experten nur mit großem Zeitaufwand möglich ist, für Laien ist sie unmöglich. Sowohl der ausführende Gutachter Ness von IUS als auch Edith Spielmann und Jochen Schwarz vom BUND sind anerkannte Biologen und Naturschutz-Experten. Klar ist, dass die Untersuchungen zum Lammerskopf über alles hinausgehen, was üblicherweise in einem so frühen Projektstadium erfolgt. Es wurden z.B. weit mehr Fledermaus-Horchboxen installiert als gesetzlich gefordert (20 statt 3).

Die Kritik des BUND ist insoweit gerechtfertigt, als dass das Gutachten einen ausführlichen Methodenteil vermissen lässt, welcher für eine wissenschaftliche Studie notwendig wäre. Aus diesem Grund sind manche Schlüsse des Gutachtens nicht klar nachvollziehbar. Das veröffentlichte Gutachten umfasst 199 Seiten, eine vollständige wissenschaftliche Arbeit mit allen Details und Rohdaten wäre wahrscheinlich 1000 Seiten lang.

Umgekehrt genügt allerdings auch die Stellungnahme des BUND nicht diesen umfassenden Ansprüchen. Z.B. wird bei der Abschätzung des tolerierbaren Flächenverlusts von 1600 m2 auf einen Bericht eines FuE Projektes im Auftrag des BfN von Lambrecht und Trautner (2007) zurückgegriffen, der seinerseits diesen Wert von 1600 m2 nirgends begründet. Auch in der Stellungnahme werden die angegebenen eigenen Beobachtungen nicht hergeleitet sondern sind nur auf Karten eingetragen.

Dem Vorwurf des BUND, dass das Gutachten pauschal 15° Hangneigung fordert um so die flacheren Gipfel für Windräder freizuhalten, hat der Gutachter Ness in einem Artikel der RNZ inzwischen widersprochen.

Der Vorwurf des BUND, dass die Zuwegungen nicht berücksichtigt wurden ist insofern nicht gerechtfertigt, da diese erst im zweiten Schritt bei der konkreten Planung der Standorte einfließen. Dann ist auch vorgeschrieben, weitere Untersuchungen über die der erfolgten FFH-Verträglichkeitsprüfung hinaus durchzuführen (spezielle Artenschutzprüfung).

Das im Artikel genannte Gegengutachten des Freiburger Instituts für angewandte Tierökologie liegt aktuell nicht öffentlich vor, daher können wir dazu nicht Stellung nehmen.

Sowohl Gutachten der IUS als auch Stellungnahme des BUND und Gegengutachten des Freibuger Instituts werden nun bis September von den Experten der Naturschutzbehörde geprüft und dann dem Regionalverband zur Entscheidung vorgelegt. Dieser Prüfung sollte aufgrund der dargelegten Komplexität des Sachverhalts nicht vorgegriffen werden und daher enthalten wir uns einer Beurteilung, ob das Gebiet Lammerskopf für Windkraftanlagen geeignet ist oder nicht. In jedem Fall wünschen wir uns, dass die berechtigten Anliegen des Naturschutzes mit denen des Klimaschutzes in Einklang gebracht werden.

Die Kosten der Klimakrise

Vielen Dank und Willkommen an alle, die heute gekommen sind! Wir sind überzeugt, dass Klimaschutz und Demokratie zusammen gehören und zusammen gedacht werden müssen. Leider haben wir auf unsere Einladung zur heutigen Veranstaltung auch eine sehr unfreundliche Absage erhalten, die zeigt, dass viele Menschen Klimaschutz für linksgrüne Klientelpolitik halten und möglicherweise glauben, dass die Auswirkungen der Klimakrise sie nicht treffen wird. Das aber ist falsch, die Klimakrise macht uns alle heute schon ärmer, sie und mich, Anhänger egal welcher Partei. Und ich sage Ihnen warum:

Erstens: Nahrungsmittel.

Offensichtlich brauchen Pflanzen bestimmte klimatische Voraussetzungen, um zu wachsen. Wenn diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind, z.B. wegen einer Dürre oder zu viel Regen, produzieren wir weniger Nahrungsmittel. Und wenn es weniger zu Essen gibt, steigen die Preise dafür. Schon im Jahr 2022 stiegen in Europa die Preise nach dem heißen Sommer um ein Prozent und dieser Effekt wird sich in den nächsten Jahren um bis zu 50% verstärken. Ganz konkret gab es in der RNZ in den letzten Wochen die folgenden Meldungen:

Der Kaffeehändler Tchibo erhöht nach dem Preisanstieg im April 2024 erneut seine Preise. Kunden müssen ab Mitte Februar zwischen 50 Cent und 1 Euro mehr pro Pfund bezahlen. Rohkaffee sei deutlich knapper geworden, das Wetter habe für schwächere Ernten gesorgt. Allein im Jahr 2024 sind die Rohkaffeepreise um rund 70 Prozent gestiegen.

Angesichts des Kostendrucks reduziert der Konzern Mondelez den Inhalt einiger seiner Milka-Tafeln von 100 Gramm auf 90 Gramm. Die Kakaopreise an der New Yorker Rohstoffbörse hatten sich im vergangenen Jahr um 161 Prozent erhöht.

Der Schriesheimer Obst- und Gartenbauverein berichtet: Die Erdbeerernte startete im Mai mit Feuchtigkeit. Die Früchte waren aufgeschwemmt und es bestand die Gefahr der Fäulnis und des Schimmels. Die Kirschen-Ernte fiel aufgrund des Regens ganz aus – die Früchte platzten auf und waren nicht verkäuflich. Auch bei der Zwetschgen-Ernte gab es durch den Regen Probleme mit Pilzerkrankungen und Schimmel.

Auch die Preise für Olivenöl sind wegen heißer trockener Sommer in den vergangenen zwei Jahren explodiert. Reis wurde teurer wegen Trockenheit, Überflutungen und eindringendem Salzwasser aufgrund steigender Meeresspiegel in Italien, Asien und Kalifornien.

Die Preise steigen aber nicht nur für die genannten Produkte – durch den Klimawandel schwanken die Ernten sehr viel stärker als früher. Da sich die Produzenten aber für schwache Ernten absichern müssen, erhöhen sie bereits heute die Preise als Vorbereitung auf zukünftige Ausfälle – und zwar über alle Nahrungsmittelgruppen hinweg.

Zweitens: Steuern.

Und wir reden hier nicht über CO2-Steuern oder grüne Maßnahmen, sondern von ganz normalen Einkommens-, Umsatz- und Mehrwertsteuern.

Der Staat braucht wegen des Klimawandels mehr Einnahmen u.a. für innere und äußere Sicherheit. Wasserknappheit wird zu immer mehr militärischen Konflikten führen, ganze Landstriche vor allem im Süden der Welt werden unbewohnbar. Und das führt zu Migration. Um dieses Problem zu lösen, gibt es drei Vorschläge: Entweder den Grenzschutz massiv ausbauen, um Migranten zu stoppen und abzuschieben – oder Migranten besser integrieren, überwachen und ihnen helfen – oder die Ursprungsländer unterstützen, damit die Menschen dort bleiben können. Egal was man tut, es wird richtig teuer. Europas Südgrenze ist die tödlichste Grenze der Welt, seit 2014 sind dort knapp 30.000 Menschen gestorben. Und obwohl die echten Migrationswellen noch gar nicht begonnen haben zerreißt die Diskussion darüber schon heute unsere Gesellschaft und treibt die Menschen in die Arme extremistischer Parteien!

Zweitens braucht der Staat mehr Geld für das Gesundheitswesen, das sich auf Hitzschläge und nordwärts wandernde tropische Krankheiten einstellen muss, außerdem werden Pandemien durch den Verlust von Lebensräumen wahrscheinlicher.

Und drittens braucht man mehr Geld für die Infrastruktur. Hangrutsche und Unterspülungen müssen repariert werden, Maßnahmen gegen Überflutungen kosten immense Summen Geld, und das ist keine theoretische Überlegung. In der RNZ konnten wir lesen:

Wird das Regenrückhaltebecken in Schriesheim jetzt unbezahlbar? Der Deutsche Wetterdienst hat die Niederschlagsmengen für ein hundertjährliches Hochwasser aktualisiert, was eine komplette Neuplanung des Regenrückhaltebeckens oberhalb es Mühlenhofs erfordert. Das ist keine graue Theorie: Der Starkregen in Altenbach letztes Jahr war bereits MEHR als ein 100jähriges Hochwasser, zum Glück für Schriesheim kam es nicht aus Wilhelmsfeld und das vorhandene Rückhaltebecken unterhalb Altenbachs konnte das Wasser auffangen. Die bisherigen Planungen für ein Becken von 300m Länge und 100m Breite werden daher nicht ausreichen, womöglich muss gar die Landstraße verlegt werden. Statt 5 Millionen wird das Becken jetzt zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten.

Von diesem Betrag könnte man schon mal zwei oder drei Windräder auf dem Weißen Stein bauen.  Aber anders als mit einem Windrad oder einer Solaranlage verdient man mit Klimaanpassung kein Geld. Man spart nicht mal etwas, wie das bei einem eAuto oder einer Wärmepumpe der Fall ist, die im Betrieb günstiger sind als Benzin, Öl oder Gas zu verbrennen. Und das ist auch das Hauptproblem in der aktuellen Diskussion: Viele Menschen und Politiker unterscheiden nicht zwischen Kosten und Investitionen. Eine Investition zahlt sich über die Zeit aus, Kosten aber bleiben – und man bleibt abhängig von den Preisen der Hersteller, von den negativen Auswirkungen auf das Klima und dem ethischen Dilemma mal ganz abgesehen.

Drittens: Versicherungen.

Die Feuer in Los Angeles haben erschreckend deutlich gemacht, dass auch Vermögen nicht vor immensen Verlusten schützt. Eine Studie im Herbst 2023 hat errechnet, dass schon zwischen 2000 und 2019 durch klimabedingt verstärktes Extremwetter weltweit Schäden in Höhe von 2,7 Billionen Dollar ZUSÄTZLICH entstanden sind, das sind 15,5 Millionen Dollar PRO STUNDE! In Deutschland alleine entstanden in den vergangenen 30 Jahren Schäden von rund 123 Milliarden Euro.

Und viele dieser Schäden sind versichert. Allein die deutschen Versicherungsunternehmen mussten 2022 noch 4,3 Milliarden Euro auszahlen, 2023 dann 4,9 Milliarden und 2024 bereits 5,5 Milliarden. Entsprechend steigen die Versicherungsbeiträge: Für Wohngebäudeversicherungen 2023 um 14,7 Prozent, 2024 um weitere 7,5 Prozent, für Vollkaskoversicherungen 2023 um 3,7% und 2024 bereits um 21% Prozent. Und wenn die Risiken für Eigentum in bestimmten Bereichen, z.B. an Flüssen zu hoch werden, kann es sein, dass die Versicherer diese überhaupt nicht mehr versichern. Und das bedeutet, sie werden unverkäuflich. Die nächste globale Finanzkrise wird wahrscheinlich von der Versicherungsindustrie ausgehen.

Fazit

Und das ist nur der ökonomische Schaden der Klimakrise, den wir alle heute schon bezahlen, und der in den kommenden Jahren massiv zunehmen wird. Wenn wir über den Wert reden, den eine intakte Natur hat, dann brauchen wir nicht weiter zu schauen als nach Schwetzingen, wo der englische Landschaftsgarten bereits seit Juni 2024 aus Sicherheitsgründen gesperrt ist – und zwar wegen der rapide zunehmenden Schäden an der Baumsubstanz aufgrund des Klimawandels, speziell durch neuartige Pilz- und Komplexerkrankungen.

Sie sehen also – die teuerste Art und Weise mit dem Klimawandel umzugehen, die uns am meisten von allen Optionen kosten wird, ist ihn zu ignorieren. Die Gesamtinvestitionen in die Energiewende bis 2100 sind sechs Mal geringer als die geschätzten Kosten der Klimafolgen alleine bis 2050!

Eine Studie des International Monetary Fund hat ergeben, dass jedes Grad Temperaturanstieg mehr als zwei Prozent Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zur Folge hat – in wärmeren Ländern sogar über 3 Prozent. Und das ist natürlich problematisch, wenn Parteien alleine auf das Wirtschaftswachstum zur Finanzierung ihrer Pläne hoffen.

Lautstärke-Simulation für Windparks Weißer Stein und Lammerskopf

Für das Maximalszenario von 10 Windkraftanlagen am Weißen Stein und 11 auf dem Lammerskopf, für welches wir zahlreiche Visualisierungen berechnet haben (inzwischen auch für das Steinachtal und Neckargemünd), hat Wolfgang Schlez, Direktor der Beratungsfirma ProPlanEn und Mitglied von Scientist for Future Heidelberg eine Schallsimulation erstellt.

Auch diese arbeitet mit konservativen Annahmen, d.h. Anlagen mit 105dB auf Nabenhöhe, schallhartem Untergrund (in Wirklichkeit wird der Wald die Ausbreitung stark dämpfen) und Verzicht auf die Simulation von Geländereflektion.

Trotz all dieser Maximal-Annahmen zeigt sich, dass die höchsten Schallpegel, die im Süden von Wilhelmsfeld sowie Altneudorf, Schönau und Ziegelhausen erreicht werden, nicht höher als 37 dBA sein werden (d.h. etwa so laut wie Blätterrascheln) bzw. 39 dBA (leises Gespräch) in Peterstal. In allen anderen Gemeinden sind maximal 32 dBA (Flüstern) zu erwarten.

Der Grenzwert der Technischen Anleitung Lärm für reine Wohngebiete Nachts beträgt 35 dBA. Der Tages-Grenzwert beträgt dagegen 50 dBA (leise Radiomusik), diese Werte werden nur in unmittelbarer Nähe (bis ca. 300m) der Anlagen erreicht.

Da die Einhaltung dieser Grenzwerte Vorraussetzung für die Genehmigung ist, kann man davon ausgehen, dass sie bei der Standortwahl berücksichtigt werden (dies haben wir für unsere Simulation nicht getan!), darüber hinaus können Leistungsregelungen nachts für eine weiter verminderte Lautstärke sorgen.

Sie können die Simulation hier auf einer interaktiven Karte anschauen.

FAQ Windkraft am Weißen Stein

Wie bei der Podiumsdiskussion besprochen, werden wir hier nach und nach alle eingegangenen Fragen beantworten

Inhaltsverzeichnis

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Fridays for Future Heidelberg zur Windkraft im Odenwald

Die Rede von Clara Brombacher auf der Podiumsdiskussion am 22.11.2024

Teil 1
Teil 2

Ich bin Clara Brombacher und heute stellvertretend hier für Fridays For Future Heidelberg. Sie kennen uns wahrscheinlich von unseren Klimastreiks, die wir übrigens nach wie vor regelmäßig organisieren. Die Ortsgruppe in Heidelberg engagiert sich aber seit einigen Jahren auch für den Ausbau der Windkraft in der Region. Denn es ist für unser Hauptziel, Deutschlands baldigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, natürlich von essenzieller Bedeutung, den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben.

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Warum saß Bürgermeister Oeldorf am 22.11. nicht auf dem Podium?

Eigentlich ist es keine Meldung wert, manchmal aber verselbstständigen sich Informationen und es wird möglich, dass auch unspektakuläre Inhalte eine gesteigerte Aufmerksamkeit erhalten.

So geschehen in der journalistischen Bewertung unserer Podiumsdiskussion „Windkraft am Weißen Stein“ durch den an dem Abend anwesenden Journalisten K. Groß (MM), sowie im letzten Mitteilungsblatt in einem Artikel von Christiane Haase (CDU). Während der MM den Umstand, dass Bürgermeister Oeldorf nicht auf dem Podium saß, als “pikant“ bewertete, gab es von der CDU, C. Haase einen Tadel: „schlechter Stil“. Bedauerlich hieran ist, dass weder Christiane Haase noch sonst jemand von der CDU an dem Abend überhaupt anwesend und auch offensichtlich nicht über die Hintergründe informiert war. Das haben wir aber in einem persönlichen Gespräch nachgeholt.

Warum nun saß Bürgermeister Oeldorf am 22.11. nicht auf dem Podium?

Im April hatten wir eine „Save-the-date“-Email-Einladung an beide Bürgermeister geschickt; Diese erhielt Herr Oeldorf allerdings aus verschiedenen Gründen erst Wochen später. Bürgermeister Faulhaber meldete sich jedoch bald und bot an, entweder im Publikum zu sitzen oder gemeinsam mit Herrn Oeldorf aufs Podium zu gehen. Als sich Bürgermeister Oeldorf dann schließlich meldete, war das Setting schon besprochen und die Werbung öffentlich. In den darauffolgenden Wochen tauschten wir uns daraufhin nochmals mit beiden Bürgermeistern aus, ob das Setting so bleiben sollte; man einigte sich darauf, dass Herr Oeldorf für Fragen in der ersten Reihe sitzen und spontan aufs Podium kommt, wenn es notwendig ist, und Herr Faulhaber den Stand der Planung mit der Dialoggruppe verkündet, wie wir es auch bereits im Pressegespräch der RNZ vom 20.11. angekündigt hatten.

Am Ende der Veranstaltung führte Herr Hörnle von der RNZ ein Interview mit Herrn Oeldorf, in der dieser äußerte, dass sein „Kollege Faulhaber nichts gesagt hat, was ich nicht auch gesagt hätte“ und sich insgesamt zufrieden mit dem Format und der Veranstaltung zeigte; Sie können dies im Bericht der RNZ nachlesen. Auch uns gegenüber äußerte sich Herr Oeldorf ausschließlich positiv. Mittlerweile hat er sich auch offiziell dazu geäußert.

Sauerstoffbilanz Windkraft im Wald

Inzwischen ist auch bei den meisten Kritikern der Windkraft im Wald angekommen, dass ein Windrad (für welches ca. ein Hektar Wald weichen muss) sehr viel mehr CO2 vermeidet als ein Hektar Wald binden kann. Daher werden nun vermehrt andere positive Leistungen des Waldes herangezogen, um zu belegen, dass Windkraft im Wald unsinnig sei. Eines davon ist die Sauerstoff-Erzeugung, denn ein Hektar Mischwald erzeugt pro Jahr ca. 15 Tonnen Sauerstoff.

Nun ist es aber so, dass CO2, wie die Formel schon sagt, aus einem Atom Kohlenstoff und zwei Atomen Sauerstoff besteht. Der Kohlenstoff stammt aus der verbrannten Kohle, der Sauerstoff aber aus unserer Atemluft. Eine Tonne CO2 enthält 273 Kilogramm Kohlenstoff und 727 Kilogramm Sauerstoff. Ein 4 MW-Windrad im Wald um den Weißen Stein erzeugt pro Jahr ca. 14.000.000 kWh Strom und vermeidet dadurch 13.300 Tonnen CO2. Dieses CO2 enthält 9.671 Tonnen Sauerstoff, das unserer Atemluft durch die Kohleverbrennung entzogen würde – d.h. ein Windrad im Wald verhindert den Verlust von 9.671 Tonnen Sauerstoff pro Jahr!

Jetzt wird oft argumentiert, dass man ja die Windräder in die Ebene bauen könne, dadurch hätte man sowohl die Erzeugung der 15 Tonnen durch den Wald als auch die Vermeidung durch die Windräder. Allerdings erzeugt ein Windrad im Wald 4.000.000 kWh mehr Strom pro Jahr, vermeidet daher gegenüber der Ebene auch 3.800 Tonnen CO2 zusätzlich und spart daher auch 2.763 Tonnen Sauerstoff mehr als in der Ebene. Sprich: Wenn man es im Wald baut, spart ein Windrad 184 mal so viel Sauerstoff, wie dieser Wald erzeugen kann. Dass in der Ebene um Heidelberg sowieso keine oder nur sehr wenige Windräder gebaut werden können, lassen wir bei dieser Betrachtung mal außen vor.

Berichte des SWR mit Interviews von Energiewende Bergstraße

Kampf um Windräder hoch über Schriesheim und Dossenheim

Der Bau von Windrädern ist umkämpft. Das Beispiel der geplanten Windkraftanlagen an der Bergstraße zeigt, wie Windkraftgegner vorgehen und wie Befürworter dagegenhalten.

Windkraft im Rhein-Neckar-Kreis: Warum sich der Wind gedreht hat

Der Neubau von Windrädern wird auch in der Region von Gegnern bekämpft. Dennoch entscheiden sich viele Städte und Gemeinden dafür. Gründe dafür gibt es mehrere.

Simulationen von Ansichten der Windparks Weißer Stein und Lammerskopf

Unter folgendem Link finden Sie eine Karte der Windvorranggebiete. Wir haben entlang der Höhenrücken 10 bzw. 11 Windenergieanlagen von jeweils 300 m Gesamthöhe platziert und die Ansicht von verschiedenen Standorten berechnen lassen. Beachten Sie, dass die genauen Standorte noch nicht feststehen, da diese insbesondere nach Umweltgesichtspunkten gewählt werden. Auch Anzahl und Höhe sind von uns als Maximalwerte gewählt worden, in der Realität werden es wahrscheinlich weniger und niedrigere Anlagen. Auf diese Weise können Sie sich aber ein Bild vom „schlimmstmöglichen“ Fall machen.

Klicken Sie auf einen grünen Marker in der Karte, um ein realisitisches Bild im Vergleich zu den Fotomontagen von Gegnern der Projekte wie „Gegenwind Schriesheim“, „ProWaldProWind“ und „NOW Ziegelhausen“ vom jeweils identischen Standort aus zu sehen. Die gelben Marker zeigen Ihnen die Ansichten der Anlagen von weiteren Standorten aus. Die Ansichten werden jeweils links oben (auf dem PC) bzw. unten (auf dem Handy) als Vorschau angezeigt, klicken Sie auf das jeweilige Vorschaubild um es als Vollbild anzuzeigen.

Flächenbedarf für Windkraft im Gebiet Weißer Stein

Windkraft ist die Energieerzeugungsform mit dem geringsten Flächenbedarf. Dies wird besonders augenfällig, wenn man den Flächenbedarf für neun Windkraftanlagen im Windvorranggebiet weißer Stein vergleicht mit dem jährlichen Holzeinschlag im Windvorranggebiet und im gesamten Waldgebiet der drei Gemeinden Schriesheim, Dossenheim und Heidelberg.

Als erstes fällt auf, dass das Windvorranggebiet (Schriesheim ca. 195 Hektar, Dossenheim ca. 174 Hektar, Heidelberg ca. 195 Hektar) nur etwa ein Achtel der gesamten Waldfläche der drei Gemeinden einnimmt (Schriesheim ca. 2190 Hektar, Dossenheim ca. 670 Hektar, Heidelberg Nord ca. 1300 Hektar).

Von dieser 564 Hektar großen Vorrangfläche werden wiederum nur knapp 2% für die tatsächliche Errichtung von neun Windkraftanlagen benötigt (nämlich 1 Hektar pro Anlage); der jährliche Holzeinschlag im Windvorranggebiet ist mit sechs Hektar fast genauso groß – im gesamten Waldgebiet ist der jährliche Holzeinschlag mit ca 41 Hektar sogar fast fünf mal so groß wie der Platzbedarf für die Windkraftanlagen.

Vor diesem Hintergrund ist die Angst vor einer Zerstörung des Waldes oder einem Verlust seiner vielfältigen Funktionen vollkommen unbegründet. Im Gegenteil, durch die vorgeschriebenen bzw. von den Gemeinden gewünschten Umweltverträglichkeitsprüfungen und Ausgleichsmaßnahmen profitiert der Wald und der Artenreichtum des Waldes sehr viel mehr als er durch die Errichtung der Windräder leidet.

P.S.: Die Zahlen für den Holzeinschlag haben wir wie folgt berechnet: Laut Waldhaushaltsbericht 2023 für Dossenheim sollen im Dossenheimer Wald 4000 Festmeter Holz geschlagen werden. Auf einem Hektar befinden sich ca. 600 Festmeter (bei völliger Rodung; je nach Baumart sind das zwischen 100 und 400 Bäume), dies entspricht somit sieben Hektar. Für die Gemeinden Schriesheim und Heidelberg liegt kein entsprechender Bericht vor, wir haben daher die Zahlen für Dossenheim auf die Waldflächen von Schriesheim und Heidelberg hochgerechnet.

Eindrücke vom Greiner Eck

Es ist erstaunlich, wie gut die Windräder am Greiner Eck in der Natur verborgen sind – man nimmt sie erst wahr, wenn man fast direkt davor steht. Die Natur ringsum ist dicht, an den Wegrändern fliegen Schmetterlinge und man hört die Anlagen erst aus nächster Nähe. Von Einschränkungen für die Erhohlung kann keine Rede sein. Ich habe das Greiner Eck letzten Samstag besucht und zahlreiche Fotos und kurze Filme gemacht – überzeugen Sie sich also selbst, wie gut Windkraft und Natur vereinbar sind. Es ist offensichtlich, das Windenergie die naturverträglichste Art der Energieerzeugung ist. Außerdem kann man anhand der Bilder sehr gut sehen, dass die Wiederaufforstungen durchaus nicht zugrunde gehen, wie oft behauptet wird.

Warum im Wald und nicht in der Ebene?

Inhaltsverzeichnis

Der Regionalplan weist in der Region um Heidelberg nur die beiden Gebiete um den weißen Stein und den Lammerskopf als Wind-Vorranggebiete aus. Oft wird aber gefordert, dass doch Gebiete in der Rheinebene besser seien. Dass Windräder bei uns im Wald und nicht in der Ebene gebaut werden sollen, hat folgende Gründe:

Deutlich mehr Ertrag auf den Höhenzügen

Schaut man in den Windatlas Baden-Württemberg, so sieht man, dass statt ca. 13-15 Millionen kWh/a um den weißen Stein, in der Ebene nur ca. 9-11 Millionen kWh/a erreicht werden. Dies ist ein durchschnittlicher Minderertrag von über 30%. Dieser kann auch durch das EEG finanziell nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass die Anlagen in der Ebene höchstwahrscheinlich nicht wirtschaftlich wären. Details hierzu können Sie hier nachlesen.

Windscherung in der Rheinebene

Die Rheinebene um Heidelberg hat eine Besonderheit bei den Windverhältnissen. Während großräumig der Wind vornehmlich aus Richtung West-Südwest weht, haben Windmessungen in Mannheim ergeben, dass er bodennah durch die Rheinebene nach Norden umgelenkt wird.

Dies führt dazu, dass es insbesondere im Raum Heidelberg zwei unterschiedliche Windrichtungen gibt: Am Boden von Süd nach Nord, in der Höhe von West nach Ost. Moderne Windräder mit 160 m – 200 m Nabenhöhe überstreichen mit ihrem Rotor aber beide Bereiche – dies führt zu weniger Ertrag und im schlimmsten Fall zu Schäden an der Anlage bis zum Totalschaden (Vortrag von Dr. Wolfgang Schlez von Scientists for Future am 25.5.2024 in der Stadtbücherei HD).

Dieses Risiko wollen Betreiber nicht tragen, weswegen es zwar mehrere Anfragen von potentiellen Betreibern für den weißen Stein, aber keine für die Rheinebene um Heidelberg gibt (Aussage Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain bei einer Podiumsdiskussion am 21.6.2024 im DAI in Heidelberg). Die Stadt Heidelberg hat daher Windmessungen in Auftrag gegeben, um diesen Effekt genauer zu untersuchen und experimentell zu bestätigen oder zu widerlegen.

P.S. Unsere Erwiderung auf den Artikel von Gegenwind Schriesheim im Mitteilungsblatt 2024/29 können Sie mit Quellen hier nachlesen.

Erwiderung zum Artikel von Gegenwind Schriesheim im Mitteilungsblatt 2024/29

Im letzten Artikel von Gegenwind Schriesheim wird unser Artikel im Mitteilungsblatt 2024/28 kritisiert. Es werden von Gegenwind Schriesheim allerdings im Wesentlichen die lang widerlegten Falschbehauptungen des Klimawandelleugners Fritz Vahrenholt wiederholt. Die im letzten Teil verlinkte Studie stammt nicht von „ausgewiesenen Fachleuten“, sondern vom ehemaligen AfD-Kreisrat Andreas Geisenheiner sowie Klaus K. Maier, zu dem sich im Internet so gut wie nichts findet. Die in besagter Studie verwendeten Quellen umfassen das rechte Blog „Achse des Guten“, das rechtspopulistische Online-Magazin „Tichys Einblick“ sowie die von Vahrenholt gegründete Klimawandel-Leugnungsfirma „relook climate“.

Potential der Energiewende für Schriesheim und Dossenheim

Energieverbrauch und -Erzeugung in Schriesheim und Dossenheim 2019

Wie wir im letzten Artikel gesehen haben, schlagen die Importe von fossilen Energieträgern deutschlandweit mit Summen zu Buche, die deutlich höher sind als die Neuverschuldung des Bundes. Interessanterweise stellt der Import von Öl den Löwenanteil, gefolgt von Gas und nur ein hundertstel der Kosten stammt von Kohleimporten. Dies hat vor allem drei Gründe: Zum Einen nutzt Deutschland zu 2/3 heimische Braunkohle und importiert nur 1/3 Steinkohle. Zum anderen wird Kohle hauptsächlich zur Stromproduktion eingesetzt und Strom stellt nur ein Viertel des Endenergiebedarfs dar. Und schließlich wird Kohle als Energieträger zur Stromerzeugung konsequent zurückgedrängt, inzwischen werden deutlich mehr als die Hälfte unseres Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen.

In Schriesheim und Dossenheim sieht das nicht anders aus: 2019 wurden von den beiden Gemeinden zusammen ca. 360.000 Megawattstunden fossile Energie verbraucht, aber nur 74.000 Megawattstunden Strom. Daraus folgen zwei Dinge:

  1. wenn wir von fossilen Energieträgern unabhängig werden wollen (und dabei ganz nebenbei ca. 20 Millionen Euro sparen), dann müssen wir dringend und schnellstmöglich die Elektrifizierung der Mobilität und der Heizungen angehen.
  2. wenn wir dies tun, dann steigt der Stromverbrauch als dann einziger Energieträger auf mehr als das Doppelte – neue klimaneutrale Erzeugungsanlagen sind also unbedingt erforderlich.

Das Schöne ist, dass die Alternativen zum Verbrennen von Sachen unglaublich effizient sind. Elektroautos brauchen nur ca. ein Drittel des Primärenergiebedarfs von Verbrennern und Wärmepumpen gewinnen 2/3 ihrer Wärme aus der Umgebung. Alleine die Umstellung der Sektoren Mobilität und Wärme ist also das gigantischste Energiesparprogramm, das es jemals gegeben hat, und deswegen fällt der Primärenergiebedarf durch die Elektrifizierung auf ca. die Hälfte ab. Und jetzt wird es richtig spannend: Schriesheim und Dossenheim haben das Potential, durch die Errichtung von nur 6 Windkraftanlagen der 4MW-Klasse und Ausnutzung des Solarpotentials auf Dächern und Freiflächen bilanziell energieautark und vollständig klimaneutral zu werden – und dabei die Stromkosten noch weiter zu senken: Nicht nur die Gemeinden, sondern jeder einzelne Bürger. Diese Chance sollten wir unbedingt nutzen: Ihr nächstes Auto sollte ein Elektroauto sein und Ihre nächste Heizung eine Wärmepumpe.

Stromhandel und fossile Importe

Nachdem Deutschlands Energiewendegegner sich schon seit langem ständig darüber beschweren, dass Deutschland angeblich Stromüberschüsse billig ins Ausland verkaufen und Strom teuer aus dem Ausland kaufen müsse, fordern nun auch Frankreichs Rechte eine Abkopplung Frankreichs vom europäischen Stromnetz – interessanterweise mit demselben Argument: Frankreich müsse teuer Strom kaufen und billig verkaufen, das treibe die Kosten in die Höhe. In der Logik von Energiewendegegnern und rechten Populisten ist gehandelter Strom also immer gleichzeitig zu billig und zu teuer. Es stellt sich also die interessante Frage, wer hier eigentlich tatsächlich von wem profitiert und wer darunter leidet.

Die Antwort ist so einfach wie erwartbar: Wie bei jedem Handel profitieren beide Seiten. Während Frankreich vor allem in den Sommermonaten regelmäßig zu viel Atomstrom ins Netz drückt, den Deutschland gerne günstig einkauft, lässt sich Frankreich im Winter gerne von deutschen Windrädern und Kohlekraftwerken beliefern.

Stromhandel mit Frankreich 2023

Wäre dies nicht möglich, müssten bestenfalls die Erzeuger ihre Kraftwerke abschalten (wodurch sie gar nichts mehr für den Strom bekämen und was gerade bei fossilen Kraftwerken höhere Kosten verursacht als den Strom zu negativen Preisen zu verschenken) und schlimmstenfalls (und gerade in Frankreich mit den trägen Atomkraftwerken wahrscheinlich) würde das jeweilige nationale Netz regelmäßig zusammenbrechen. Der europäische Stromhandel macht also das Netz stabiler und den Strom günstiger, denn: Wenn Strom billig ist (oder sogar negative Preise vorkommen), dann hat das angesichts des verhältnismäßig geringen Anteils des Handels von ca. einem Sechstel an der Gesamterzeugung vornehmlich Auswirkungen auf den nationalen Strommarkt – das heißt es profitieren die Bürger und die Unternehmen.

Anteil des Stromhandels an der Last im Jahresverlauf 2023

Was unsere Energiekosten aber tatsächlich massiv erhöht, sind Importe von Primärenergieträgern – 2023 waren dies 973.493.000 Euro für Steinkohle, 24.396.673.000 Euro für Gas und 42.579.180.000 Euro für Öl – zusammen fast 68 Milliarden Euro für fossile Energie, deutlich mehr als die Neuverschuldung des Bundes von 45,61 Milliarden Euro. Demgegenüber beträgt das Strom-Außenhandelssaldo von -718 Millionen Euro in 2023 nur knapp ein Hundertstel und war in 2022 mit +5,3 Milliarden Euro sogar positiv.

Wenn wir also unsere Energiekosten senken wollen, müssen wir unsere Heizungen und unsere Mobilität auf Strom umstellen und die erneuerbaren Energien ausbauen, denn jedes Windrad, jede Solaranlage reduziert unsere Energiekosten.

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Bericht zum Vortrag „Chancen der Energiewende“ von Bertram Fleck

Der Vortrag „Chancen der Energiewende“ von Bertram Fleck am 20.04.2024 im Zehntkeller in Schriesheim war begeisternd! Bertram Fleck, ehemaliger Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und Initiator der dortigen Energiewende, berichtete, wie er mit einem starken Team bereits vor 35 Jahren in den Veränderungsprozess einstieg und welche Wertschöpfung daraus seit vielen Jahren für die Bevölkerung und Gemeinden entstand.

Bertram Fleck

Auch jetzt noch mit 74 Jahren vermittelte er mit bemerkenswerter Begeisterung, Humor und viel Fingerspitzengefühl sein Thema. So gewann er schnell die Hörerschaft im Zehntkeller für sich und in der sich anschließenden Fragerunde meldete sich nur eine moderat kritische Stimme zu Wort, ansonsten waren zustimmende, begeisterte Äußerungen oder nach Informationen oder Rat Fragende zu hören.

Das Publikum

Als entscheidend betonte er die Teamarbeit, Kommunikation, Transparenz und Einbindung der Bevölkerung. In Kürze zusammengefasst sind Bertram Flecks Kernbotschaften folgende: Tragt mit allem, was ihr könnt zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei (er hat sehr einfache und pfiffige Ideen dazu), setzt euch mit vollem Engagement für erneuerbare Energie ein, zieht alle an einem Strang (hier bot er erneut überzeugende Ideen, um Bürger und politisch Entscheidende für die Sache zu gewinnen), wartet nicht, bis alle Hemmnisse beseitigt sind, „es ist kein Geld da“ sei kein Argument (Geld lasse sich immer auftreiben, auch hier berichtet er von erfolgreichen Beispielen). Und ganz entscheidend: Handelt jetzt! Zum einen, weil die Klimaveränderungen ein Zögern, Zagen, Zaudern nicht mehr zulassen – zum anderen, weil laut Gesetzeslage ab 2028 ohne Einbeziehung der Kommunen und Bevölkerung Windradanlagen gebaut werden dürfen. Das heißt, es wird sowieso Windräder geben, wenn diese aber von Großkonzernen gebaut werden, ist zu vermuten, dass die Bevölkerung vor Ort nicht an den finanziellen Gewinnen beteiligt sein wird. 

Als Ergebnis der konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien konnte sein Landkreis die regionale Wertschöpfung auf über 40 Millionen Euro jährlich erhöhen. Die einzelnen Gemeinden haben sehr davon profitiert und seitdem genügend Spielraum, um Kindergärten, Schulen, Umweltschutz und das gesamte Angebot an die Bürger hervorragend auszustatten.

Gleichzeitig stimmt Bertram Fleck zu, dass Windräder für manche Menschen nicht schön sind und sie sich dadurch gestört fühlen. Er betont die Wichtigkeit, diese Befürchtungen der Menschen ernst zu nehmen und in die Planungshase einzubeziehen. Meist habe er Ängste vor Veränderungen oder negativen Konsequenzen abbauen und mit den positiven Effekten nachhaltig überzeugen können.

Inzwischen erlebten die Ortschaften mit den erneuerbaren Energien einen deutlichen Zuzug. Daran sehe man auch, wie hoch die Akzeptanz von Windrädern und anderen Anlagen für die ökologische Energiegewinnung inzwischen sei.

Auf die gestellte Frage, ob man prinzipiell lieber anstatt im Wald nur in der Ebene Windräder bauen sollte, erwidert Bertram Fleck, dass wir es uns gerade zum langfristigen Schutz unserer Wälder nicht mehr leisten könnten, auf Standorte im Wald zu verzichten. Vielmehr müsse man für den erfolgreichen Klimaschutz an allen Standorten bauen, an denen es möglich sei. Er betont jedoch auch, dass gut geprüft werden müsse, ob ein Standort entsprechend des Arten- und Naturschutzes angemessen ist (auch in seinem Landkreis seien 148 Windräder abgelehnt worden, aber an den anderen Standorten wurden ca. 270 Windräder gebaut, auch nah an Wohngebieten und im Wald). Sein Landkreis nutze zusätzlich viele andere erneuerbare Energien (z.B. Biogasanlagen, Erdwärme, Photovoltaik, Solarthermie, Grünschnittverbrennung). Durch die Grünschnittverbrennung würden zum Beispiel vier Schulen geheizt.

Bertram Fleck präsentierte in seinem Vortrag sein Lebenswerk, betonte aber von Beginn an, dass diese erfolgreiche Energiewende nur im Team gelingen konnte und es auf die Köpfe ankomme, die am Werk seien. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der ihn an dem Abend gehört hat, nicht beeindruckt gewesen sein könnte! Und wer wünschte nicht, in solch einem innovativen, mutigen und menschennahen Team mitzuarbeiten – oder dass die Energiewende auf diese Weise und mit solchen Ergebnissen auch bei uns schon vollzogen wäre!

Den Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung zum Vortrag lesen Sie hier

Übertriebene Fotomontagen durch Windkraftgegner an der Bergstrasse

Die Anzahl und Größe von Windkraftanlagen zu übertreiben, um Angst zu schüren und Ablehnung in der Bevölkerung hervorzurufen ist ein beliebtes Mittel von Bürgerinitiativen gegen Windkraft. Auch entlang der Bergstraße werden entsprechende Fotomontagen verbreitet. Im direkten Vergleich wird deutlich, wie sehr diese von der Realität abweichen.

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Das obere Bild zeigt eine realistische Darstellung der möglichen Windkraftanlagen am weißen Stein über Dossenheim und Schriesheim. Sie wurde mit Höhendaten der NASA mit Hilfe der Software OSM2World erstellt. Es wurden fünf Anlagen mit 200m Nabenhöhe an geeigneten Standorten gerendert.

Das zweite Bild zeigt eine Fotomontage von Dieter Teufel aus Heidelberg von ungefähr denselben Standort. Deutlich wird, dass entgegen dem Potentialflächen- und Regionalplan Anlagen direkt an die Kante der Höhenrücken eingefügt wurden, darüberhinaus sind die Größenverhältnisse stark überzeichnet, selbst bei Anlagen mit 180m Nabenhöhe. Weiterhin wurde die Absenkung hinter den Horizont und die Verkleinerung mit der Entfernung nur unzureichend berücksichtigt und natürlich wurden die Lichtverhältnisse ignoriert, um die Anlagen mit maximalem Kontrast darzustellen.

Das dritte Bild ist von Handschuhsheim aus aufgenommen, auch hier wurden die Größenverhältnisse übertrieben sowie Absenkung, Verkleinerung und Kontrast nicht korrekt wiedergegeben.

Abschätzung Ertrag Windkraft Wald vs. Ebene

Aufgrund der höheren Windgeschwindigkeiten über den Mittelgebirgen in Baden-Württemberg ist dort der zu erwartende Ertrag so viel höher, dass sich im Vergleich dazu Anlagen in der Rheinebene speziell um Heidelberg finanziell nicht lohnen.

Um die Erträge an verschiedenen Standorten anhand des Windatlas zu vergleichen, nutzt man nicht die „gekappte Windleistungsdichte, sondern die Kennzahl „Jahresertrag in kWh/a“, da dort drei Referenzanlagen anhand ihrer luftdichtekorrigierten Leistungskennlinie und somit ihrer tatsächlichen, anlagespezifischen Kappungsgrenze berechnet sind. Auch die höhere Rauigkeit des Waldes ist im Windatlas bereits berücksichtigt. Für die Windkraftanlage Vestas V-150 4,2 MW zeigt sich folgendes Bild:

Ertragsprognose Gebiet Heidelberg/Schriesheim 160m über Grund für Windkraftanlage Vestas V-150 4,2 MW im Windatlas Baden-Württemberg

Man erkennt, dass statt ca. 13-15 Millionen kWh/a (rosa/violetter Bereich) in der Ebene nur ca. 9-11 Millionen kWh/a erreicht werden (oranger bzw. gelber Bereich). Dies ist ein durchschnittlicher Minderertrag von über 30%. Man würde also für je zwei Anlagen, die man in der Ebene statt auf den Höhen errichtet, noch eine zusätzliche Anlage benötigen, um einen vergleichbaren Stromertrag zu erzielen.

Update: Mittlerweile liegen konkrete Windmessungen vor, denenzufolge der Minderertrag in der Ebene nicht nur 30%, sondern sogar 40% beträgt (d.h. bezogen auf den Ertrag in der Ebene beträgt der Mehrertrag auf dem Berg nicht nur 50% sondern sogar 72%).

Betrachtet man die finanzielle Seite, so ist es korrekt, dass der Bau im Mittelgebirge besondere Herausforderungen stellt (insb. Geländemodellierung und Baumfällungen), aber auch in der Ebene gibt es  Herausforderungen: Speziell in der dicht besiedelten Rheinebene können selten viele Anlagen zu einem Windpark zusammengefasst werden, wodurch weit verteilte Anlagen zu unterschiedlichen Netzanschlusspunkten geführt werden müssen, und somit keine Skaleneffekte genutzt werden. Auch gibt es in der Ebene Ortsdurchfahrten, Querungen, Brücken, Schienen, enge Kurven etc, die alle die Kosten in die Höhe treiben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Errichtung von Windkraftanlagen in der Ebene erschwert, sind die Eigentumsverhältnisse nicht nur am geplanten Standort der Anlage sondern auch der Grundstücke, durch die Zufahrten und Kabel verlegt werden müssen. Auch ist die Vergabe der Pachteinnahmen bei Projekten im Mittelgebirge gerechter, gehören die Flächen doch meist den Gemeinden oder dem Land, wogegen im Offenland zumeist einige wenige Privatpersonen stark profitieren und die Allgemeinheit leer ausgeht.

Wenn man trotz allem annimmt, dass für die Anlagen auf den Höhen ggf. bis zu 2 Millionen Euro höhere Investitionskosten anfallen sollten, so sind das je nach Anlage nur ungefähr 10-20% der Gesamtkosten. Selbst unter diesen Annahmen wird ein Projekt mit identischem Ertrag (also 3 Anlagen in der Ebene vs. 2 Anlagen auf der Höhe) daher in der Ebene insgesamt mindestens 25% teurer (eine Anlage in der Ebene koste z.B. 10 Millionen Euro, dann würde dieselbe Anlage auf dem Berg schlimmstenfalls 12 Millionen Euro kosten. Drei Anlagen in der Ebene kosten dann 30 Millionen, zwei Anlagen auf dem Berg 24 Millionen).

Ein weiterer Aspekt bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist die zu erwartende Rendite. Da der Referenzertrag für die Vestas V-150 4,2 MW nicht öffentlich verfügbar ist, habe ich dies für die kleinere Vestas V126-3.3 MW mit 166m Nabenhöhe berechnet. Dem Windatlas entnehmen wir, dass der durchschnittliche Ertrag in der Ebene (türkiser Bereich) im Schnitt 6 – 7 Millionen kWh pro Jahr beträgt, auf dem Berg (gelber – dunkelbrauner Bereich) im Durchschnitt 10 – 11 Millionen kWh.

Ertragsprognose Gebiet Heidelberg/Schriesheim 160m über Grund für Windkraftanlage Vestas V-126 3,3 MW im Windatlas Baden-Württemberg

Dies sind Brutto-Erträge, d.h die tatsächlichen Erträge können je nach Entfernung zum Einspeisepunkt (max. 0,5% auf 10km) und Abschaltungen (2%) auch leicht geringer ausfallen. Ob diese Verluste im Wald grundsätzlich höher sind, ist spekulativ und hängt von den konkreten Standorten ab. Längeren Wirbelschleppen über dem raueren Waldgebiet kann man mit größeren Abständen zwischen den Anlagen begegnen. Da die Ertragsschätzungen sowieso nur grobe Schätzungen sind, rechnen wir mit den jeweiligen Mittelwerten.

Um die folgende Ertragsberechnung zu verstehen, muss man wissen, dass im Rahmen der 2017 eingeführten Ausschreibungen der Betreiber einen Preis pro kWh bieten muss (der sogenannte „Gebotswert“). Alle Gebote, die unter einem jedes Mal neu durch die Bundesnetzagentur festgelegten Höchstgebot  bleiben (welches gesetzlich festgesetzt 7,35ct/kWh nicht überschreiten darf), erhalten einen Zuschlag. Um windärmere Standorte nicht zu benachteiligen, wird der Gebotswert nach dem Zuschlag mit einem Korrekturfaktor multipliziert, welcher von der Standortgüte abhängt, die wiederum der erwartete Ertrag am Standort geteilt durch den Referenzertrag der jeweiligen Windkraftanlage ist (welcher für fünf Jahre angegeben wird). Weitere Details finden Sie hier.

Es ist also zu erwarten, dass für den schlechteren Standort in der Ebene höhere Beträge pro kWh gezahlt werden als auf dem Berg, und das ist auch tatsächlich so:

Während eine kWh auf dem Berg mit 8,26 ct vergütet wird, bekommt man für die Anlage in der Ebene für die gleiche kWh 11,20 ct, also fast 3 ct/kWh mehr. Dies bedeutet, 6 Millionen jährlich erzeugte kWh im Tal kosten die Gesellschaft 191.100€ mehr als wenn sie auf dem Berg erzeugt würden. 

Und trotz dieses Ausgleichs erzielt die Anlage in der Ebene nur 84% des Umsatzes derselben Anlage auf dem Berg. Angesichts dessen, dass die Kosten für das Windrad selbst den Löwenanteil der Investitionskosten ausmachen ist es gut möglich, dass ein solcher Standort nicht wirtschaftlich ist und also nicht bebaut wird.

Aber ganz abgesehen von diesen Berechnungen: Selbst wenn in der Ebene Anlagen wirtschaftlich sind (Heidelberg führt trotz der Ablehnung durch den Regionalverband Messungen durch) wir können es uns angesichts der galoppierenden Klimakrise nicht leisten, auf ertragreiche Standorte zu verzichten, selbst wenn diese im Wald liegen.